Piusbrüder begehen 25 Jahre Trennung von Rom

Zementierung der Spaltung

Veröffentlicht am 28.06.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Traditionalisten

Econe ‐ Zum 25. Jahrestag der Trennung von Rom hat sich die traditionalistische Piusbruderschaft deutlich vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) distanziert. "Die Gründe für die schweren Irrtümer, die die Kirche derzeit zu zerstören im Begriff sind, liegen nicht in einer falschen Interpretation der Konzilstexte", sondern "in den Texten selbst, und zwar aufgrund der hanebüchenen Ausrichtung" des Konzils, heißt es in einem Dokument, das die drei verbliebenen Bischöfe der Bruderschaft am Donnerstag in Econe/Schweiz unterzeichneten.

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Rom wird darin aufgefordert, "zur Tradition und zum hergebrachten Glauben" zurückzukehren. In ihrer kritischen "Bestandsaufnahme" zur Lage der Kirche loben der Generalobere Bernard Fellay und die weiteren Bischöfe der Bruderschaft, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galarreta, den "heroischen Akt" ihrer Bischofsweihen, die der Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) vor 25 Jahren, am 30. Juni 1988, vornahm. Da die Weihen vom Papst untersagt waren, zogen sich die Beteiligten damals die Exkommunikation zu. Die Trennung von Rom dauert bis heute an.

Die Leiter der Piusbrüder stoßen sich in dem Dokument besonders an der "neuen Messe", die von einem "ökumenischen und protestantischen, demokratischen und humanistischen Geist durchsetzt" sei und "das Kreuzesopfer entleert". Der Papst übe seit dem Konzil nicht mehr seine volle Amtsgewalt aus; der "neue Souverän" sei das sogenannte "Volk Gottes".

Feier des 25. Jahrestags der unrechtmäßigen Bischofsweihe

Die drei Bischöfe feierten am Donnerstag an ihrem Hauptsitz in Econe den 25. Jahrestag der Bischofsweihen mit einem Pontifikalamt und einem Te Deum. Nicht dabei war Richard Williamson, der 2009 als Holocaust-Leugner international Schlagzeilen machte. Er wurde im Herbst 2012 wegen Ungehorsams aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen . Seine Unterschrift fehlt auch unter dem neuen Dokument.

Traditionalistenbischof Bernard Fellay.
Bild: ©KNA

Traditionalistenbischof Bernard Fellay.

Am eigentlichen Jahrestag der Weihen und der Exkommunikation, am Sonntag, will Fellay eine Bischofsmesse im bayerischen Zaitzkofen leiten; am Tag vorher will er dort neun Männer der Bruderschaft zu Priestern weihen. Benedikt XVI. hatte die Leitung der Bruderschaft gebeten, während des Dialogs auf eigene Weihen zu verzichten.

Auch die deutsche Sektion der Piusbrüder erklärte in Stuttgart, die Bischofsweihen vor 25 Jahren seien "ein Akt der Treue zur Kirche" gewesen. "Sie retteten den überlieferten römischen Ritus. Sie waren ein Bekenntnis zum päpstlichen Lehramt", so die Erklärung vom Mittwochabend.

Die "Priesterbruderschaft St. Pius X." wurde 1969 von Marcel Lefebvre gegründet. Sie lehnt die Reformen des Konzils ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so die Aussage Lefebvres, der selbst am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Glaubenspräfekt Müller wartet auf Antwort

Unterdessen betonte der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller, der Ball zu einer Einigung liege im Feld der Traditionalisten. Schon vor über einem Jahr habe Rom der Piusbruderschaft ein lehrmäßiges Dokument zur Annahme überstellt, sagte Müller in einem vorab veröffentlichten Interview mit deutschen Bistumszeitungen. Eine offizielle Antwort darauf stehe nach wie vor aus. Bis dahin seien die Mitglieder der Bruderschaft suspendiert und könnten "ihr Priester- und Bischofsamt nicht legitim ausüben".

Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller.
Bild: ©dpa/Armin Weigel

Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller.

Müller betonte, die Bruderschaft als Ganzes sei aufgefordert, das vatikanische Dokument anzunehmen, das zentrale Inhalte des katholischen Lehramts definiert: "Unabhängig davon ist immer noch der einzelne Priester völlig frei, von sich aus in die Einheit mit der katholischen Kirche, mit dem Papst und den Bischöfen zurückzukehren."

Rom entzog schon 1975 die kirchenrechtliche Zulassung

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht zwar unrechtmäßig, aber gültig.

Papst Benedikt XVI. ließ 2007 die alte lateinische Messe als Sonderform wieder zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche. Im Januar 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt.

Seit Ende 2009 gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden mit Vertretern der Bruderschaft über strittige Lehrfragen. Im September 2011 legte der Vatikan den Piusbrüdern eine "Lehrmäßige Erklärung" über grundlegende Glaubenslehren zur Unterzeichnung vor. Davon hängt eine mögliche Wiedereingliederung der Bruderschaft in die katholische Kirche ab. Seit Frühjahr 2012 scheint der Prozess zum Stillstand gekommen. (luk/KNA)