Theologe Garhammer: Deutsche Bischöfe dürfen Reformweg selbst gehen
Laut dem emeritierten Würzburger Pastoraltheologen Erich Garhammer dürfen die deutschen Bischöfe im Anschluss an das Apostolische Schreiben "Querida Amazonia" ihren begonnenen Reformweg selbst gehen. "Diesen Weg hat ihnen nun der Papst nicht abgenommen", schreibt Garhammer in einem Beitrag (Montag) für das "Münsteraner Forum für Theologie und Kirche". Statt weltkirchliche Lösungen für die Frage nach Ausnahmen vom Zölibat zu präsentieren, fordere das Schreiben die einzelnen Ortskirchen auf, ihre Antworten auf die Amazonas-Synode zu formulieren "und das Evangelium ortsspezifisch Fleisch und Blut werden zu lassen". Der Synodale Weg sei dafür eine Möglichkeit.
Dessen Beschlüsse könnten die Bischöfe "mit guten Argumenten und in Absprache mit Rom" in ihren Diözesen umsetzen, schreibt Garhammer weiter. Die Befürchtung, dass es dadurch zur Spaltung zwischen einzelnen Diözesen komme, müsse nicht abschrecken. "Es gibt aktuell unter dem Deckmantel der Einheit höchst unterschiedliche Realitäten in den Bistümern Deutschlands: Pastoral und Leitungsstil unterscheiden sich jetzt schon diametral." Diese Unterschiede bräuchten dann nicht mehr gekittet zu werden, sondern sollten deutlich werden. "Dann müssen sich einzelne Bischöfe bei ihren Gläubigen für ihren Weg rechtfertigen – mit Argumenten und nicht mit leicht durchschaubaren Ausweichmanövern", so Garhammer.
Kirche müsse überall "auf eigene Art Fleisch und Blut annehmen"
Im Schlussdokument zur Amazonas-Synode hatten sich die Synodenväter dafür ausgesprochen, dass die Bischöfe im Amazonasgebiet die Voraussetzungen dafür schaffen sollten, in Gemeinden ohne ausreichende pastorale Versorgung auch entsprechend ausgebildete Familienväter zu Priestern ("viri probati") weihen zu können, nachdem sie zuvor Diakone waren. Auf diesen und weitere Vorschläge geht der Papst in seinem nachsynodalen Schreiben nicht explizit ein. Stattdessen schreibt er, dass alles, was die Kirche anzubieten habe, "an jedem Ort der Welt auf eigene Art Fleisch und Blut" annehmen müsse, und zwar in einer Weise, "dass die Braut Christi vielfältige Gesichter erhält, die den unerschöpflichen Reichtum der Gnade besser ausdrücken".
Garhammer betont, dass Franziskus mit diesen Sätzen eine Leserichtung für das Schreiben vorgebe. Der Papst schlage vor, für die unterschiedlichen Ortskirchen unterschiedliche Lösungen zu finden – "je nach Erfordernis und in Absprache mit Rom". So habe Franziskus auch in Sachen "viri probati" die "Tür nicht zugeschlagen", er habe diesen Weg lediglich weltkirchlich als "nicht gangbar" erachtet. Die "Störmanöver" im Vorfeld der Veröffentlichung hätten dies "mehr als heftig signalisiert". (mal)