Standpunkt

Die Erlassung der Sonntagspflicht reicht nicht als Antwort auf Corona

Veröffentlicht am 16.03.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zwar sei es viel wert zu wissen, ob und wann Gottesdienste stattfänden, kommentiert Agnes Wuckelt. Doch zu Corona müsse die Kirche den Menschen noch mehr zu sagen haben – auch den Kirchenfernen.

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Die Webseiten der deutschen Bistümer informieren seit Tagen darüber, dass kirchliche Veranstaltungen und Gottesdienste nur noch nach Maßgabe der Gesundheitsbehörden stattfinden. Als Hilfestellung gibt es Checklisten für die Entscheidungsträger*innen vor Ort: 1-5 Punkte - geringes Risiko, 6-11 Punkte - mittleres und ab 12 Punkte hohes Risiko. So weit, so gut. Es ist hilfreich zu wissen, ob die Veranstaltung oder der Gottesdienst stattfinden. Und dass sich die katholische Kirche an die staatlichen Empfehlungen und Regelungen hält.

Mehrfach ist – mit Verweis auf can. 1247 CIC – zudem zu lesen, dass Gläubige von der Sonntagspflicht befreit seien, solange staatlicherseits eine akute Gefährdung durch Corona festgestellt sei. Sicher: Es wird Gläubige geben, die die "Sonntagspflicht" überhaupt noch kennen und meist wissen, dass es von ihr Ausnahmen gibt. Aber ist dies angesichts all der Fragen, die mit der Corona-Krise einhergehen, wirklich von Bedeutung?

Hat "Kirche" nicht auch denen, die selten oder nicht mehr am (Sonntags-)Gottesdienst teilnehmen, etwas zu sagen? Alle sind zurzeit damit konfrontiert, dass nicht alles beherrschbar ist. Dass das Vertrauen ins Leben aus Angst verloren zu gehen droht. Die Kraft und Wirksamkeit von Gebet und Gottesdienst (auch in digitaler Form) soll keineswegs in Abrede gestellt werden. Dennoch: Bedeutet Kirche-Sein nicht noch mehr darüber hinaus?

Eine Bürgerbewegung, die sonst mit Petitionen auf Missstände in Wirtschaft und Politik hinweist, schreibt "voller Hoffnung" an die Mitglieder: "...entweder lassen wir zu, dass Angst uns spaltet, oder wir halten in diesem Moment noch viel mehr zusammen." Die derzeitige Krise kann "Nährboden für Angst und Hass" werden; daher gilt es, "uns umeinander zu kümmern". Mit praktischen Anregungen machen die Schreiber*innen Mut: "Wir können es schaffen!"

Letztlich eine Umsetzung von GS 1 "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute... sind auch ... Trauer und Angst der Jünger Christi"?

Von Agnes Wuckelt

Die Autorin

Agnes Wuckelt war Professorin für Praktische Theologie und ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.