Zulehner startet Petition für Kirchenreformen im deutschen Sprachraum
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner will mit einer Online-Petition auch im deutschsprachigen Raum Kirchenreformen anstoßen. Die am Sonntag zu Ende gegangene Amazonas-Synode sei "ein historisches Ereignis für die Weltkirche" gewesen, sie könne "auch in unsere Ortskirchen Bewegung bringen", schrieb der emeritierte Theologieprofessor am Mittwoch in seinem Blog. Die Petition "#Amazonien auch bei uns!" solle kommende Woche online gehen und für Unterschriften geöffnet werden. Auf zulehner.wordpress.com stellte der Theologe einen vorläufigen Textentwurf zur Diskussion.
Adressaten sind die Kirchenleitungen im deutschsprachigen Raum, die den nachsynodalen "Kairos" als günstigen Zeitpunkt nutzen sollen, um dem Papst ähnlich mutige Vorschläge zu machen wie dies im Synoden-Abschlusstext geschehen sei. Enthalten sind eine Selbstverpflichtung zu einem nachhaltigen und sozial verträglichen Lebensstil und ein Impuls zur Milderung des Priestermangels. Wie in Amazonien gebe es auch hierzulande "lebendige Gemeinden, die einen 'eucharistischen Hunger' haben, den zu stillen 'die Hirten verantwortlich' sind", griff Zulehner in seinem Entwurf Worte des Papstes auf.
Die Bischöfe in den deutschsprachigen Ländern sollten Franziskus vorschlagen, den Zugang zum Priesteramt über den Weg zur Diakonatsweihe zu erleichtern, so Zulehner weiter. Denkbar seien Personen, "die für die Jesusbewegung stehen, Erfahrung in der Leitung von Gemeinschaften des Evangeliums haben und von den Gemeinden gewählt werden". Damit Frauen nicht ausgeschlossen blieben, seien die Bischöfe aufgefordert, "den Papst dabei zu unterstützen, endlich auch Frauen den Zugang zum Diakonat aufzumachen".
Auch Ratzinger sprach von "neuen Formen des Amtes"
Der Theologe beruft sich bei seinem Plädoyer für die Priesterweihe "personae probatae" ("bewährter Personen") auf Überlegungen unter anderen des emeritierten österreichstämmigen Bischofs von Xingu in Brasilien, Erwin Kräutler. Zulehner erinnerte daran, was der Konzilstheologe Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. (2005-2013) 1970 in seinem Buch "Glaube und Zukunft" zu diesem Thema geschrieben habe: Die Kirche werde "auch gewiss neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen: In vielen kleineren Gemeinden bzw. in zusammengehörigen sozialen Gruppen wird die normale Seelsorge auf diese Weise erfüllt werden. - Daneben wird der hauptamtliche Priester wie bisher unentbehrlich sein."
Zulehner hatte im Oktober 2017 zusammen mit dem Theologen Tomas Halik die Kampagne "Pro Pope Francis" ins Leben gerufen. Die Initiative ist inzwischen zu einem Netzwerk von Theologen aus aller Welt geworden und will Papst Franziskus bei seinem kirchlichen Reformkurs unterstützen. Ende Januar war dem Papst eine 75.000 Namen umfassende Unterstützerliste der Kampagne als gebundenes Buch übergeben worden. (tmg/KNA)