Standpunkt

Damit der "synodale Weg" auch zum Ziel führt

Veröffentlicht am 13.12.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wenn beim "synodalen Weg" nur Resolutionen und keine Entscheidungen herauskämen, wäre das der "worst case", kommentiert Eckhard Nordhofen. Deshalb rät er den Delegierten, sich auf das dringendste Problem der Kirche hierzulande zu konzentrieren.

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Ein Reisender fragt einen psychoanalytisch begabten Passanten nach dem Weg zum Bahnhof. Der grübelt ein wenig: "Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben." Die Pointe dieses bekannten Frankfurter Witzes entlarvt Marshall McLuhans populären Satz "Der Weg ist das Ziel" als grandiosen Unsinn – abgesehen vielleicht vom Camino nach Compostela. Groß ist dagegen der andere Satz: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Er ist das monumentale Zeugnis eines Medienwechsels. Den Wahrheitsanspruch stellt nämlich kein Text, sondern ein Mensch, in dem das Wort nicht wie sonst immer Schrift, sondern Fleisch geworden war (Joh 1,14). Jesus wollte vorzeigen, wie der Geist Gottes im Menschen in Wort und Tat gegenwärtig werden kann: Fleisch statt Text – der Mensch ein Gottesmedium...

Nun soll in Frankfurt der "synodale Weg" eingeschlagen werden. Diese Tautologie – "synodos" heißt schließlich schon "gemeinsamer Weg" – weckt Befürchtungen. Wenn es am Ende nur wieder heißt, "aber gut, dass wir darüber gesprochen haben" und nichts Handfestes dabei herausgekommen ist außer Texten, Resolutionen und den Positionspapieren der üblichen Verdächtigen, wäre das der worst case.

Damit das nicht passiert und Frankfurt nicht in die Marshall-McLuhan-Falle tappt, ein einfacher strategischer Rat: Nehmt das Problembündel auseinander! Konzentriert euch auf das Dringendste, auch wenn euch die Genderfrage oder das Weltklima als das Wichtigste vorkommen mag. Was ist das Dringendste? Der Brief des Papstes an die deutsche Kirche gibt einen Hinweis: Für die Evangelisation, die er anmahnt, ist in unserer Kirche der Inkarnation die Eucharistie von zentraler Wichtigkeit. Wo sie wegen Priestermangel ausfallen muss und viele "Pfarreien der Zukunft" inzwischen größer sind als das Bistum Görlitz, wird der Glutkern der Evangelisation erlöschen. Meine Hoffnung: Die Bischöfe, die nach dem Austausch aller Argumente nun wirklich gute Gründe haben, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, erhalten so viel Rückenwind aus Frankfurt, dass sie sich getrauen, dieses Zeichen zu setzen, auf das so viele in der Weltkirche warten.

Das ist vielleicht die siebente Brücke über die wir gehen müssen, damit nach den sieben dunklen Jahren einmal wieder der helle Schein leuchtet.

Von Eckhard Nordhofen

Der Autor

Eckhard Nordhofen ist ein deutscher Theologe und Philosoph. Von 2001 bis 2010 war er Leiter des Dezernates Bildung und Kultur im Bistum Limburg. Bis 2014 lehrte er außerdem theologische Ästhetik und Bildtheorie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.