Standpunkt

Der erste synodale Versuch ist geglückt

Veröffentlicht am 03.02.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Veranstalter hatten im Vorfeld des Synodalen Wegs von einem "Experiment" gesprochen. Der erste Versuch habe geklappt, kommentiert Tilmann Kleinjung. Doch für die nächste Runde sieht er noch Verbesserungspotenzial.

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Wir sollten diese drei Tage in Frankfurt als Experiment verstehen, haben die Veranstalter gesagt. Experimentell war schon der Name: Synodaler Weg. Das gab es noch nie in der katholischen Kirche, dass Bischöfe und Vertreter des Kirchenvolks offen und öffentlich miteinander diskutieren und Entscheidungen fällen. Das Experiment hätte auch schiefgehen können. "Wie im Chemieunterricht", sagte ein Teilnehmer, "da kann es auch mal explodieren". Doch das lässt sich nach drei Tagen auf dem „Synodalen Weg“ schon sagen: Der erste Versuch ist geglückt.

Auch wenn einzelne Teilnehmer schon die Versuchsanordnung prinzipiell in Frage stellten (Bischof Voderholzer) oder den Ausgang in Zweifel zogen (Kardinal Woelki). Es wurde in Frankfurt offen gesprochen und gestritten und größtenteils auch geduldig zugehört. Die Kritiker des Synodalen Wegs haben sich nicht ins Schneckenhaus zurückgezogen, sondern sich an den Debatten beteiligt. Auch das ein Erfolg. Dass lange um die Geschäftsordnung gerungen wurde, zeigt, wie ernst es den Teilnehmern mit dem Reformprozess in der katholischen Kirche ist.

Ein Manko: Manche Debatten waren doch sehr binnenkirchlich, selbstreferenziell. Auch wenn sich Caritas-Präsident Peter Neher redlich bemühte, immer wieder den Blick von außen ins Versuchslabor einzubringen, beispielsweise bei den Themen Zölibat oder Sexualmoral, die außerhalb des katholischen Orbits kaum mehr kommuniziert werden könnten. Vielleicht laden sich die Synodalen beim nächsten Mal Gäste ein: Menschen, die der Kirche kritisch gegenüberstehen oder mit ihr schon abgeschlossen haben?

Was auch weitgehend fehlte, war die Perspektive der Missbrauchsopfer. Dabei ist die Missbrauchskrise der Ausgangspunkt für diesen Synodalen Weg gewesen. Doch zentrale Fragen konnten die Bischöfe im Vorfeld nicht klären: Wie soll unabhängige Aufarbeitung geschehen? Wie sollen Opfer entschädigt werden? Diese offenen Fragen lasteten als Hypothek auf der Veranstaltung. Aber das lässt sich ja bis zur nächsten Etappe des Synodalen Wegs korrigieren. Im September findet das nächste Experiment statt. Ich bin gespannt darauf.

Von Tilmann Kleinjung

Der Autor

Tilmann Kleinjung ist Chef vom Dienst der Redaktion Religion und Orientierung beim Bayerischen Rundfunk (BR).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.