Schwere Schäden an Speyrer Domkuppel: "Mussten alle erstmal schlucken"
Die laufende Sanierung der Vierungskuppel des Speyerer Doms wird länger dauern als ursprünglich geplant und sich erheblich verteuern. Als Begründung teilte das Bistum Speyer am Donnerstag mit, dass neueste Untersuchungen an der Dachkonstruktion der Kuppel "Schäden unbekannten Ausmaßes" zu Tage gefördert hätten. Ursprünglich sollte die Sanierung Ende vergangenen Jahres abgeschlossen werden und rund 500.000 Euro kosten. Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärte nun, dass im Zuge der Sanierung bereits 400.000 Euro ausgegeben worden seien und weitere 900.000 Euro veranschlagt werden müssten. Die Sanierung der Kuppel könne zudem "frühestens im Sommer 2021" abgeschlossen werden.
Bereits 2018 waren den Angaben zufolge erste Untersuchungen an den Außenwänden und dem Laufgang der Vierungskuppel vorgenommen und ein Jahr später erste Sanierungsmaßnahmen umgesetzt worden. Die Untersuchung des Dachs sei jedoch erst Ende vergangenen Jahres möglich gewesen, da zuvor noch ein mit Holzschutzmitteln kontaminierter Bereich habe gereinigt werden müssen. Die jetzt erfolgten Untersuchungen hätten "die schlimmsten Befürchtungen wahr werden lassen", so die Diözese. "In diesem Fall mussten wir alle erst mal schlucken, als wir die Schäden gesehen haben", erklärte Domdekan Christoph Kohl.
Risse in der Kuppel "kein Grund zur Besorgnis"
"Durch die Kontamination des Dachstuhls war es zunächst nicht möglich, den Dachraum ohne persönliche Schutzausrüstung zu betreten", erläuterte Drabik. Nach der notwendigen Reinigung, die bereits zu einer Verlängerung der Sanierungsmaßnahme geführt habe, sei das Ausmaß der Schäden im Schwellenbereich der Holzkonstruktion sichtbar geworden.
Laut der Mitteilung des Bistums ist der Schwellenkranz aus Holz, der auf dem Mauerwerk aufliegt, durch Einmauerungen der Hölzer, Feuchtigkeit und teilweise auch durch Holzschädlinge so stark beschädigt, dass die Tragfähigkeit des Daches erheblich gemindert ist. Die Schäden beträfen den gesamten Schwellenkranz und führten zu einer Verschiebung der aus dem Dach kommenden Kräfte. Teile der Holzkonstruktion seien so stark abgesackt, dass nur noch wenig Spiel zwischen Holzkonstruktion und Kuppelschale bestehe. Immerhin: Die Risse, die im Innenraum der Kuppel sichtbar sind, wurden nach Angaben des Bistums erst kürzlich untersucht. Sie seien kein Grund zur Besorgnis.
Die Vierungskuppel gehört zur romanischen Bausubstanz des Doms und markiert weithin sichtbar den Kreuzungspunkt zwischen Lang- und Querhaus. Zuletzt wurden Teile der Vierung vor rund 50 Jahren saniert. Durch die besonders exponierte Lage und falsch eingesetzte Materialien waren Schäden an den Putzflächen bereits vom Boden aus sichtbar geworden.
Keine bösen Überraschungen bei Sanierung der Vorhalle
Keine bösen Überraschungen brachte dagegen laut Bistum die seit 2019 laufende Sanierung der Vorhalle im Westbau des Doms."Hier lief nicht nur alles nach Plan, sondern auch zur höchsten Zufriedenheit aller Beteiligter", teilte die Diözese mit. Als letzte Maßnahme werde die ruhige Winterzeit genutzt, um den Fußboden zu überarbeiten, die Beleuchtung fertig zu stellen und eine Taubenvergrämung zu installieren. Ab dem 1. April werde die Vorhalle dann wieder für die Besucher des Doms geöffnet.
Der im Jahr 1061 geweihte Kaiser- und Mariendom zu Speyer ist die größte komplett erhaltene romanische Kirche der Welt. 1925 wurde das Gotteshaus von Papst Pius XI. in den Stand einer Basilica minor erhoben. Seit 1981 steht der Dom auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. (stz)