Standpunkt

Den Wert des Zölibats anerkennen, bevor es um seine Abschaffung geht

Veröffentlicht am 09.03.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Zölibat ist nur durch die Tradition begründet. Sagen die, die die Regelung aufweichen wollen. Dabei hat er theologischen Wert. Und nur wenn der erkannt werde, könne man über eine Beibehaltung oder Änderung diskutieren, schreibt Eckhard Nordhofen.

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Es gibt einen breiten Konsens darüber, dass wir uns verheiratete Priester nicht nur vorstellen können, sondern, so wie die Dinge liegen, wünschen müssen. Eine umstandslose "Abschaffung des Zölibats" kommt allerdings nicht in Frage, und nicht nur, weil sie zu viel spalterisches Potential enthielte. In der Februarnummer der "Herder-Korrespondenz" habe ich einen Einstieg in die Zölibatsdebatte vorgeschlagen, der eine Brücke über die Lagergrenzen der Gegner und Befürworter schlagen könnte.

Erster Schritt: Der Wert des Zölibats muss anerkannt werden. Die tiefen theologischen Wurzeln einer Lebensform, die JHWH, den "Ich bin da" in der Gleichzeitigkeit von Präsenz und Vorenthaltung durch einen körperlichen Verzicht bezeugt, in dem Geist und "Fleisch" geradezu inkarnatorisch zusammenkommen, sollten ins Bewusstsein gehoben werden.

Zweiter Schritt: Wenn klar ist, was den Wert des Zölibats ausmacht, kann gefragt werden, ob diese Lebensform eine Vorbedingung dafür sein muss, der Eucharistiefeier vorzustehen. Diese erkennen alle als den Herzraum einer Kirche an, in der das "Wort, das Fleisch geworden und unter uns sein Zelt aufgeschlagen hatte (eskénosen)" fortlebt, auch wenn das Zelt nach 33 Jahren abgeschlagen schien.

Dritter Schritt: Wer die Theologie des Zölibats verstanden hat, wird feststellen, dass diese Lebensform keinen Anspruch auf eine exklusive Bezeugung des Inkarnationsgeschehens machen muss. "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht Kinder Gottes zu werden" (Joh 1,12). Mit anderen Worten: Es geht auch anders. Es sind durchaus Kriterien denkbar, die für ein Priestertum gelten könnten, das durch andere Formen des Zeugnisses ausgewiesen ist.

Vierter Schritt: Die Bischöfe setzen eine Kommission ein, die solche äquivalenten Kriterien ermittelt und Vorschläge macht, wie sie konkret umgesetzt werden könnten.

Bischof Bätzing ist ein Hoffnungsträger und erklärter Brückenbauer. Sein Wahlspruch lautet: "Congrega in unum". Das wird das Kunststück sein: Veränderungen zu ermöglichen und die Einheit zu wahren.

Von Eckhard Nordhofen

Der Autor

Eckhard Nordhofen ist ein deutscher Theologe und Philosoph. Von 2001 bis 2010 war er Leiter des Dezernates Bildung und Kultur im Bistum Limburg. Bis 2014 lehrte er außerdem theologische Ästhetik und Bildtheorie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Hinweis

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