Nicht mehr "und führe uns nicht in Versuchung"

Italiens Katholiken bekommen geändertes Vaterunser

Veröffentlicht am 29.01.2020 um 15:32 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Bitte "und führe uns nicht in Versuchung" ist in Italien bald Geschichte: Die veränderte Übersetzung solle helfen, das Vaterunser "bewusster zu beten" und sei "näher an dem, was die Intention Jesu war", heißt es zur Begründung.

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Italiens Katholiken müssen sich an ein anderes Vaterunser gewöhnen: Die Bitte "führe uns nicht in Versuchung" lautet in der offiziellen Fassung künftig "überlass uns nicht der Versuchung". Der Theologe und Erzbischof Bruno Forte begründete die Änderung gegenüber der Internetseite "Vatican News" damit, die neue Übersetzung sei näher am Sinn des griechischen Originals. Ein entsprechend geändertes italienisches Messbuch soll laut Forte nach Ostern erscheinen. Mit Beginn des neuen Kirchenjahrs am ersten Advent (29. November) tritt die Neuerung in Kraft.

Forte sagte, den Gläubigen sollte die Umstellung keine großen Probleme bereiten. Die veränderte Übersetzung solle helfen, das Vaterunser "bewusster zu beten" und sei "näher an dem, was die Intention Jesu war", so der Erzbischof von Chieti-Vasto, der mehrere Jahre Mitglied der Internationalen Theologenkommission im Vatikan war. Die Probleme aus der alten Übersetzung "in Versuchung führen" erklärte Forte mit einer Bedeutungsverschiebung. Dass Gott "uns irgendwie eine Falle stellt", sei "eine absolut nicht hinnehmbare Vorstellung", so der Dogmatiker.

In einem Fernsehinterview hatte Papst Franziskus im Jahr 2017 gesagt, "und führe uns nicht in Versuchung" sei keine gute Übersetzung. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. "Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan", so der Papst, der sich auf die deutsche Fassung bezog. Einige deutsche Bischöfe betonten daraufhin, eine Neuübersetzung sei nicht notwendig und der Papst habe mit seiner Kritik "keine Handlungsanweisung gegeben". Die französischsprachigen Bischöfe aus aller Welt hatten eine Änderung der sechsten Vaterunser-Bitte bereits 2017 beschlossen. (tmg/KNA)