Corona-Krise beeinflusst liturgisches Leben in Europa immer mehr

Auch Österreich, Tschechien und die Slowakei schränken Messfeiern ein

Veröffentlicht am 11.03.2020 um 12:13 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Pressekonferenz zur Familiensynode am 16. Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA

Wien/Prag/Bratislava ‐ Erhebliche Einschränkungen für das kirchliche Leben in Europa: Jetzt verhängen auch die Bischöfe der Länder Österreich, Tschechien und Slowakei Maßnahmen für gottesdienstliche Feiern – von einer Beschränkung der Teilnehmerzahl bis zu Verboten.

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Die von den Regierungen verhängten Maßnahmen gegen das Coronavirus führen auch in Österreich, Tschechien und der Slowakei zu erheblichen Einschränkungen im kirchlichen Leben. In Österreich sind Gottesdienste in geschlossenen Räumen nun nur noch mit höchstens 100 Personen, im Freien mit maximal 500 Personen erlaubt, sagte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn (Dienstag) der Presseagentur "Kathpress". Sonstige kirchliche Veranstaltungen mit diesen Teilnehmerzahlen seien abzusagen. In Tschechien verhängte die Regierung ein allgemeines Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Das betreffe auch alle Gottesdienste sowie etwa Pilgerfahrten, teilte die Bischofskonferenz in Prag mit. Die Slowakei verbietet laut deren Bischofskonferenz bis 23. März sogar sämtliche öffentlichen Gottesdienste.

Allerdings solle das kirchliche Leben im Rahmen der Vorgaben weitestmöglich weitergehen, so die Bischöfe der drei Länder. Dafür blieben die Kirchen unverändert geöffnet, erklärte Schönborn. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz rief dazu auf, "zu Hause zu beten, die Kirchen auch außerhalb der Messzeiten für das persönliche Gebet aufzusuchen und auch die Möglichkeit der Werktagsmessen zu nützen". Darüber hinaus werde es Detailregelungen seitens der Diözesen geben.

Kardinal Schönborn rief alle Gläubigen zum Gebet auf, insbesondere "für die Erkrankten und für alle, die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen haben". Die einschneidenden Maßnahmen hätten vor allem zum Ziel, ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen als Hauptrisikogruppe für eine Corona-Infektion zu schützen. Gleichzeitig dankte der Wiener Erzbischof allen, "die mit Augenmaß und Entschiedenheit in dieser schwierigen Situation für das Zusammenleben verantwortlich sind".

Sonntagspflicht anders erfüllen

Tschechiens Bischöfe riefen dazu auf, an Sonntagen zusätzliche Gottesdienste anzubieten, damit nicht mehr als 100 Personen anwesend sein müssten. Gläubige könnten ihre Sonntagspflicht zudem durch das Mitfeiern von Gottesdiensten via Fernsehen, Radio oder Internet erfüllen. Ähnlich äußerten sich die slowakischen Bischöfe. Sie baten alle Priester und Gläubigen, das Verbot, das sie "mit großem Schmerz" akzeptierten, zu befolgen. Die Kirchen sollten für das private Gebet weiter offen stehen. - In Österreich waren am Dienstag 157 Infektionen mit dem Coronavirus, in Tschechien 41 und in der Slowakei 7 Fälle bestätigt.

Am Sonntagabend hatte Italiens Bischofskonferenz bestätigt, dass das jüngste Versammlungsverbot der Regierung auch für alle Gottesdienste und Beerdigungen landesweit gelte. Demnach dürfen zunächst bis 3. April keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert werden. Für Deutschland nannte die Bischofskonferenz verschiedene Schutzmaßnahmen gegen das Virus, der Ausfall von Gottesdiensten war bislang eher die Ausnahme. Die polnische Bischofskonferenz hingegen rief dazu auf, wegen der Verbreitung des Coronavirus mehr statt weniger Messen zu feiern. (tmg/KNA)