Vom Amazonas an die Spree – Anregungen für den "synodalen Weg"
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Rings ums 2. Vatikanum wurde immer wieder bemerkt, dass der Rhein in den Tiber fließe, will sagen, dass die deutsche Theologie einen ziemlich gewichtigen Einfluss auf den Verlauf des Konzils hatte. In umgekehrter Richtung bietet die gestern zu Ende gegangene Amazonas-Synode vielleicht einige Anregungen für den bevorstehenden synodalen Prozess, dem sich die katholische Kirche in Deutschland unterziehen will.
Zum Beispiel die Einsicht, dass einige Fragen und Probleme für nationale Lösungen zu groß sind. Die Lage in Österreich und der Schweiz ist ja nicht völlig anders. Wäre eine regionale Erweiterung über die deutschen Grenzen hinweg sinnvoll, die dann auch ein paar bundesrepublikanische Engstirnigkeiten überwinden könnte? Auch die Einbindung der römischen Kurie scheint mir nicht ganz abwegig. Da sitzen ja nicht nur Verhinderer, sondern auch viele, die durch ihre Arbeit einen globalen Weitblick haben.
Die Amazonas-Synode hatte Gewicht und sogar Pathos. Das kam aber nicht von den Lieblingsthemen der Medien - Zölibat, Weiheämter für Frauen - sondern vom bedrückenden Ernst der ökologischen und sozialen Krise Amazoniens. Der hiesige synodale Weg muss auf etwas Größeres verweisen als nur Strukturfragen. Das Verblassen der Gottesfrage in Mitteleuropa? Geschickt ist möglicherweise auch, dass die Reformansätze eher durch das Offenhalten von Fragen markiert wurden als durch kategorische Forderungen. Das bringt etwas in Bewegung, ohne zu sehr zu brüskieren.
Um das Interesse der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten, braucht es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, wie es inzwischen zu jeder römischen Synode gehört: die gut getimte Veröffentlichung eines Enthüllungsbuches etwa, oder gestohlene Holzfiguren im Fluss. So etwas muss geplant werden. Was die bitteren Attacken pensionierter Kardinäle und anderer Prälaten angeht, kann der deutsche Sprachraum zum Glück auf etliche Akteure zurückgreifen, deren Aufmerksamkeit nach dem Amazonas nun sicher auch auf die deutsche Synode gelenkt werden kann. Nicht empfehlen würde ich aber die Übernahme des Durcheinanders rings ums Stimmrecht der Frauen. Das wirkte dann doch zu unprofessionell.