Berliner Oberhirte folgt Mehrheitsvotum der Gemeinde

AfD im Pfarrgemeinderat: Erzbischof Koch ordnet Neuwahlen an

Veröffentlicht am 23.03.2020 um 11:47 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Ein AfD-Mitglied kam in den Pfarrgemeinderat, ohne dass die Wähler von der Parteizugehörigkeit wussten. Nach Protesten wandte sich der zuständige Potsdamer Propst zwecks Neuwahlen an Erzbischof Heiner Koch. Der hat nun entschieden.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat im Streit um ein AfD-Mitglied im Pfarrgemeinderat der Potsdamer Gemeinde Sankt Peter und Paul Neuwahlen angeordnet. Wie das Erzbistum bereits am Freitag mitteilte, folgte Koch damit dem Mehrheitsvotum des Gemeinderats. Dieser habe nach einer Anhörung mit nur einer Gegenstimme Koch empfohlen, "Neuwahlen anzuordnen, um eine vertrauensvolle Arbeitsfähigkeit des Gremiums wieder herzustellen und damit einen Neuanfang zu ermöglichen".

Nach der Wahl eines Mitglieds der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) im November in den Pfarrgemeinderat hatte es immer wieder Proteste gegeben. Propst Arnd Franke bat schließlich den Erzbischof um eine Auflösung des Pfarrgemeinderates. Nach Angaben des Bistumssprechers Stefan Förner wollte sich Koch aber vor einer Entscheidung ein umfassendes Bild machen. Er betonte auch, dass die Mitgliedschaft in der AfD allein kein Kriterium für den Ausschluss aus Gremien in einer katholischen Gemeinde darstelle. "Es ist aber eindeutig, dass antisemitische, menschenverachtende und rechts- wie linksextreme Positionen, Haltungen und Äußerungen keinen Platz in einer katholischen Gemeinde haben", so Förner.

Die Ehrenämter und das berufliche Umfeld der Kandidaten seien bei der Pfarrgemeinderatswahl Ende November nicht bekannt gewesen, so Franke. Der AfD-Mann, der als Schatzmeister der JA Brandenburg "ein AfD-Spitzenfunktionär" sei, habe vor der Wahl seine Tätigkeit nicht offen gelegt. (tmg/KNA)