Veränderungsversuche in Kirche seien "sehr frustrierend"

Theologe kritisiert fehlende Verbindlichkeit von Laien-Entscheidungen

Veröffentlicht am 15.12.2019 um 14:35 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Ein Laie dürfe in der Kirche nur beraten und müsse "das Glück haben, dass einem einer zuhört", kritisiert Moraltheologe Daniel Bogner. Er fordert verbindliche Entscheidungen von Nicht-Klerikern und nennt den "synodalen Weg" eine "Gesprächstherapie".

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In der Debatte um kirchliche Reformen hat der Moraltheologe Daniel Bogner fehlende verbindliche Formen der Beteiligung von Laien kritisiert. "Sich in der Kirche zu engagieren, um etwas zu verändern, das ist teilweise sehr frustrierend, weil Kirche gar keine Formen und Verfahren anbietet, dass das funktionieren kann", sagte Bogner in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Ein Laie dürfe stets nur beraten und müsse "das Glück haben, dass einem einer zuhört".

Was fehle, seien "wirklich verbindliche Formen der Beteiligung und Mitentscheidung", monierte Bogner, der vor einiger Zeit das Buch "Ihr macht uns die Kirche kaputt" veröffentlicht hat. "Der Umgang mit dem Engagement und dem Einsatz der Gläubigen ist geradezu zynisch in der katholischen Kirche, und zwar vom System her, nicht von vielen durchaus offenen Amtsträgern und Verantwortlichen her."

Aus Sicht Bogners müssen viele Gläubige einen "brutalen Spagat" zwischen zwei Welten hinbekommen: ihrem Leben als Christ und der Institution Kirche. Auf ihn wirke es "respektlos, dass die Kirche das scheinbar ungerührt in Kauf nimmt". Die Kirche habe sich die "Struktur einer absolutistischen Monarchie" gegeben.

Daniel Bogner
Bild: ©Freiburger Nachrichten/Corinne Aeberhard

Daniel Bogner ist Professor für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg.

Immer mehr Initiativen wollten den Status quo nicht mehr akzeptieren. "Sie nehmen es sich heraus, offen ungehorsam zu sein. Sozusagen die kalkulierte Regelverletzung", sagte Bogner. "Es bedeutet, die Platzanweisung durch die Institution zu verweigern."

Um Veränderungen zu erreichen, könnte aus Sicht Bogners ein Streik ein "schlüssiger Schritt" sein. Gläubige könnten etwas tun und müssten nicht passiv bleiben. "Mein Tipp wäre: Fantasie einschalten, kreativ sein, Verbündete suchen und dann heraustreten aus der vordefinierten Rolle." Bogner betonte zugleich generell, dass Kirche "Gott sei Dank" nicht gleich Kirche sei.

Kritik übte Bogner am Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Zusammenhang mit dem "synodalen Weg". Die Laien vom ZdK hätten einen "großen Fehler gemacht, als sie der Satzung zugestimmt haben". Beschlüsse müssten vom jeweiligen Ortsbischof bestätigt werden. "Verbindlich ist dieser Weg also gerade nicht, es gibt keine Augenhöhe zwischen Laien und Klerus." Er sei gespannt darauf, ob die Laien "wirklich auf den Tisch hauen, wenn sichtbar wird, dass es wieder nur Gesprächstherapie bleibt", sagte Bogner. Sonst leide die Glaubwürdigkeit auch des Zentralkomitees. (rom/KNA)