Kolumne: Mein Religionsunterricht

Wie Schüler die Zeit vor Weihnachten gestalten

Veröffentlicht am 20.12.2019 um 17:15 Uhr – Lesedauer: 

Kusel/Bonn ‐ Für adventliche und weihnachtliche Themen interessieren sich die junge Leute nicht nur im Religionsunterricht. An einer Berufsfachschule gestalteten Schüler jetzt sogar eine Art Adventskalender für die ganze Schulgemeinschaft.

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Was die Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht genau lernen und wie wichtig dies für die jungen Menschen ist, darüber wird bekannterweise viel spekuliert. In der Adventszeit wird mir jedoch wieder bewusst, dass gerade in den Wochen vor Weihnachten für die Schulgemeinschaft sichtbar werden kann, was der Religionsunterricht leistet. Es lohnt sich nämlich, gerade zu dieser Jahreszeit die Klassentüren zu öffnen und ein Stück Religionsunterricht nach "draußen" zu tragen.

Die ganze Schulgemeinschaft begeht den Advent

Das im folgenden beschriebene Projekt gründet in der Idee, dass die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung des Advents nicht einfach in der Klasse erarbeiten und ihr Wissen anschließend etwa in einer Präsentation abrufen, sondern dass die gesamte Schulgemeinschaft, sprich Schüler sowie Bedienstete, etwas vom religiösen Charakter des Advents erfahren. Zurecht merkte einer meiner Schüler kürzlich an, dass zwischen vollen Geschäften zur Weihnachtssaison und den Klassenarbeiten, die vor den Weihnachtsferien noch geschrieben werden, der Sinn und auch der besinnliche Charakter der Adventszeit für viele Menschen zu kurz kommt.

Das Projekt "Anstöße im Advent" wurde von Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschule organisiert und durchgeführt. In der Woche vor dem ersten Advent gestalteten sie eine Stellwand mit weihnachtlichen Bildern und Farben und erarbeiteten im Unterricht zunächst selbst die Bedeutung des Advents. In Form von kurzen kreativen Texten schrieben sie persönliche Gedankenimpulse zum Advent auf und veröffentlichten diese an jedem Schultag der Adventszeit an der Stellwand. Gut platziert im Foyer der Schule konnte der Reli-Kurs sicher sein, dass die weihnachtlich dekorierte und beleuchtete Stellwand ein Blickfang für jeden ist, der morgens das Schulgebäude betritt.

Eine Stellwand mit einem adventlichen Impuls
Bild: ©Maximilian Golumbeck

Das Schulprojekt "Anstöße im Advent" von Schülern der Berufsfachschule.

Dem Feedback zufolge, das der Reli-Kurs bisher erhielt, scheint es wirklich, dass das Projekt einen gewissen Nerv getroffen hat. Der Kurs durfte erfahren, dass die richtigen Worte zur richtigen Zeit tatsächlich etwas bewegen können. So sagte eine Schülerin einer anderen Klasse, dass sie morgens ein Stück weit "positiv gestärkt" den Klassensaal betrat, wenn sie die Gedankenanstöße an der Stellwand las. Ein Kollege der Schule berichtete ebenfalls, dass er die  Impulse nutzte, um im hektischen Alltag zumindest eine Minute lang innezuhalten und den Impuls auf sich wirken zu lassen. Und genau das möchte das Projekt bewirken. Vielleicht bedeutet Advent ja auch, jeden Tag auf ein Neues über die wichtigen Dinge des Lebens nachzudenken.

Schüler als Multiplikatoren für die Weihnachtsgeschichte

Wenn auch nicht jede Klasse an diesem Projekt aktiv mitwirken konnte, so ist es mir in den Wochen vor den Weihnachtsferien immer ein besonderes Anliegen, Advent und Weihnachten im Unterricht zu thematisieren. Zudem trifft die Thematik erfahrungsgemäß auf ein breites Interesse der Schüler. Die jungen Leute erfahren die verschiedenen Weihnachtsbräuche jedes Jahr hautnah, sei es der Adventskranz zuhause, die Lichterketten in den Straßen oder der Weihnachtsbaum im Foyer der Schule. Verständlicherweise möchten sie wissen, warum die Eltern einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufstellen, warum die Familie sich an Heiligabend gegenseitig beschenkt oder was es bedeutet, wenn in der Christmette gesagt wird, Jesus hat in der Heiligen Nacht das Licht in die Welt gebracht.

Wenn der Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler erreicht, kann dieser in der Adventszeit dazu beitragen, die frohe Botschaft der Weihnachtsgeschichte in der Schule ein Stück weit erfahrbar zu machen: Aus dem Stall von Bethlehem scheint ein Licht, das das Leben der Menschen erleuchtet – und möge alles ringsherum noch so dunkel erscheinen. Und die Schüler behalten diese Botschaft nicht für sich, sondern sie tragen sie weiter nach Hause, zu ihren Freunden, zu ihren Familien.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leser, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein hell erleuchtetes, frohes neues Jahr 2020.

Von Maximilian Golumbeck

Der Autor

Maximilian Golumbeck ist Religionslehrer am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum (KBBZ) Neunkirchen/Saar.

Linktipp: Kolumne "Mein Religionsunterricht"

Wie funktioniert Religionsunterricht heute? Genau dieser Frage geht die neue katholisch.de-Kolumne nach. Lehrer verschiedener Schulformen berichten darin ganz persönlich, wie sie ihren Unterricht gestalten, damit sie die Jugend von heute noch erreichen.