Papst Franziskus blickt weit über die Corona-Krise hinaus
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Es war ein eindrucksvolles, historisches Bild mit Symbolkraft: Franziskus auf dem leeren Petersplatz – allein, nur von seinem Zeremonienmeister begleitet, bei strömendem Regen. Er betete um ein Ende der Corona-Pandemie und spendete den Segen "Urbi et orbi". Schon dieser Sondersegen belegt die Dramatik einer weltweiten Ausnahmesituation. Franziskus kennt und nutzt – wie vor ihm Papst Johannes Paul II. – die Kraft einprägsamer Bilder.
Seine Predigt hatte mit dem Kampf gegen das Coronavirus zu tun, blickte aber weit darüber hinaus. Franziskus redete ins Gewissen; er forderte dazu auf, umzukehren, den Schrei der Armen und den Schrei des kranken Planeten zu hören. Es war ein eindringlicher Appell, den Lebensstil zu ändern und vom Machbarkeitswahn wegzukommen, alles könne immer so weiterlaufen.
Hoffentlich führt die Corona-Krise, die viele Pläne und Gewohnheiten über den Haufen wirft, zu mehr Nachdenklichkeit über das eigene Leben. Über das, was unnötig ist und das, was wirklich zählt. Hilfreich wäre es.
Dazu gehört jetzt, die Menschen nicht zu vergessen, die auch jenseits der Corona-Krise dringend Hilfe nötig haben und deren Not noch größer zu werden droht, weil nicht allein Gottesdienste ausfallen, sondern auch damit verbundene Kollekten für die großen Hilfswerke.
Die Corona-Krise zieht ebenso theologische Diskussionen nach sich. Ist es angemessen, wenn Priester mit Monstranz durch leere Straßen laufen? Ist es sinnvoll, wenn Bischöfe ihr Bistum der Gottesmutter weihen? Sind Geistermessen im leeren Dom die richtige Antwort? Die Debatte hat erst angefangen, die Frage "Was hat Gott mit uns vor?" ist schwer zu beantworten. Es ist wieder die uralte Frage, wie Gott das Leid zulassen kann und wie wir mit dem Leid umgehen.
Der Papst hat auf dem Petersplatz Jesus zitiert, der beim Sturm mit den Jüngern im Boot saß: "Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?" lautete die vorwurfsvolle Frage von Jesus. Ein solidarischer Glaube, verbunden mit Hoffnung: Darauf kommt es jetzt an, gerade in den Stürmen des Lebens.