Erste Synodalversammlung in Frankfurt eröffnet

Marx: Katholiken sollen miteinander und nicht mehr übereinander reden

Veröffentlicht am 30.01.2020 um 16:38 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Die erste Synodalversammlung des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland ist eingeläutet: Zum Auftakt stellten sich Kardinal Reinhard Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Frankfurt der Presse und sagten, was in den kommenden Tagen und insgesamt vom Synodalen Weg zu erwarten ist – und was nicht.

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Mit einem Aufruf zum Miteinander hat die erste Synodalversammlung des Synodalen Wegs begonnen. "Wir wollen nicht mehr gegeneinander, und der eine über den anderen reden", sagte Kardinal Reinhard Marx während der Pressekonferenz zur Eröffnung am Donnerstag in Frankfurt. Er hoffe und bitte, "dass alle, die sich Christen nennen, sorgsam miteinander umgehen und Respekt vor dem anderen haben", so Marx. Das betreffe die Sitzungen der Synodalen ebenso wie die Diskussionskultur in den sozialen Netzwerken.

Man wage ein Experiment, das es so noch nicht gegeben habe, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Gerade deshalb wünsche er sich aber bei den möglichen Reformen einen "realistischen Plan". Man bewege sich im kirchenrechtlichen und weltkirchlichen Rahmen, so Marx. Daher könne man in zwei Jahren keine Wünsche erfüllen, die Aufgabe eines Konzils seien, sagte er etwa mit Blick auf die Priesterweihe von Frauen. Man können zudem nicht alle Probleme lösen, "aber die vier Themen bearbeiten und Voten in die Weltkirche geben".

Sternberg: "Deutsche Nationalkirche" ist "völliger Unfug"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sah das ähnlich. Es gebe drei Arten von Beschlüssen; zunächst die, die in Deutschland umgesetzt werden könnten; dann solche, die als Votum nach Rom gingen; und letztlich welche, "die auch ein Papst nicht so einfach beantworten kann". Dafür brauche es ein Konzil. Sternberg wandte sich daher auch gegen die Behauptung, man plane eine "deutsche Nationalkirche". Das sei "völliger Unfug" und "nichts liegt uns ferner". Man wisse, dass man als deutsche Katholiken nur rund zwei Prozent aller weltweiten Katholiken stelle.

Mit Blick auf die nötige Zweidrittelmehrheit von Bischöfen bei der Beschlussfassung sagte Sternberg: Wenn es zu so einer Mehrheit komme und einzelne Bischöfe die Beschlüsse dennoch nicht umsetzten, müsse man "die Frage nach deren Verständnis von Synodalität stellen".

Bis Samstag diskutieren die 230 Mitglieder der Synodalversammlung bei ihrem ersten Treffen über die Zukunft der Kirche in Deutschland. Zunächst stimmen sie über die Geschäftsordnung sowie die Besetzung der vier Synodalforen ab, zu denen Synodale wie externe Experten gehören werden. Jede der vier Arbeitsgruppen soll etwa 30 Mitglieder umfassen. Anschließend wird inhaltlich über die vier Themengebiete Macht und Klerikalismus, die priesterliche Lebensform, die Sexualmoral sowie die Rolle der Frauen in der Kirche diskutiert.

Die Synodalversammlung ist das oberste Organ des Synodalen Weges und fasst die Beschlüsse. Ihr gehören die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, 69 Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter geistlicher Dienste und kirchlicher Ämter, junge Menschen und Einzelpersönlichkeiten an. Die Synodalen kommen zweimal im Jahr zusammen, das nächste Mal im Herbst dieses Jahres. Dazwischen treffen sich die vier Synodalforen zur inhaltlichen Arbeit. Sie sollen Vorlagen für mögliche Beschlüsse erarbeiten. Der Prozess ist zunächst auf zwei Jahre angesetzt. Am Ende sollen konkrete Reformen stehen. Auslöser für den Synodalen Weg war die im Herbst 2018 veröffentlichte MHG-Studie zum Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. (bod)