Standpunkt

Wenn der Zölibat der Eucharistie im Weg steht

Veröffentlicht am 17.10.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Zweite Vatikanische Konzil hat den zentralen Wert der Eucharistie betont. Daran muss sich die aktuelle Diskussion über den Zölibat und die Frauenweihe messen lassen, findet Werner Kleine. Es gelte, die richtigen Prioritäten zu setzen.

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Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens – so lehrt es das Zweite Vatikanische Konzil (vgl. LG 11). Dabei weist das Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe Christus Dominus den Pfarrern als Mitarbeitern des Bischöfe eine besondere Aufgabe zu, insofern sie "beim Vollzug des Werkes der Heiligung (...) dafür sorgen [sollen], dass die Feier des eucharistischen Opfers Mitte und Höhepunkt des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde ist" (CD 30). Angesichts der Priorität, die das Konzil der Feier der Eucharistie beimisst, kann es nur verwundern, dass den Gemeinden in aller Welt nicht ausreichend Geweihte geschickt werden, um Eucharistie feiern zu können. Weder der Zölibat noch die Exklusivität, dass nur Männer zu Priestern geweiht werden können, werden unter den Verantwortlichen ernsthaft zur Disposition gestellt – so scheint es jedenfalls.

Der Zölibat etwa wird immer wieder als Geschenk für die Kirche angepriesen – ein Geschenk, das sich angesichts der Priorität, die das Konzil der Eucharistie einräumt, aber eher als "Stehrümchen" entpuppt. Steht er nicht der Aufgabe der Bischöfe im Weg, die Eucharistie wirklich wieder in die Mitte der christlichen Gemeinden zu bringen – nicht als jubeljährlich ersehnte Feier, sondern als sonntägliches Pascha?

In jeder Heiligen Messe bittet die versammelte Gemeinde im Vaterunser "Unser tägliches Brot gib uns heute". Diese Bitte hat es bei näherer Betrachtung in sich, denn Brot fällt nicht vom Himmel. Es ist als Frucht der Erde eine Gabe Gottes aber eben auch Frucht der menschlichen Arbeit. Für die Gabe des täglichen Brotes bedarf es der Zusammenarbeit von Gott und Mensch. Um wieviel mehr gilt das nun dann, wenn das Brot des Lebens in die Mitte des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde gehört. Gab es diese Situation nicht schon in der frühen Kirche, als sich die Episkopen Mitarbeiter suchten, ihnen die Hände auflegten und sie so bevollmächtigten, das Brotbrechen auch in den Gemeinden zu feiern, die zu weit entfernt vom Bischofssitz lagen? Auch das Priesteramt ist also nicht vom Himmel gefallen, sondern erweist sich als Werk episkopalen Erkennens im Angesicht des in der Zeit wehenden Geistes Gottes.

Die Gemeinschaft der Bischöfe steht nun vor der Herausforderung, die Eucharistie auch heute als Quelle, Mitte und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens aufscheinen zu lassen. Brotteig knetet sich nicht durch Beten, sondern durch menschliche Arbeit. Gott scheint all die Gebete um Priesterberufungen nicht zu erhören. Offenkundig hat er andere Pläne. Die Prioritäten müssen nun wohl kraft menschlicher Erkenntnisarbeit neu justiert werden.

Von Werner Kleine

Der Autor

Dr. Werner Kleine ist Pastoralreferent im Erzbistum Köln und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.