Bischof erwartet klare Veränderungen durch "synodalen Weg"

Wilmer: Kirche wird "deutlich partizipativer und weiblicher" sein

Veröffentlicht am 02.12.2019 um 09:44 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/Hildesheim ‐ Viele Menschen zweifeln daran, dass der am Sonntag begonnene "synodale Weg" echte Veränderungen bringen wird. Nicht so der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer: Er glaubt, dass die Kirche "am Ende eine andere sein wird".

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erwartet deutliche Veränderungen vom Reformdialog "synodaler Weg" in der katholischen Kirche in Deutschland. "Es wird sicherlich nicht leicht werden", sagte er im Interview der "Augsburger Allgemeinen" (Montag): "Aber ich bin zuversichtlich, dass die katholische Kirche am Ende eine andere sein wird als jetzt." Sie werde in Zukunft "deutlich partizipativer und weiblicher" sein. Wilmer ergänzte, dass der am Sonntag begonnene Synodale Weg auch eine Folge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche sei. Um künftig Fälle sexualisierter Gewalt zu verhindern, brauche es mehr "Gewaltenteilung und eine Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und dem Staat".

In der kontrovers geführten Debatte um bis zu sechsstellige Entschädigungszahlungen für jedes Missbrauchsopfer warnte der Bischof vor einem Alleingang der katholischen Kirche: "Es wäre für mich fatal, würde sie wieder in diese alte Falle tappen." Er plädierte zugleich für eine "echte Kommunikation" mit den anderen großen Institutionen, allen voran der evangelischen Kirche, den katholischen Ordensgemeinschaften und dem Staat. Die Kirche müsse sich auch mit dem Bundesjustizministerium abstimmen. Wilmer deutete an, dass die deutschen Bischöfe noch einige Zeit benötigen könnten, um sich auf ein Entschädigungsmodell und auf die Höhe der Entschädigung zu einigen.

Ehrliche Aussprache zu Entschädigung aus Kirchensteuer

Zur Frage, ob Entschädigungszahlungen aus Kirchensteuermitteln gezahlt werden sollten, forderte der Bischof "eine ehrliche Aussprache". Die Frage, aus welchen Mitteln man zahle, müsse gut bedacht werden, "weil letztlich alle Mittel vom Volk Gottes stammen". Zudem wies er darauf hin, dass es Bistümer gebe, "die finanziell schwach sind": Hier müssten sich "finanziell stärkere Bistümer mit ihnen solidarisch erklären. Und übrigens auch mit den Ordensgemeinschaften, die es teilweise schon gar nicht mehr gibt oder die bitterarm sind." Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte im November gesagt, dass er zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer keine Alternative sehe, und damit für Diskussionen gesorgt Auch wenn es vielen Gläubigen widerstrebe, mit ihren Beiträgen für Verfehlungen einzelner Geistlicher einzustehen, seien die Kirchenmitglieder als Solidargemeinschaft in der Pflicht, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz.

Nach intensivem Ringen hatten die Bischöfe im Frühjahr einen verbindlichen "synodalen Weg" beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Unter Mitarbeit von Laien und externen Fachleuten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Am Sonntag wurde in zahlreichen großen Kirchen eine sogenannte Synodalkerze entzündet. Bei einer zentralen Feier in München eröffneten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann, den Reformdialog. Die eigentlichen Debatten beginnen mit der ersten Synodalversammlung in Frankfurt vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2020. (tmg/KNA)