Standpunkt

Die Kirche darf es mit den Aktionstagen nicht übertreiben

Veröffentlicht am 24.10.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Warum muss der Diaspora-Sonntag in Deutschland mit dem Welttag der Armen zusammenfallen? Bei kirchlichen Gedenktagen brauche es eine bessere Absprache – und eine Entschlackung, kommentiert Pater Max Cappabianca. Das wäre auch im Sinne der Gemeinden.

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Es ist erfreulich, dass die Amazonas-Synode auf so viel Interesse stößt: Dies zeigt, dass Papst Franziskus einen richtigen Riecher hatte, als er diese Versammlung einberief. Es geht nämlich um wichtige Fragen, nicht nur für das Amazonasbecken.

Aber welcher normale Katholik weiß, dass die Kirche fast zeitgleich einen "außerordentlichen Monat der Weltmission" begangen hat – einberufen von Papst Franziskus höchstpersönlich. An sich ist dies lobenswert, denn Mission ist wichtig und gehört zur DNA der Kirche. Allerdings birgt die Häufung thematischer Akzente die Gefahr, dass man gar nichts mehr richtig mitkriegt.

Ein ähnliches Schicksal droht dem Welttag der Armen, den Papst Franziskus eingeführt hat und der 2019 zum dritten Mal begangen wird, und zwar am 17. November. In Deutschland ist das zugleich der Diaspora-Sonntag, an dem das Bonifatiuswerk für die Katholiken in der Diaspora sammelt. Worüber soll der Pfarrer am Sonntag predigen? Über die Armen in der Diaspora? Es sind zu viele Thematiken, die kirchlich bespielt werden sollen.

Noch dazu scheinen Absprachen keine Stärke der katholischen Kirche zu sein. Warum ist in der ganzen Welt der dritte Sonntag im Oktober der Sonntag der Weltmission (in diesem Jahr der 20. Oktober), nur in Deutschland ist es der letzte (27. Oktober)?

Meines Erachtens müsste ein Gipfeltreffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen stattfinden, in der alle weltweiten kirchlichen Gedenk- und Aktionstage einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. Nur die wirklich wesentlichen Dinge sollten für alle verbindlich festgehalten und weniger Wichtiges entschlackt werden.

Bei dieser Gelegenheit könnte man unsere Gedenktage mit den zivilen zusammenlegen: Warum nicht den von Franziskus gewollten Tag der Armen am "Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut" mitfeiern, den die Vereinten Nationen vor fast 30 Jahren für den 17. Oktober festgelegt haben, oder wenigstens in zeitlicher Nähe zu diesem. Die Gemeinden würden es danken! Die Ausdünnung thematischer Vorgaben gäbe ihnen jedenfalls mehr Luft, selbst thematische Schwerpunkte zu setzen!

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.