Erzbischof nach Benedikt-Einlassung: Franziskus ist regierender Papst
Angesichts der aktuellen Diskussion um eine mögliche Lockerung des Pflichtzölibats in der katholischen Kirche hat der sizilianische Erzbischof Michele Pennisi auf die anstehende Entscheidung von Franziskus verwiesen. Dieser sei der Papst und müsse in seiner Verantwortung für die Weltkirche entscheiden, sagte Pennisi der Turiner Tageszeitung "La Stampa" (Montag). Generell könne man nicht sagen, dass der Einsatz für Christus und die Kirche bei nicht-zölibatär lebenden Geistlichen geringer sei. Der Zölibat sei kein Dogma, sondern eine Tradition mit seelsorglichem und geistlichem Nutzen", so der Erzbischof in dem Interview. In dem erwarteten nachsynodalen Schreiben des Papstes zur Amazonas-Synode könnte es "eine Entscheidung geben, die nicht den gesamten Klerus betrifft, sondern nur bestimmte Situationen oder die Möglichkeit, verheiratete Männer zu weihen".
In einem am Mittwoch in Frankreich erscheinenden Buch mit Kurienkardinal Robert Sarah spricht sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. für die Beibehaltung des Zölibats für römisch-katholische Priester aus. Die Ehe betreffe den Menschen in seiner Gesamtheit - genauso erfordere der Dienst im Namen des Herrn die totale Hingabe des Menschen, so Benedikt. Es erscheine nicht möglich, beiden Berufungen gleichzeitig gerecht zu werden. "Ich glaube dass der Zölibat eine große Bedeutung hat, da er auf einen möglichen irdischen Besitz und ein Leben im Kreis der Familie verzichtet." Der Emeritus habe "legitimerweise seine Überzeugung geäußert", so Pennisi. Aber es sei Aufgabe des regierenden Papstes, nach der entsprechenden Anregung der Amazonas-Synode "eine Synthese der unterschiedlichen Auffassungen zu schaffen" und eine Entscheidung zu treffen.
Pennisi verwies auf die Erfahrung mit verheirateten anglikanischen Priestern, die unter dem Pontifikat Benedikts XVI. zum Katholizismus konvertierten. In seiner Diözese auf Sizilien gebe es seit Jahrhunderten albanische Katholiken des byzantinischen Ritus. Diese haben verheiratete wie zölibatär lebende Priester. "Man kann nicht mit Sicherheit sagen, dass bei den verheirateten die Hingabe an Christus und die Kirche geringer ist", so Pennisi. "In der orthodoxen Kirche sind es die Bischöfe und Mönche, die nicht heiraten. In der lateinischen Kirche sind die Priester zölibatär, die ständigen Diakone nicht", sagte der Erzbischof. Dabei verwies Pennisi auf den Umstand, dass die Diskussion um die sogenannten "viri probati" seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) geführt werde. Franziskus selber hatte mehrfach erklärt, der Zölibat der römisch-katholischen Priester sei wichtig, er wolle ihn nicht abschaffen. (tmg/KNA)