Die besten Tipps für Livestreams von Gottesdiensten
Die Gottesdienste fallen aus, aber die Kirche hat offen: Auch während der Corona-Pandemie beten Christen weiter – gerne auch im Internet. Seit Beginn der Krise gibt es immer mehr Livestreams von Gottesdiensten und Andachten, viele neue spirituelle Formate werden ausprobiert. Doch wie kommt der Gottesdienst in den Stream? Dafür gibt es viele gute Ideen, Anleitungen und Tipps – katholisch.de sammelt die besten.
Was braucht es eigentlich?
Schon jetzt gibt es viele live übertragene Gottesdienste: Von den Bistümern aus ihren Kathedralen, aus Klöstern, in Fernsehgottesdiensten. Die erste Frage sollte daher sein: Braucht es meinen Stream auch noch? Auch wenn es schon viele gibt: Die eigene Kirche, den Heimatpfarrer zu sehen, kann schon ein Wert an sich sein. Wer Zeit und Lust hat, einen Livestream zu machen: Auf geht's! "Ein Livestream ist besser als kein Livestream", sagt auch der YouTuber Lingualpfeife.
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Ein Livestream wird aber nie alle erreichen, die der übliche Gottesdienst erreichen würde. Wichtiger als die Frage, wie man einen Livestream macht, ist: Wen können wir wie erreichen? Dazu gibt es schon einige kreative Ideen. Gottesdienste können über Messenger stattfinden, wie in der spanischsprachigen Gemeinde in Duisburg – der Internetbeauftragte der evangelischen Landeskirche Rheinland berichtet, wie das funktioniert hat. Postkarten an Gemeindemitglieder und Bibelverse und Impulse zum Mitnehmen vor der Kirche erreichen auch diejenigen, die sich nicht im Netz wohlfühlen. Mediale Gottesdienste müssen auch nicht übers Internet stattfinden: Im brandenburgischen Brück feiert die evangelische Gemeinde seit vergangener Woche Gottesdienste per Telefon – der Ablauf steht im Netz.
Die katholisch.de-Übersicht (fast) aller Online-Gottesdienste in Deutschland
Wegen des Coronavirus werden Gottesdienste abgesagt und Kirchen geschlossen. Wer die Heilige Messe dennoch mitverfolgen will, wird in dieser ausführlichen Auflistung der Livestreams sicherlich fündig.Viele weitere Ideen hat das Erzbistum Freiburg gesammelt: "Konkrete Initiativen für die Seelsorge in Zeiten von Corona" heißt die Plattform für alle, die in der Pastoral ehrenamtlich oder beruflich tätig sind, sich in Pfarrgemeinderäten und Gemeindeteams engagieren oder für sich selbst auf der Suche sind. Auch das Erzbistum Köln hat eine Corona-Plattform: "Zusammen gut" sammelt Ideen für die Krise – von der Nachbarschaftshilfe bis zum spirituellen Online-Format.
Wer Hilfestellungen und Rückmeldungen zu Projekten braucht, technische Fragen hat oder einfach nur sehen will, welche Ideen anderswo zünden, ist in der Facebook-Gruppe "Kirche und Social Media" gut aufgehoben – über 5.000 Mitglieder diskutieren dort über die Kirche im Digitalen.
Tipps für den Livestream
Steht fest, dass ein Livestream das richtige Format ist? Dann kann es ziemlich schnell damit losgehen: Sie haben ein Smartphone und kommen damit ins Netz? Herzlichen Glückwunsch! Die größte Hürde ist schon genommen. Wie es im Detail mit Livestreams klappt, erklären kirchliche Experten.
Streaming mit YouTube – Anleitung aus dem Erzbistum Freiburg
Eine besonders gut verständliche und kompakte Einführung hat das Erzbistum Freiburg ins Netz gestellt: "Gottesdienst-Streaming mit Youtube"
Warum YouTube? "Im Gegensatz zu Facebook oder Instagram hat Youtube den Vorteil, dass niemand gezwungen ist, sich einen Account zu erstellen, sondern die Menschen einfach nur über den Link zuschauen können."
Gottesdienst streamen – Tipps aus Salzburg
Eine umfangreiche Übersicht, auch zu den Fragen, wie man Andachten und Gottesdienste inhaltlich gestaltet, gibt es bei der Katholischen Jugend in der Erzdiözese Salzburg: "Gottesdienst streamen – so geht's"
Unser Lieblingstipp aus der Anleitung: Fragen, was die Menschen brauchen. "Woher erfahre ich, was die Anliegen meiner Gemeinde sind? Du kannst die Menschen deiner Gemeinde anrufen oder sie aufrufen, dir auf WhatsApp zu schreiben. Richte ein Kontaktformular auf der Webseite ein. All diese Dinge, die die Menschen bewegen, sollten jetzt noch stärker ihren Platz im Gottesdienst finden."
Rituale und Interaktion – Ideen einer Online-Theologin
Die Theologin und Netz-Expertin Andrea Mayer-Edoloeyi richtet in ihrem Blog den Blick vor allem auf die Gestaltung von Online-Gebeten mit vielen Tipps zu Ritualen und der Gestaltung von Interaktion und Gemeinschaft: "Tipps für Livestreams von Gottesdiensten"
Damit die Technik hilft und nicht hindert, sollte man das beachten: "Wichtiger als ein gutes Bild ist ein guter Ton – wenn es irgendwie geht, holt Euch dazu einen Profi. Wenn der Ton nicht klappt, sind die Menschen nach 2 Minuten weg, wenn das Bild nicht besonders schön ist, zählt mehr, dass trotzdem die vertrauten Menschen und der vertraute Kirchenraum zu sehen ist."
Technik und Theologie – Erfahrungen aus der Landeskirche Bayern
Auf evangelischer Seite gibt es viel Erfahrung – Pfarrer Christoph Breit von der Projektstelle “KircheDigital” der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hat einen umfangreichen Überblick zusammengestellt. Auch hier gibt es hilfreiche Tipps für die liturgische Gestaltung: "Gottesdienste und Veranstaltungen live streamen"
Welche Kameraeinstellung für welche Situation? Hier hat eine Liturgie-Expertin Vorschläge: "Liturgisch Handelnde in halbnahen Einstellungen zeigen, zu nah bewirkt das Gegenteil, dass man wieder auf Abstand gehen will. Anders in der Predigt, wenn erzählt, argumentiert wird: da will man Gesicht sehen. […] Beim Beten Hände zeigen, auf Kerzen zoomen, auf Kreuz, Bilder, die das Gebet ikonografisch unterstützen."
Videos einfach besser machen – katholisch.de-Tipps von der 72-Stunden-Aktion
Einfach umsetzbare Profi-Tipps für gute Videos hat katholisch.de für die 72-Stunden-Aktion gesammelt: "72-Stunden-Aktion: So gelingt das perfekte Video!"
Auch das ist wichtig: Rechtliches
Bei vielen spirituellen Angeboten gehört die Musik dazu – dabei sind natürlich die Rechte von Komponisten, Textdichtern und Verlage zu beachten. In Deutschland werden die durch die Verwertungsgesellschaften GEMA (für die Musik) und VG Musikedition (für Texte und Noten) vertreten. Mit beiden besteht ein Rahmenvertrag der Kirchen, der auch ohne Krise einiges ermöglicht. In der Krise haben beide Organisationen Kulanz angekündigt, außerdem hat der Verband der Diözesen Deutschlands auch vertraglich geregelt, was in der Corona-Krise wie zulässig ist. Kurz: Livestreams sind vom Rahmenvertrag abgedeckt, die Liedtexte dürfen aber nicht unbegrenzt im Video gespeichert werden.
Livestreams können zulassungspflichtiger Rundfunk sein – das passiert schneller, als man denkt. Für die Zeit der Corona-Krise (vorerst bis zum 19. April) haben die Landesmedienanstalten das Verfahren aber vereinfacht: Statt einer Rundfunklizenz braucht es nur eine Anmeldung des Livestreams – wie und unter welchen Bedingungen, erklären die Landesmedienanstalten in einem Merkblatt. Die gute Nachricht: Es genügt, ein Formular auszufüllen, Geld kostet das im Gegensatz zu einer Rundfunklizenz nicht.
Auch mit Blick auf den Datenschutz fällt eine große Hürde weg: Ohne direkt mitfeiernde Gemeinde muss man sich keine Gedanken machen, wann und wie man die im Bild zeigen darf. (Auch wenn das mittlerweile rechtlich geklärt ist.) Immer noch gibt es die Empfehlung der kirchlichen Datenschutzaufsichtsbehörden, Facebook-Fanseiten besser gar nicht zu betreiben – wer aber als Pfarrei ohnehin eine hat, wird es durch einen Livestream kaum schlimmer machen. Dennoch lohnt es sich, zumindest zusätzlich datensparsame Alternativen zum Facebook- oder YouTube-Stream anzubieten – schon deshalb, weil man (siehe oben) nicht alle über diese Kanäle erreicht: Die Predigt oder Impulsgedanken in schriftlicher Form oder als Video- oder Audiodatei zum Herunterladen, Bildimpulse als Galerie auf der Pfarreihomepage und vieles mehr können solche Alternativen sein.