ZdK-Präsident warnt vor Entschädigungen aus Kirchensteuer
In der Diskussion über Entschädigungsleistungen der katholischen Kirche für Missbrauchsopfer sieht der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, mehr Fragen als Antworten. Es sei "fatal", in einem so frühen Stadium der Beratung davon auszugehen, dass dafür Kirchensteuermittel eingesetzt werden können, sagte er am Dienstag in Bonn. Es sei noch völlig offen, welche Opfer welche Summen bekommen und wie dieses Geld aufgebracht werde. "Die Nutzung von Kirchensteuermitteln für Entschädigungsleistungen würde zu einer Welle der Empörung führen, deren Ausmaß kaum abgeschätzt werden kann", warnte Sternberg.
Der ZdK-Präsident äußerte sich zu den jüngsten Äußerungen des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz hatte am Sonntag gesagt, er sehe keine Alternative dazu, Zahlungen von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer zumindest teilweise aus der Kirchensteuer zu leisten. Ebenso seien Kirchensteuermittel in den Entschädigungsfonds für Heimkinder und in die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" für Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Psychiatrie geflossen. Auch hier trete die Solidargemeinschaft ein, da die meist längst verstorbenen Täter nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden könnten.
Für einen Vergleich der Missbrauchszahlungen aus Kirchensteuermitteln mit der gescheiterten PKW-Maut entschuldigte sich Ackermann am Montag. "Der Vergleich war zu salopp und unpassend. Den würde ich nicht wiederholen", sagte der Trierer Bischof auf Anfrage von katholisch.de. "Menschen, die sich dadurch verletzt fühlen, bitte ich um Entschuldigung." Die Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft in der Pflicht, hatte Ackermann formuliert, ähnlich müssten die Steuerzahler auch für die gescheiterte PKW-Maut aufkommen. "Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen", sagte der Bischof wörtlich. Der Vergleich war unter anderem auf Kritik bei der Bewegung "Maria 2.0" gestoßen.
Frage der Haftung richte sich zunächst an die Täter
Die Deutsche Bischofskonferenz will die Zahlungen an die Missbrauchsopfer neu regeln. Bislang erhalten Betroffene zur "Anerkennung zugefügten Leids" Pauschalzahlungen von rund 5.000 Euro, in Einzelfällen auch mehr. Eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Missbrauchsopfern plädiert für eine pauschale Entschädigung von rund 300.000 Euro pro Fall oder ein abgestuftes Verfahren, bei dem je nach Schwere des Missbrauchs zwischen 40.000 und 400.000 Euro gezahlt werden sollen. Schätzungen zufolge könnte dies Zahlungen von insgesamt bis zu einer Milliarde Euro nach sich ziehen. Eine konkrete Entscheidung der Bischöfe steht noch aus.
Sternberg warnte davor, allgemeine Opferzahlen mit pauschalen Summen zu multiplizieren. Hier seien Beträge im Raum, die im europäischen Rechtsraum bislang noch nie gezahlt worden seien. Die Kirche könne nicht auf beliebige Finanzquellen zurückgreifen. Die in Rede stehenden Summen würden besonders Orden in eine desaströse Lage bringen. Selbstverständlich sei, dass die Kirche Therapiekosten für traumatisierte Menschen trage. Noch sei es aber völlig verfrüht zu sagen, wie ein kirchlicher Entschädigungsfonds ausgestattet werden kann. Im Übrigen richte sich die Frage der Haftung zunächst an die Täter. (tmg/KNA)