Hagenkord: Man will in Deutschland keine eigene Kirche erfinden
Pater Bernd Hagenkord glaubt nicht, dass der "synodale Weg" eine Kirchentrennung zwischen Deutschland und dem Vatikan auslöst. "Ich sehe nicht, dass man in Deutschland eine eigene Kirche erfinden will", sagte er in einem Interview mit dem Kölner Domradio am Montag. Die Kirche funktioniere in den verschiedenen Ländern der Welt unterschiedlich. Die Kirche in Deutschland etwa habe eine eigene Geschichte und Kultur und eine eigene Form der Missbrauchsdebatte. Dies sei Auslöser für den "synodalen Weg" gewesen und werde auch Einfluss auf ihn haben. "Das wird 'deutsche' Lösungen geben müssen. Wie weit sie dann übertragbar sind, das ist sicherlich die Aufgabe der Weltkirche", sagte der Jesuit.
Synoden in Rom kein gutes Beispiel
In den vergangenen Bischofssynoden in Rom, sieht Hagenkord kein gutes Beispiel für den deutschen Reformprozess. "Da kann man sich viele Dinge abgucken, wie es besser nicht laufen soll", so der ehemalige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan und Vatican News. Die Bischofssynode sei ein Beratungsgremium für den Papst und habe "fast gar nichts zu sagen". Außerdem seien diese Synoden oft unterorganisiert.
Der "synodale Weg" habe noch keine feste Struktur. "Dieser komische Titel heißt ja einfach: Wir müssen das Kind beim Machen noch erfinden", sagte der 51-Jährige. Man habe zwar eine grobe Struktur, diese könne sich allerdings noch ändern. "Es ist eben nicht fix, was es sein soll. Und das ist die große Stärke dieses 'synodalen Wegs', dass wir beim Gehen noch mal die Richtung ändern können. Das ist in Rom eher nicht der Fall", so der Jesuit.
Pater Bernd Hagenkord ist gemeinsam mit der Theologin Maria Boxberg geistlicher Begleiter des "synodalen Wegs". Sie kümmern sich bei den Vollversammlungen um das geistliche Rahmenprogramm mit Messen und Gebeten, haben aber keine Stimme in den vier Synodalforen des Reformprozesses. Seit vergangenem Herbst leitet Hagenkord eine Jesuitenkommunität in München. Davor leitete er zehn Jahre lang die deutsche Redaktion von Radio Vatikan und seit 2017 Vatican News. Beim "synodalen Weg" beraten Vertreter von Kirche und Laien zwei Jahre lang über die Zukunft der Kirche in Deutschland. (cbr)