Warnung vor der synodalen Sackgasse
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Eine Zeitung titelt "Letzte Chance für die Kirche", und ein bedeutender Theologe meint: "Die Kirche muss sich als glaubwürdige Dienerin der Menschen erweisen, sonst wird sie sich selbst ihr Grab schaufeln." Diese Zitate handeln nicht vom "synodalen Weg", den die katholische Kirche in Deutschland in diesen Tagen einschlägt. Sie sind gut 50 Jahre alt und waren damals Begleitmusik für das niederländische "Pastoralkonzil". Es tagte von 1966 bis 1970 in Noordwijkerhout und war der bislang radikalste Versuch, die katholische Kirche zu modernisieren und ihre Lehre und Disziplin zu liberalisieren. Man wollte darauf reagieren, dass zahlreiche Priester ihren Beruf und viele Gläubige ihre Kirche verlassen hatten. Nur wenn die Kirche endlich in der Moderne ankomme, könne sie überleben, hieß es damals.
Der kirchenrechtliche Status des "Pastoralkonzils" blieb im Vagen, neben Bischöfen und Priestern waren zahlreiche Laien mit Stimmrecht vertreten. Mit einer Mehrheit von 90 Prozent votierte die Versammlung am 7. Januar 1970 für die Abschaffung des Zölibats. Angesichts dieser Sensation gingen andere Modernisierungsbeschlüsse zu Liturgie, Kirchenfinanzen und Sexualmoral in der öffentlichen Wahrnehmung beinahe unter. Papst Paul VI. weigerte sich, die Ergebnisse entgegenzunehmen, er griff aber auch nicht disziplinarisch gegen die "Rebellen" durch. Die Folgen waren chaotische Verhältnisse und ein beschleunigter Exodus von Gläubigen und Priestern. Papst Johannes Paul II. maßregelte dann ab 1979 die liberalen Abweichler. Retten konnte er nicht viel, er vertiefte die Spaltung. Noch mehr Gläubige wanderten ab. Das Gesamtergebnis ist erschreckend. Seit 1970 hat sich die Katholikenzahl in den Niederlanden halbiert, die Kirchenbesucherquote liegt bei einem Prozent.
Auch wenn in Deutschland heute manches anders ist: Man kann aus dem niederländischen Reform-Desaster lernen. Die wichtigste Erkenntnis lautet: Wenn Reformbeschlüsse nicht ins Abseits führen sollen, müssen sie einen Weg nach Rom finden und – etwa über eine vatikanische Regionalsynode für Westeuropa – ins weltkirchliche Gefüge einfließen. Wie so etwas geht, haben die Amazonas-Bischöfe im Oktober in Rom gezeigt.