Fernsehgottesdienste verzeichnen steigende Zuschauerzahlen
Die kirchlichen Verkündigungsformate bei den öffentlich-rechtlichen Sendern erfreuen sich angesichts der Corona-Pandemie und des daraus resultierenden Verbots öffentlicher Gottesdienste wachsender Beliebtheit. Wie die Einschaltquoten der großen Sender zeigen, konnten vor allem das "Wort zum Sonntag" am Samstagabend im Ersten und die sonntäglichen Fernsehgottesdienste im ZDF ihre Zuschauerzahlen in den vergangenen Wochen teilweise deutlich steigern.
So erreichte das "Wort zum Sonntag", das 2019 durchschnittlich von 1,21 Millionen Zuschauern gesehen wurde, am vergangenen Samstag mit 2,11 Millionen erheblich mehr Menschen. Schon in den beiden Wochen davor hatte die Zuschauerzahl mit 2,35 Millionen (14. März) und 1,75 Millionen (21. März) deutlich über dem Vorjahreswert gelegen.
Am Sonntag mehr als zwei Millionen Fernsehgottesdienst-Zuschauer
Ähnliches gilt für die Fernsehgottesdienste im Zweiten. "Derzeit verzeichnen wir bei den ZDF-Gottesdiensten doppelt so viele Zuschauer wie sonst", sagte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das ZDF, Ulrich Fischer, am Montag auf Anfrage von katholisch.de. Nach Angaben des Senders sahen am Sonntag rund 1,24 Millionen Zuschauer den evangelischen Gottesdienst aus Ingelheim. Die beiden Fernsehgottesdienste an den Sonntagen davor hatten laut ZDF mit 1,43 Millionen (22. März, katholisch) und 980.000 (15. März, evangelisch) ebenfalls deutlich mehr Zuschauer als die zehn vorherigen Gottesdienste zwischen dem 5. Januar und dem 8. März, die im Schnitt 700.000 Zuschauer erreicht hatten.
Fischer betonte gegenüber katholisch.de, dass auch der Bayerische Rundfunk (BR) im Zuge der Corona-Pandemie ein sonntägliches Gottesdienstangebot gestartet habe. Der katholische Gottesdienst, der am Sonntag ausgestrahlt und auch von HR, SWR und WDR übernommen worden sei, habe insgesamt 621.000 Menschen erreicht. "Wenn wir alle Übertragungen zusammenzählen, haben am Sonntag mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland einen Fernsehgottesdienst geguckt", so Fischer. Dies seien rund fünf Prozent aller Christen in der Bundesrepublik, so der Senderbeauftragte, der darüber hinaus auf die zusätzlichen Gottesdienstübertragungen in Hörfunk und Internet verwies.
Corona-Krise zwingt Sender zu kurzfristigen Änderungen
Laut Fischer stellt die derzeitige Situation die Sender allerdings vor große Herausforderungen: "Normalerweise hat ein Fernsehgottesdienst einen organisatorischen Vorlauf von einem Jahr. Derzeit ist es wegen der durch die Corona-Pandemie veränderten Rahmenbedingungen nur etwa eine Woche." Hauptgrund dafür sei, dass für die Übertragungen nun zum Teil kurzfristig andere Gotteshäuser gefunden werden müssten, die für einen Gottesdienst ohne Gläubige in der Kirche und mit weniger technischem Personal besser geeignet seien. Beispielhaft nannte Fischer den katholischen Gottesdienst vom 22. März, der nicht wie geplant aus einer Kirche in Dormagen, sondern aus dem hessischen Bensheim übertragen wurde. (stz)