Als der Papst die Queen exkommunizierte
Während man sich in Großbritannien derzeit von der EU abwendet, wandte sich vor genau 450 Jahren eine große, im Herzen Europas verankerte Institution von Großbritannien ab: die katholische Kirche. Am 25. Februar 1570 erklärte Papst Pius V. die englische Königin Elizabeth I. mit der Bulle "Regnans in excelsis" für abgesetzt und exkommuniziert. Sie wurde aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche ausgeschlossen und war in den Augen des Vatikan nicht länger die rechtmäßige englische Herrscherin.
Englischen Katholiken, die weiterhin zu Elizabeth halten sollten, drohte Pius ebenfalls mit dem Kirchenausschluss. Alle, die einen Treueschwur auf die Königin ablegt hatten, entband er von ihrem Eid und rief sie auf, in den Schoß der katholischen Kirche zurückzukehren. Außerdem erklärte der Heilige Vater ausgerechnet Elizabeths Erzfeindin zur rechtmäßigen Herrscherin über das spätere vereinigte Königreich: ihre Cousine Maria Stuart, die Königin von Schottland, die ihrerseits ihren Anspruch auf den englischen Thron nie aufgegeben hatte.
Zwist zwischen den Engländern und dem Vatikan
Der Zwist zwischen den Engländern und dem Vatikan hatte indes schon viel früher seinen Ursprung genommen. Er erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt, als sich Papst Clemens VII. weigerte, die Ehe von Elizabeths Vater, König Heinrich VIII., mit Katharina von Aragon zu annullieren, damit dieser Elizabeths Mutter, Anne Boleyn, heiraten konnte. Heinrich heiratete Anne trotzdem und setzte die Scheidung von Katharina durch. England spaltete sich von der katholischen Kirche ab und gründete die anglikanische Kirche mit dem König an ihrer Spitze.
Erst nach dem Tod von Heinrichs Nachfolger, Edward VI., folgte mit Maria Tudor, Heinrichs Tochter aus der Ehe mit Katharina von Aragon, erneut eine katholische Königin auf den englischen Thron. Sie machte England während ihrer Regentschaft wieder katholisch – aber nicht für lange Zeit. Unter ihrer Halbschwester Elizabeth wurde das Land nach Maria Tudors Tod 1558 erneut anglikanisch.
Elizabeth ließ allgemeine verbindliche Glaubenssätze ausarbeiten und enthob katholische Bischöfe ihrer Posten. Die päpstliche Bulle von 1570, die Elizabeth für abgesetzt erklärte, half den englischen Katholiken wenig. Vielmehr liefen sie nun noch größere Gefahr, des Landesverrats beschuldigt zu werden. Der prominentesten Katholikin auf der Insel wurde die päpstliche Verordnung dann tatsächlich zum Verhängnis: Die schottische Königin Maria Stuart wurde Elizabeth durch die Bulle nämlich noch gefährlicher. Schließlich hatte der Papst Maria zur rechtmäßigen Königin von England erklärt.
Maria befand sich seit 1568 unter englischem Arrest, nachdem sie vor dem calvinistischen Adel in Schottland in das Königreich ihrer Cousine geflohen war. Infolge der Exkommunikation und Absetzung Elizabeths durch den Papst kam es zur Ridolfi-Verschwörung: Elizabeth sollte ermordet und durch Maria ersetzt werden. Doch das Komplott, in das auch die schottische Königin selbst verwickelt war, flog auf. Viele Jahre später wurde Maria der Beteiligung an der Verschwörung angeklagt und zum Tode verurteilt. Am 8. Februar 1587 verlor die katholische Adelige ihren Kopf. England blieb anglikanisch.
Seit 2015 dürfen englische Könige Katholiken heiraten
Das Verhältnis zwischen Briten und dem Vatikan verbesserte sich nur langsam wieder. Die Gleichberechtigung von Katholiken wurde sogar erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt. Und erst 2015 wurde ein englisches Gesetz von 1701 angepasst, das jeden von der Thronfolge ausschloss, der "die päpstliche Religion bekennt oder einen Papisten heiratet". Seit nunmehr fünf Jahren dürfen englische Königinnen und Könige nun also einen Katholiken oder eine Katholikin heiraten – sie selbst müssen jedoch weiterhin Anglikaner sein.
Auch die englischen Monarchen und der Heilige Vater in Rom näherten sich über die Jahre an. Die englische Königin Elizabeth II. traf beispielsweise bislang fünf Päpste: Die Queen kam unter anderem mit Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus zusammen.