Termin der Umstrukturierung noch in diesem Jahr steht

Bistum Würzburg: Aus 600 Pfarrgemeinden werden 40 pastorale Räume

Veröffentlicht am 06.02.2020 um 09:53 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Das Bistum Würzburg hat Pläne für die kommenden Jahre abgesteckt: Klar ist nun, wann genau die 600 Pfarreien zu 40 "pastoralen Räumen" zusammengelegt werden. Endgültig müsse dieser Schritt aber nicht sein – und ein bestimmter Begriff wird vermieden.

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Das Bistum Würzburg will bis Ende Oktober seine rund 600 Pfarrgemeinden in etwa 40 große pastorale Räume, jedoch nicht zu Großpfarreien zusammenlegen. Diese würden dann in den kommenden beiden Jahren konkret ausgestaltet, sagte der stellvertretende Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Christoph Warmuth, am Mittwoch in Würzburg. Danach solle es mögliche Korrekturen geben. Der Abschluss des vom früheren Bischof Friedhelm Hofmann 2017 begonnenen Prozesses sei in fünf Jahren geplant.

Die neuen "Räume der Kooperation" seien mehr als nur Struktur, sagte Bischof Franz Jung. "Die Frage ist: Helfen diese Räume und damit die Seelsorge dabei, dass das Geheimnis der Liebe Christi besser erkannt werden kann." Jung hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, auch die Zahl der derzeit 20 Dekanate könnte sich verringern, und dabei die Grenzen der zehn Landkreise als Orientierungsrahmen genannt. Wichtig sei, dass Kirche zugänglich und erreichbar bleibe, sagte Warmuth weiter. Vordringlich sei unter anderem zu überlegen, welche Gremien es künftig in den neuen Räumen geben werde. Die nächsten Pfarrgemeinderatswahlen stehen für das Jahr 2022 an. Auch ein inhaltlicher Rahmen für die Pastoralkonzepte vor Ort solle erarbeitet werden. Derzeit würden bereits unterschiedliche Leitungskonzepte erprobt und ausgewertet. Denkbar seien ehrenamtliche Teams oder Frauen als Leiterinnen.

Diözese rechnet mit 12 Millionen Euro Fehlbetrag

Im laufenden Jahr rechnet das Bistum mit einem Fehlbetrag von 12 Millionen Euro, hieß es weiter. Dieser soll durch Entnahme aus den Rücklagen ausgeglichen werden, sagte der stellvertretende Finanzdirektor Andreas Hammer. Beim größten Einnahmeposten, der Kirchensteuer, kalkuliert das Bistum mit rund 176 Millionen Euro, einer Million weniger als im Vorjahreshaushalt. Grund dafür seien die demografische Entwicklung, die Kirchenaustritte sowie schlechtere Wirtschaftsaussichten. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer seien im vergangenen Jahr voraussichtlich noch einmal um einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag im Vergleich zu 2018 angestiegen, sagte Hammer. Doch die Entwicklung gehe in eine andere Richtung. Das Etatvolumen von rund 222,5 Millionen Euro liegt etwa 1,5 Millionen Euro höher als 2019.

Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Der Würzburger Bischof Franz Jung.

Schon in den vergangenen Jahren musste die Diözese zur Deckung ihrer Ausgaben auf die Rücklagen zurückgreifen. Im Jahr 2017 waren es knapp 18 Millionen Euro, 2018 rund 13 Millionen Euro. Für 2019 waren 15 Millionen Euro veranschlagt worden. Ob diese Summe benötigt wurde, wird erst die Jahresrechnung in einigen Monaten zeigen. Vor vier Jahren dagegen erwirtschaftete die Diözese mit derzeit rund 734.000 Katholiken noch einen Überschuss von knapp sieben Millionen Euro. Bischof Jung hatte bereits Ende 2018 einen Sparkurs für seine Diözese ausgerufen. Dazu soll ein von Generalvikar Thomas Keßler ausgerufenes Baumoratorium sorgen, dass etwa enge Grenzen bei Sanierungen vorsieht. Zunächst will das Bistum seinen Immobilienbestand erfassen und festlegen, welche Gebäude erhalten werden sollen. Dieses bis 2022 geltende Moratorium wirke sich aber noch nicht "Substanziell" auf den Haushalt des laufenden Jahres aus, sagte Hammer. Frühestens ab 2021 erwarte man daraus für den Haushalt eine "spürbare finanzielle Entlastung".

Jung leitet Arbeitsgruppe zu Standards kirchlicher Finanzverwaltung 

Jung gab zudem bekannt, dass er mit einer Arbeitsgruppe des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) ein Regelwerk zum Thema "Good Governance" erarbeiten soll. Dies könne dann Leitlinie für die deutschen Bistümer sein, sagte der Bischof. Es gehe darum, die Leitungs- und Aufsichtsgrundsätze in den Bistümern soweit wie möglich zu vereinheitlichen und dabei heutige Standards der Finanzverwaltung zu berücksichtigen. Dies müsse aber mit den kirchenrechtlichen Vorgaben abgeglichen werden, "was gar nicht so einfach ist". Kernfragen seien, wie Leitungs- und Aufsichtsgremien aufgestellt sein müssten und wie Risikomanagement funktionieren könne. Hier wolle man auch Vorgaben aus der Wirtschaft einbeziehen, sagte Jung. Er sei zuversichtlich, dass die Arbeitsgruppe zum Sommer einen ersten Entwurf einer Arbeitshilfe vorlegen könne. Ihre Gründung sei eine Reaktion auf die Finanzskandale der vergangenen Zeit und Konsequenz aus der Selbstverpflichtung der Bistümer zu mehr finanzieller Transparenz, so der Bischof.

Schließlich äußerte sich der Würzburger Bischof auch zur Debatte um die Finanzierung der Entschädigung von Missbrauchsopfern und bezeichnete sie als "sehr unglücklich". "Es geht am Ende immer zulasten der Betroffenen", sagte Jung vor Journalisten. "Es kann ja nicht sein, dass wir die Mitglieder der Kirche auf der einen Seite ausspielen gegen die Betroffenen." Letztere würden in ein schiefes Licht gerückt und zu Bittstellern gemacht. Deshalb wolle er sich an der Debatte nicht beteiligen, so der Bischof. Der Diözesanratsvorsitzende Michael Wolf sagte, die Laien erwarteten Ergebnisse, "die den Opfern, aber auch den Ortskirchen gerecht werden, ohne die Gemeinden und deren Zusammenleben zu gefährden". Die derzeit diskutierte Forderung nach pauschalem Schadensersatz stelle "eine finanzielle Bedrohung für viele Diözesen" dar. Jung sagte, er erwarte im Sommer Ergebnisse zu dieser Frage. Dies gelte auch für einheitliche Standards bei der Aufarbeitung, zu der sich dann die jeweiligen Bistümer verpflichteten. Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, habe den Bischöfen dazu zuletzt umfangreiche Vorschläge gemacht. Auch einheitliche Leitlinien zur Führung der Personalakten erwarte er bis Sommer, so der Bischof. (tmg/KNA)