Der Zustand der Gesellschaft darf der Kirche nicht egal sein
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Ladenhüter oder Lösung? Rückschritt oder Fortschritt? Die Diskussion über ein verpflichtendes soziales Jahr (verpflichtendes Gesellschaftsjahr) ist nicht verstummt, diese Idee fände vermutlich in der Bevölkerung weit mehr Anhänger als vermutet. Es ist eben weniger die Hintertür, durch die knorrige Konservative ihre schmerzlich vermisste Wehrpflicht wieder einführen wollen (die Bundeswehr ist für einen solchen Ansturm gar nicht mehr ausgelegt) als die dräuende Erkenntnis, dass in diesen Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung und des vergifteten Diskurses soziale und emotionale Kompetenz als Grundpfeiler einer wahren Zivilgesellschaft buchstäblich wieder gelernt werden müssen.
Ist das ein Thema für die katholische Kirche? Ja, wenn sie nicht so mit sich selbst beschäftigt wäre. Der Zustand eines (immer noch) christlich geprägten Gemeinwesens darf Kirche nicht kalt lassen. Es muss ihr ein Herzensanliegen sein, im Sinne der katholischen Soziallehre solidarische, durch Dienst an Benachteiligten und Bedürftigen sozial und emotional gebildete und gefestigte Menschen zu unterstützen und zu fördern. Es muss ihr ein Herzensanliegen sein, dass durch breite soziale Kontakte die Filterblasen und Verirrungen in den sozialen Medien konterkariert und die Erkenntnis gefördert wird, dass auch ein christliches Miteinander nur in toleranter Rede und Gegenrede gedeihen kann.
Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr darf nicht Krücke für staatliches Versagen, Ausputzer für Lücken im Gesundheitssystem oder gar Ersatz für vielfältiges Ehrenamt sein: nein, es ist die sehr aktuelle Chance, durch das gemeinsame Arbeiten mit Menschen unterschiedlicher Altersstufen und unterschiedlicher sozialer Herkunft eine weitere Aufspaltung der Gesellschaft zu stoppen. Und wieder solidarischer, also christlicher zu machen.