"Märtyrer der Nächstenliebe" rührt mit seiner Tat Menschen weltweit

Priester überlässt Corona-Patient sein Beatmungsgerät – und stirbt

Veröffentlicht am 24.03.2020 um 15:31 Uhr – Lesedauer: 

Bergamo ‐ In Italien fallen auch etliche Priester dem Coronavirus zum Opfer. Einer von ihnen ist der 72-jährige Don Giuseppe Berardelli. Der verstorbene Geistliche rührt derzeit Menschen auf der ganzen Welt mit einem besonderen Akt der Nächstenliebe.

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Weltweit wendet das Cornonavirus das Leben der Menschen um 180 Grad: Ausgangssperren wurden verhängt, Versammlungen dürfen nicht stattfinden. Die Devise lautet: Abstand halten. Für viele Christen heißt das, dass sie nicht mehr an öffentlichen Gottesdiensten teilnehmen können. Zu hoch ist die Ansteckungsgefahr, denn für manche endet eine Infektion mit Covid-19 tödlich. Besonders hart hat es Italien getroffen. Mehr als 6.000 Todesfälle gebe es dort, meldet die US-amerikanische Johns Hopkins University. Darunter sind auch Priester. Papst Franziskus hat sie erst kürzlich noch aufgerufen, mutig zu den Erkrankten zu gehen, um ihnen das Wort Gottes und die Eucharistie zu bringen. Einer der vielen verstorbenen Geistlichen: Don Giuseppe Berardelli.

Der 72-Jährige starb, nachdem er einem jüngeren Patienten sein Beatmungsgerät überließ, wie die Lokalzeitung "Araberara" am Montag berichtet. Berardelli befand sich in einem Krankenhaus in Lovere, in dem viele Corona-Patienten behandelt werden. Lovere liegt in Bergamo – der Region Italiens, in der die Lage besonders verheerend ist. Gesundheitliche Probleme plagten den Priester schon länger. Doch sein Lächeln habe er nie verloren, berichten Menschen, die ihn kannten – ebenso nicht seine Hilfsbereitschaft und seinen Tatendrang.

Er bestand darauf, sein Gerät weiterzugeben

"Er war ein Priester, der allen zugehört hat. Er wusste, wie man zuhört. Wer sich an ihn wandte, wusste, dass er auf seine Hilfe zählen konnte", sagt Clara Poli, langjährige Bürgermeisterin von Fiorano, einem Dorf, in dem Berardelli lange Pfarrer war. Danach, seit 2006, war er bis jetzt in Casnigo beschäftigt, einem Ort mit etwa 3.000 Einwohnern. Überall überzeugte er mit seiner fröhlichen Art, war oft mit seinem alten Motorrad unterwegs. Er hatte aber auch ein gutes Händchen in wirtschaftlichen Belangen, wusste, an wen er sich wenden konnte, um etwa ein Oratorium und eine Sakristei auf Vordermann zu bringen.

Seine Güte zeigte er auch später als Corona-Infizierter im Krankenhaus von Lovere. Covid-19 greift die Atemwege an. Beatmungsgeräte sind daher in den Krankenhäusern knapp. Berardellis Pfarrgemeinde kaufte dem geliebten Priester eins, um ihn zu versorgen. Und obwohl er es dringend gebraucht hätte, gab er es weiter an einen jüngeren Patienten – den er nicht kannte. Wenig später starb der Geistliche an den Folgen der Krankheit. Er "ist als Priester gestorben", sagt ein Pfleger und zeigt sich "zutiefst bewegt" von dessen Handeln.

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Trauer um den verstorbenen Priester kommt auch von prominenter Seite. Der US-Jesuit James Martin bezeichnet Berardelli als "Märtyrer der Nächstenliebe". Er sei ein "Heiliger wie Maximilian Kolbe, der in Auschwitz freiwillig den Platz eines zum Tode Verurteilten mit Familie einnahm und getötet wurde", so Martin in einem Tweet. Eine Beerdigung für den Priester konnte nicht stattfinden, doch einen Tag nach seinem Tod traten die Bürger Casnigos auf ihre Balkons und applaudierten für ihren Don Giuseppe. "Er lässt uns nicht allein. Von dort oben wacht er über uns und rast mit seinem Motorrad weiter durch die Wolken", sagt Poli.

Von Melanie Ploch

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