Erstmals nur per Video: Papst erinnert bei Angelus an Lage in Idlib
Wegen der Corona-Krise in Italien ist das sonntägliche Mittagsgebet des Papstes erstmals nur per Video-Stream live auf Großbildschirme auf den Petersplatz übertragen worden. Franziskus selber sprach aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes und nicht wie sonst üblich am offenen Fenster. So konnten an den Eingängen zum Petersplatz die sonst üblichen Sicherheitskontrollen entfallen. Bei diesen stehen Menschen länger dicht gedrängt und sind wie das Sicherheitspersonal einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.
"Dieses Angelus-Gebet heute ist etwas seltsam, mit dem Papst eingesperrt in der Bibliothek", begann Franziskus seine Ansprache, "aber ich sehe euch und bin euch nahe." Er bat um Verständnis für die Maßnahme, die helfen solle, eine weitere Verbreitung des Virus zu vermeiden. Dabei klang der Papst deutlich besser als zu Beginn seiner Erkältung am vergangenen Sonntag.
Gleich zu Beginn grüßte er eine Gruppe mit Vertretern verschiedener Organisationen, die sich für die Menschen in der syrischen Provinz Idlib einsetzen. Die unmenschliche Lage, in der die hilflosen Menschen sich dort befinden, bereite ihm große Sorgen, so das Kirchenoberhaupt. Keinesfalls dürfe man diese Krise aus dem Blick verlieren. Hilfe für diese Menschen und eine Lösung des Konflikts hätten Vorrang vor allen anderen Interessen, ermahnte der Papst die an dem Konflikt beteiligten Kräfte.
Anders als bei den sonstigen Mittagsgebeten des "Angelus Domini" standen die Menschen auf dem Platz weiter verteilt anstatt gedrängt in Richtung des Apostolischen Palastes. So konnten sie auch den von Italiens Regierung geforderten Mindestabstand von einem Meter besser einhalten, wobei dies innerhalb anwesender Gruppen oder Familien nicht der Fall war.
Das erste Angelus-Gebet sprach der Papst nicht vom Fenster des Apostolischen Palastes
Für das öffentliche Angelus-Gebet des Papstes mit Gläubigen war die Video-Live-Übertragung eine Premiere. Ganz zu Beginn dieses Brauchs hatte Papst Pius XII. (1939-1958) im August 1954 noch per Radio von Castel Gandolfo aus gesprochen. Ab Herbst des Jahres sprach er dann live vom Fenster des Apostolischen Palastes.
Papst Johannes Paul II. sprach am 17. Mai 1980, vier Tage nach dem Attentat auf ihn, per Radio aus der Gemelli-Klinik, in der er behandelt wurde. In den letzten Wochen vor seinem Tod am 2. April 2005, als er bereits schwer krank war, wurde seine Ansprache von einem Kardinal verlesen.
Nach dem Mittagsgebet des Papstes soll auch die Generalaudienz am Mittwoch auf die gleiche Weise übertragen werden. Dabei wird die Videoaufnahme - wie sonst auch schon - live auf dem Internetportal Vatican News und von kirchlichen Fernsehsendern übertragen. Diese Änderungen sind Teil der weiteren Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus, die Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Donnerstag angekündigt hatte. Man orientiere sich dabei an den Vorgaben des italienischen Staates.
Zunächst hatten die Apostolische Bibliothek und mehrere Archive mitgeteilt, dass sie in der kommenden Woche nicht öffnen würden. Auch die Päpstlichen Universitäten sind derzeit geschlossen. Am Sonntag gab der Vatikan bekannt, dass die Vatikanischen Museen bis zum 3. April geschlossen würden. Dies gilt auch für die Ausgrabungen unter dem Petersdom, das Museum der Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo sowie für alle Museen anderer Päpstlicher Basiliken wie etwa im Lateran oder Santa Maria Maggiore. Der Petersdom ist aktuell noch geöffnet, die Besucherzahlen haben sich aber drastisch reduziert. (cst/KNA)