Die Kirche braucht einen neuen Umgang mit Singles
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Während es für viele gesellschaftlichen Gruppen eine eigene (Kategorial-) Seelsorge gibt – von Jugendlichen bis Senioren, von Schaustellern bis Straftätern – wird eine andere, stetig wachsende Gruppe in der Kirche bisher beharrlich ignoriert: die Singles. Zwar gibt es vereinzelt Angebote wie Single-Gottesdienste oder -Wochenenden. Sie reichen aber noch lange nicht aus. Das zeigt schon ein Blick auf die Zahlen: Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland mittlerweile über 17 Millionen Ein-Personen-Haushalte. Ob Singles ihre Lebensform bewusst wählen oder unfreiwillig allein sind – viele von ihnen sehen sich mit Fragen konfrontiert, die geradezu nach seelsorglichen Angeboten der Kirche rufen. Dabei geht es um Alltägliches wie eine sinnvolle Freizeitgestaltung, aber auch um grundsätzliche Fragen, etwa, wie ein erfülltes Leben auch ohne Partnerschaft oder Kinder gelingen kann.
Doch statt Unterstützung zu geben, ist die Kirche für gläubige Singles oft eine Quelle für Konflikte. Zwar sind sie in ihren Gemeinden wegen ihres vermeintlich hohen zeitlichen Potentials als Ehrenamtler oft sehr gefragt. Auf der anderen Seite steht ihre Lebensweise dem kirchlichen Idealbild von Ehe und Familie konträr entgegen. Dass Singles in der Kirche bisher nur wenig wahrgenommen werden, zeigt sich auf unterschiedlichsten Ebenen: So stehen in der Sakramentenkatechese etwa bei der Ehe, Taufe oder Firmung vor allem Paare und ihre Kinder im Fokus. Singles finden dagegen noch nicht einmal in den Fürbitten des sonntäglichen Gottesdienstes Erwähnung.
Für die Kirche ist es höchste Zeit für einen anderen Umgang mit den Singles. Dazu braucht es erstens eine Bewusstseinsänderung: "Single-Sein" darf kein Tabu-Thema sein. Singles brauchen zwar Unterstützung, aber kein Mitleid. Wo sie im Vergleich zu Familien möglicherweise als defizitär wahrgenommen wurden, muss ihnen künftig auf Augenhöhe begegnet werden. Zweitens braucht es mehr Personal: Zumindest die größeren Bistümer sollten eigene Singlereferenten beschäftigen. Bisher steht das Erzbistum Köln da recht allein auf weiter Flur. Drittens braucht es mehr seelsorgliche Formate. Es könnte zum Beispiel vermehrt spezielle Segen für Singles geben. Vor dem Hintergrund der monastischen Lebensformen und des Zölibats hat die Kirche einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit Alleinlebenden. Da sollte es ihr eigentlich nicht zu schwer fallen, auch auf die Bedürfnisse der wachsenden Gruppe der Singles einzugehen.