Laut Kirchenhistoriker bestätigt Franziskus Synoden-Abschlussdokument

Hubert Wolf: Bischöfe können Papst nun "viri probati" vorschlagen

Veröffentlicht am 13.02.2020 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Im nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus kommen verheiratete Priester nicht vor. Dennoch glaubt der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf: Es gibt immer noch eine Möglichkeit, sie einzuführen – gerade jetzt.

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Laut dem Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat Papst Franziskus in der Frage nach der Priesterweihe für verheiratete Männer den Ball an die lokalen Bischöfe zurückgespielt. Der Pontifex bestätige in seiner Exhortation "Querida Amazonia" das Abschlussdokument der Synode, in dem für die Weihe von "viri probati" votiert werde, so der Theologe in einer Stellungnahme, die katholisch.de vorliegt. "Er betont, er wolle dieses durch sein Apostolisches Schreiben nicht ersetzen", so Wolf.

Franziskus schreibt, er wolle in seiner Schrift nicht "alle Fragen entfalten, die im Schlussdokument ausführlich dargelegt wurden. Ich habe auch nicht vor, es hiermit zu ersetzen oder zu wiederholen" (QA 2). Sein Text solle vielmehr eine "Zusammenschau" als Grundlage einer "Reflexion" sein, "für eine harmonische, schöpferische und fruchtbare Rezeption des ganzen synodalen Weges". Zugleich wolle er mit der Exhortatio das Schlussdokument "offiziell vorstellen" und zu seiner Lektüre anregen (QA 3).

Bischöfe Amazoniens könnten Papst Franziskus nun die Weihe verheirateter ständiger Diakone zu Priestern vorschlagen, interpretiert daraus der Kirchenhistoriker Wolf. Durch diese lokale Rückbindung versuche der Papst, der Kritik der Konservativen in Rom auszuweichen. Die Debatte um "viri probati" sei also "alles andere als abgeschlossen, auch in Deutschland".

 Papst Franziskus lächelnd auf dem Petersplatz
Bild: ©KNA/Paul Haring/CNS photo

Das Schreiben von Papst Franziskus sorgt für Reaktionen.

Was der Papst allerdings wirklich vorhabe, sei kaum zu entschlüsseln, so Wolf weiter – diese Uneindeutigkeit führe zu Verwirrung. Er erkläre sich die Zurückhaltung des Papstes mit seiner Verantwortung für die Einheit der Kirche, auch angesichts der Kritik "aus dem reaktionären Lager". "Ich bezweifle allerdings, dass sich Franziskus mit diesem Lavieren, das auch als Schwäche interpretiert werden kann, wirklich einen Gefallen getan hat."

Im Hinblick auf die Rolle der Frau in der Kirche hält Wolf fest, die Schrift von Franziskus dürfte "für viele Frauen eine große Enttäuschung bedeuten und inakzeptabel sein". Frauen, die nach einer Weihe strebten, Klerikalismus zu unterstellen, halte er für "zynisch". Zudem sei das Frauenbild des Papstes heute kaum noch vermittelbar.

Das 51-seitige Schreiben "Querida Amazonia" ("Das geliebte Amazonien") umfasst vier Kapitel und ist "an das Volk Gottes und an alle Menschen guten Willens" gerichtet. Der Text ist von einer hohen Wertschätzung der Kultur der indigenen Bevölkerung gekennzeichnet. Themen sind die sozialen und ökologischen Probleme der Region sowie die schwierige pastorale Situation. Dem Schreiben liegen die Ergebnisse der Amazonas-Synode zugrunde, die vom 6. bis zum 27. Oktober 2019 im Vatikan stattfand und über "neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" im Amazonas-Gebiet gesprochen hat. (cph)