Trierer Priestergruppe nennt Gründe für Klage gegen Pfarreienreform
Den vom Vatikan angeordneten vorläufigen Stopp des Pfarreien-Umbaus im Bistum Trier hat die Priestergemeinschaft "Unio Apostolica" begrüßt. Diese Entscheidung nehme "Druck aus dem Kessel", erklärte der Sprecher der Vereinigung, der im saarländischen Wadgassen tätige Pfarrer Peter Leick, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er hoffe, dass nach der Prüfung durch die zuständigen Stellen in Rom andere Strukturen gefunden würden. Zugleich betonte Leick, die Priestergemeinschaft stehe grundsätzlich hinter den Ergebnissen der Diözesansynode. Den Priestern gehe es nicht um Machterhalt. Es sei klar, dass die derzeitige "Kleingliedrigkeit der Pfarreien keine Zukunft" für das Bistum habe.
Das älteste deutsche Bistum gliedert sich in 887 mitunter sehr kleine Pfarreien. Eine Diözesansynode hatte 2016 dem Bischof empfohlen, stattdessen "weite pastorale Räume" zu schaffen und neuartige Netzwerke der Zusammenarbeit im kirchlichen Leben zu finden. Das war von einem Umsetzungsteam so ausgelegt worden, dass die bisherigen Pfarreien aufgelöst und stattdessen 35 neue "Pfarreien der Zukunft" geschaffen werden sollten. Diesen Schritt hatte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am 15. Oktober per Dekret angeordnet. Die "Unio Apostolica" hatte am selben Tag bei der Kleruskongregation im Vatikan Beschwerde dagegen eingelegt. In ihrem Brief an die Behörde kritisierten die Geistlichen vor allem die geplante Leitungsstruktur und die Position der Priester in den Großpfarreien.
Am vergangenen Mittwoch hatte Ackermann die Dekrete veröffentlicht, mit denen die ersten 15 der 35 "Pfarreien der Zukunft" der Diözese zum 1. Januar 2020 offiziell errichtet werden sollten. Einen Tag später wurde bekannt, dass die römische Kleruskongregation den Vollzug des "Gesetzes zur Umsetzung der Ergebnisse der Diözesansynode 2013-2016" ausgesetzt hat. Am Dienstag teilte die Diözese mit, dass Ackermann die Dekrete zur Umsetzung der Pfarreienreform in seiner Diözese zurücknehmen wird.
Aus "Sorge um Schaden für das Heil der Seelen"
Die Reform sieht vor, dass die Großpfarreien von einem Team aus einem Pfarrer und zwei Laien geleitet werden. Dadurch werde die kirchenrechtlich vorgesehene Leitungsvollmacht der Pfarrer eingeschränkt, kritisiert die Gemeinschaft. Die Mehrheit der Priester übernehme künftig keine Leitungsaufgaben und werde im Gesetz nicht erwähnt, so die Priestergemeinschaft. "Sie haben lediglich einen Status als untergeordnete Mitarbeiter des Leitungsteams wie die angestellten Gemeinde- und Pastoralreferenten auch, ohne jegliche Leitungs- und Hirtenaufgabe", heißt es in dem Brief.
Die Priestergemeinschaft sieht darin eine "Entkopplung von Priesterweihe und Hirtenamt". Aus "Sorge um Schaden für das Heil der Seelen" und befürchteter Resignation von Priestern habe die Gemeinschaft sich zu der Beschwerde entschlossen. Die Priester sehen in den Plänen des Bistums außerdem eine Zentralisierung, da 35 Leitungsteams an die Stelle vieler Pfarrer, Kirchengemeinden und Räte träten. Verwaltung und pastorale Aufgaben würden dann von wenigen Menschen geregelt. "Das ist in meinen Augen eine Machtkonzentration", sagte Leick. (tmg/KNA)