Kommt ein eigener liturgischer Ritus für die Amazonas-Region?
Bei der Amazonas-Synode ist über die Einführung eines liturgischen Ritus für die Region Amazonien diskutiert worden. Einige Synodenväter hätten am ersten Sitzungstag den Vorschlag gemacht, ad experimentum einen "amazonischen katholischen Ritus zu entwerfen", berichtete "Vatican News" am Dienstag. Erlaubt sei, "was nicht mit Aberglauben zusammenhängt und sich mit dem wahren Geist der Liturgie verträgt", lautete der Tenor der Debatte. Daher sprachen sich namentlich nicht genannte Synodenväter dafür aus, "die Erfahrungen jener indigenen Gemeinschaften miteinander zu teilen, die inkulturierte Feiern für einige Sakramente, wie Taufe, Hochzeit und Priesterweihe, haben". So wie es ein Ökosystem der Umwelt gibt, gebe es auch eines der Kirche, hieß es.
Am zweiten Tag der Synode kam es zu kontroversen Diskussionen über die Weihe von "viri probati". Einige Teilnehmer hätten diese Option unterstützt, um eine regelmäßige Feier der Sakramente sicherzustellen. Andere Synodenväter sprachen sich gegen "viri probati" aus, da der Priester dadurch zu einem "einfachen Funktionär" der Heiligen Messe reduziert werde, ohne "ein Hirte der Gemeinschaft, ein Meister des christlichen Lebens, eine konkrete Präsenz der Nähe Christi" zu sein.
Die Riten der Kirche
In der katholischen Kirche gibt es verschiedene Riten: Am weitesten verbreitet ist der römische Ritus, der in den allermeisten Pfarreien in der ordentlichen Form, und in einigen wenigen Gemeinden in der außerordentlichen Form gefeiert wird, die auch als Tridentinische Liturgie bekannt ist. Neben dem römischen Ritus gibt es in der Lateinischen Kirche zudem weitere Eigenriten von Bistümern oder Orden, wie den ambrosianischen Ritus (Mailand), den mozarabischen Ritus (Toledo) oder den gallikanischen Ritus (Lyon). Die 23 katholischen Ostkirchen besitzen zudem jeweils eigene Riten.Bereits am ersten Tag der Beratungen hatte die Amazonas-Synode dem Bericht zufolge bereits die Möglichkeit der Weihe von "viri probati" thematisiert. Der Wunsch nach einem regelmäßigen Empfang der Sakramente sei legitim, doch er dürfe nicht zu einem "grundsätzlichen Überdenken" der Verbindung von Priesteramt und Zölibat führen. Die Synodenväter empfohlen zudem eine "stärkere Berufungspastoral unter jungen Indigenen" zur Stärkung der Evangelisierung in den entlegensten Gebieten der Amazonas-Region. Generell müsse jedoch vermieden werden, dass es "Katholiken erster Klasse" gebe, die einen leichten Zugang zur Eucharistie hätten, und "Katholiken zweiter Klasse", die teilweise bis zu zwei Jahren ohne sie auskommen müssten.
Synodenteilnehmer loben Greta Thunberg
Auch Greta Thunberg und die "Fridays for Future"-Bewegung wurden bei den gestirgen Beratungen erwähnt. Die Synodenväter lobten den "Protagonismus junger Leute für eine ganzheitliche Ökologie". Es sei von großer Bedeutung, mit jungen Leuten "über ihre Umweltschutz-Themen ins Gespräch zu kommen". Sie könnten "die Kirche antreiben, in diesem Bereich prophetisch aufzutreten". Sich für ökologische Themen einzusetzen sei mehr als "eine Mode", sondern "eine Frage von Leben und Tod für den Menschen und den Planeten".
In das Komitee, das das Abschlussdokument der Synode erstellt, wurden vier Bischöfe aus Ländern gewählt, die in der Amazonas-Region liegen. Mario Antonio Da Silva (Brasilien), Héctor Miguel Cabrejos Vidarte (Peru), Nelson Jair Cardona Ramírez (Kolumbien) und Sergio Alfredo Gualberti Calandrina (Bolivien) verantworten den Bericht, der nach der Synode dem Papst vorgelegt wird. Ursprünglich war auch der mexikanische Kardinal Carlos Aguir Retes in das Komitee gewählt worden, er zog sich jedoch zurück, um einem Bischof aus dem Amazonas-Gebiet seinen Platz zu überlassen. Zu dem Gremium gehören bereits die Kardinäle Claudio Hummes, Michael Czerny und Lorenzo Baldisseri sowie drei Sekretäre der Synode. Papst Franziskus wird das Gremium mit der Berufung von drei weiteren Mitgliedern komplettieren. (rom)