Scharfe Kritik an "Gruppe" um Kardinal Sarah

Theologe: Benedikt XVI. soll zum "Gegenpapst" aufgebaut werden

Veröffentlicht am 14.01.2020 um 14:29 Uhr – Lesedauer: 

Tübingen ‐ Offenbar wolle eine Gruppe um Kurienkardinal Robert Sarah Benedikt XVI. als "Gegenpapst" aufbauen, kritisiert Theologe Albert Biesinger die neuesten Entwicklungen um das Zölibat-Buch. Er hoffe, dass Papst Franziskus nun richtig handle.

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Scharfe Kritik an den Benedikt XVI. zugeschriebenen Äußerungen formuliert der Theologe Albert Biesinger. Mit Blick auf die jetzt bekannt gewordenen Einlassungen sprach Biesinger am Dienstag in Tübingen von einem "heiklen Vorgehen". Offenbar wolle eine Gruppe um Kurienkardinal Robert Sarah Benedikt XVI. als "Gegenpapst" aufbauen. "Ich hoffe, dass dies bei Papst Franziskus dazu führt, dass er umso entschiedener seinen eigenen Eingebungen folgt."

Der Theologe bezog sich auf ein Buch, in dem Benedikt XVI. zusammen mit Kardinal Sarah die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern verteidigt. Auszüge aus dem Werk, das am Mittwoch erscheinen soll, veröffentlichte die französische Tageszeitung "Le Figaro" am Montag.

Von einer im Gestern verhafteten Kirche dringend abzuraten

Derartige Ansichten führen nach den Worten Biesingers zu großer Enttäuschung an der katholischen Basis. So stelle sich vielen Familien mit Kommunionkindern jetzt schon die Frage, wie ihr Nachwuchs angesichts des herrschenden Priestermangels an Eucharistiefeiern in der Nähe zum eigenen Wohnort teilnehmen könne. Er rate aufgrund seiner Vorträge und Einblicke vor Ort dringend ab von einer im Gestern verhafteten Kirche, der im Sinne von Kardinal Sarah nicht an liturgischen Weiterentwicklungen gelegen sei, sagte der emeritierte Religionspädagoge. "Junge Familien werden sich so sicher nicht für das Engagement in den Gemeinden vor Ort gewinnen lassen."

Am Dienstag hatte sich Benedikt von der Autorschaft des Buches distanziert. Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI., sagte, er habe auf Bitten des emeritierten Papstes Sarah am Dienstagmorgen angerufen, dieser möge beim Verlag die Entfernung von Namen und Bild Benedikts vom Bucheinband veranlassen. Auch solle dessen Unterschrift unter Einführung und Schlussfolgerungen in dem Buch gestrichen werden, weil er diese nicht mitverfasst habe. Der Beitrag mit dem Namen des Emeritus im Hauptteil sei allerdings "100 Prozent Benedikt", so Gänswein. (tmg/KNA)