2020 wegen Corona mit zusätzlicher Fürbitte

Das steckt hinter den Großen Fürbitten an Karfreitag

Veröffentlicht am 10.04.2020 um 12:52 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Karfreitagsliturgie unterscheidet sich wesentlich von anderen Gottesdiensten. Besonders sind auch die zehn Großen Fürbitten: Zur Geburtsstunde der Kirche bringen die Gläubigen ihre Anliegen vor Gott – und das ausführlicher denn je. In diesem Jahr gibt es sogar eine zusätzliche elfte Fürbitte.

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(Die Großen Fürbitten im Wortlaut finden Sie weiter unten.)

"Es ist vollbracht" – das ist der berühmte Satz, den Jesus nach seiner Kreuzigung sagt und Gott seinen Geist übergibt (Joh 19,30). Jesus ist tot. Daran erinnern Kirche und Gläubige: Um 15 Uhr – zur Sterbestunde Jesu – kommen sie zur Karfreitagsliturgie zusammen. Zwischen Gründonnerstag und der Osternacht, also inmitten des österlichen Triduums, wird des Leidens und Sterbens Jesu gedacht – in einer Feier, die sich völlig von anderen Gottesdiensten unterscheidet: Geistliche und Messdiener legen sich zu Anfang auf den Boden, es gibt keine Eucharistiefeier, die Kreuzverehrung kommt hinzu. Nach der Lesung der Passionsgeschichte und einer möglichen Predigt folgt eine weitere Besonderheit: die Großen Fürbitten.

In zehn Fürbitten bringen die Gläubigen ihren Anliegen vor Gott – allerdings ausführlicher als in den üblichen Gottesdiensten. Jede Fürbitte besteht aus drei Teilen: Zunächst wird die Gemeinde eingeladen, in einem bestimmten Anliegen zu beten: "Lasset uns beten…"

Es folgt Stille, die eigentliche Zeit des Betens: Eingeleitet wird das meist mit dem Aufruf "Beuget die Knie", beendet mit "Erhebet euch". Im Messbuch ist die Aufforderung des Kniens und Erhebens eingeklammert, sie ist somit nicht vorgeschrieben – zurecht, findet Marius Linnenborn, Leiter des Deutschen Liturgischen Institutes in Trier. "Es ist zwischen dem Hinknien und dem Aufstehen nicht immer leicht, zum Beten zu kommen. Daher ist es womöglich besser, darauf zu verzichten." Denn in jedem Fall sei wichtig, dass die Betenden die Möglichkeit haben, an die Menschen zu denken, für die gebetet werden soll. "Auf keinen Fall darf der Eindruck einer Gymnastikübung entstehen", so Linnenborn.

Nach der Stille folgt der dritte und letzte Teil der jeweiligen Fürbitte: Der Vorsteher fasst das stille Gebet der Gläubigen zusammen. In einer Schlussoration bringt er es vor Gott: "Allmächtiger, ewiger Gott,…" Unter Umständen ist es möglich, aus den zehn Fürbitten eine Auswahl zu treffen, wobei jedoch die Reihenfolge beibehalten werden soll.

Ausführlicher denn je

Die drei Elemente gebe es zwar in allen Gottesdiensten bei jeder Fürbitte, doch an Karfreitag sei die Ausführlichkeit einzigartig, insbesondere durch die abschließende Oration für jeweils jede einzelne der zehn Fürbitten. Dies sei die beste und ideale Form der Fürbitte, sagt Linnenborn. "Sie sind ja keine Aufträge an Gott, in denen wir ihm sagen, was er tun soll, sondern sie sind ein solidarisches Füreinander-Einstehen der Gläubigen vor Gott."

Bild: ©g215/Fotolia.com

Mit der Hingabe Jesu am Kreuz ist der Karfreitag die Geburtsstunde der Kirche.

Im Normalfall sind Fürbitten in jedem Gottesdienst zunächst für die Weltkirche und die Kirche vor Ort, dann für die Regierenden, abschließend für die Notleidenden vorgesehen. Diese Reihenfolge findet sich auch in den Großen Fürbitten am Karfreitag wieder – erneut gekennzeichnet durch die Ausführlichkeit: Die ersten fünf Fürbitten sind allen Gliedern der Kirche gewidmet: der Kirche im Allgemeinen, dem Papst, den "Ständen" (allen, die ein kirchliches Amt inne haben), denen, die sich auf die Taufe vorbereiten und damit ein Teil der Kirche werden (die sogenannten Katechumenen) sowie den getrennten Christen. Es sei "keine reine Selbstbespiegelung der Kirche", sagt Linnenborn, man habe dabei nicht lediglich sich selbst im Blick. Vielmehr sei der Karfreitag mit der Hingabe Jesu am Kreuz die Geburtsstunde, der Ursprung der Kirche. "Die Theologen der frühen Kirche deuteten Blut und Wasser, die aus der Wunde Jesu flossen, als Symbole für die Taufe und die Eucharistie – die wichtigsten Sakramente, aus denen die Kirche lebt", so Linnenborn. Aus diesem Grund steht die Kirche an Karfreitag im Gebet besonders im Mittelpunkt.

2020 mit weiterer Fürbitte

In den folgenden Fürbitten treten andere Gruppen in den Vordergrund: alle, die nicht an Christus oder nicht an Gott glauben, also in unterschiedlicher Nähe zur Kirche stehen. Explizit werden dabei die Juden genannt, die den Christen am nächsten stehen, "unsere älteren Schwestern und Brüder im Glauben", sagt Linnenborn. Mit den Regierenden und zuletzt den Notleidenden schließen die zehn Fürbitten ab.

2020 gibt es angesichts der Ausbreitung des Coronavirus eine weitere Fürbitte. Nach Anregung der vatikanischen Gottesdienstkongregation veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) einen Vorschlag für eine eigene Fürbitte. Zu beten sei dabei unter anderem für Corona-Patienten und andere Erkrankte, Pflegekräfte, Mediziner, Forschende und jene, "die der Tod aus dem Leben gerissen hat". Ihren Platz findet die neue Fürbitte zwischen der neunten und zehnten Fürbitte. Der Passus "den Pilgernden und Reisenden eine glückliche Heimkehr" in der letzten Fürbitte könne in dem Zusammenhang ausgelassen werden, so Linnenborn, "da bis Karfreitag wohl hoffentlich alle wieder zu Hause sind."

Von Melanie Ploch

Die Großen Fürbitten im Wortlaut

1. Für die heilige Kirche

Lasst uns beten, Brüder und Schwestern, für die heilige Kirche Gottes, dass unser Gott und Herr ihr Frieden schenke auf der ganzen Erde, sie eine und behüte und uns ein Leben gewähre in Ruhe und Sicherheit zum Lob seines Namens.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast in Christus
allen Völkern deine Herrlichkeit geoffenbart.
Behüte, was du in deinem Erbarmen geschaffen hast,
damit deine Kirche auf der ganzen Erde
in festem Glauben verharre.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

2. Für den Papst

Lasst uns auch beten für unsern Papst Franziskus: Der allmächtige Gott, der ihn zum Bischofsamt erwählt hat, erhalte ihn seiner Kirche und gebe ihm Kraft, das heilige Volk Gottes zu leiten.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du Hirte deines Volkes,
in deiner Weisheit ist alles begründet.
Höre auf unser Gebet
und bewahre in deiner Güte unseren Papst Franziskus.
Leite durch ihn deine Kirche und gib,
dass sie wachse im Glauben und in der Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

3. Für alle Stände der Kirche

Lasst uns beten für unseren Bischof N., für alle Bischöfe, Priester, Diakone, für alle, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind, und für das ganze Volk Gottes:

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Geist heiligt den ganzen Leib der Kirche und leitet ihn.
Erhöre unser Gebet für alle Stände deines Volkes
und gib ihnen die Gnade, dir in Treue zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

4. Für die Katechumenen

Lasst uns auch beten für die (unsere) Katechumenen: Unser Herr und Gott öffne ihre Herzen für sein Wort, er schenke ihnen in der Taufe die Vergebung aller Sünden und nehme sie auf in sein Vaterhaus, damit sie das Leben finden in unserem Herrn Jesus Christus.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du gibst deiner Kirche immer neue Fruchtbarkeit.
Schenke allen, die sich auf die Taufe vorbereiten,
Wachstum im Glauben und in der Erkenntnis.
Führe sie zur Wiedergeburt aus dem Quell der Taufe
und nimm sie an als deine Kinder.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

5. Für die Einheit der Christen

Lasst uns beten für alle Brüder und Schwestern, die an Christus glauben, dass unser Herr und Gott sie leite auf dem Weg der Wahrheit und sie zusammenführe in der Einheit der heiligen Kirche.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger Gott,
du allein kannst die Spaltung überwinden
und die Einheit bewahren.
Erbarme dich deiner Christenheit,
die geheiligt ist durch die eine Taufe.
Einige sie im wahren Glauben
und schließe sie zusammen durch das Band der Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

6. Für die Juden

Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast Abraham und seinen Kindern
deine Verheißung gegeben.
Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk,
das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast:
Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

7. Für alle, die nicht an Christus glauben

Lasst uns beten für alle, die nicht an Christus glauben, dass der Heilige Geist sie erleuchte und sie auf den Weg des Heiles führe.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
steh allen bei,
die sich nicht zu Christus bekennen,
dass sie mit redlichem Herzen vor dir leben
und die Wahrheit finden.
Uns aber gib,
dass wir das Geheimnis deines Lebens immer tiefer erfassen
und in der brüderlichen Liebe wachsen,
damit wir immer mehr
zu glaubhaften Zeugen deiner Güte werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

8. Für alle, die nicht an Gott glauben

Lasst uns auch beten für alle, die Gott nicht erkennen, dass sie mit seiner Hilfe ihrem Gewissen folgen und so zum Gott und Vater aller Menschen gelangen.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast den Menschen geschaffen,
dass er dich suche und in dir Ruhe finde.
Gib dich zu erkennen
in den Beweisen deines Erbarmens
und in den Taten deiner Gläubigen,
damit die Menschen trotz aller Hindernisse dich finden
und als den wahren Gott und Vater bekennen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

9. Für die Regierenden

Lasst uns beten für die Regierenden: Unser Herr und Gott lenke ihren Geist und ihr Herz nach seinem Willen, damit sie den wahren Frieden und die Freiheit suchen zum Heil aller Völker.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
in deiner Hand sind die Herzen der Menschen
und das Recht der Völker.
Schau gnädig auf jene, die uns regieren,
damit auf der ganzen Welt
Sicherheit und Frieden herrschen,
Wohlfahrt der Völker und Freiheit des Glaubens.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Besondere Fürbitte angesichts der Corona-Pandemie

Lasst uns auch beten für alle Menschen,
die in diesen Wochen schwer erkrankt sind;
für alle, die in Angst leben und füreinander Sorge tragen;
für alle, die sich in Medizin und in Pflege um kranke Menschen kümmern;
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,
und für alle, die Entscheidungen treffen müssen
und im Einsatz sind für die Gesellschaft,
aber auch für die vielen, die der Tod aus dem Leben gerissen hat.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du bist uns Zuflucht und Stärke;
viele Generationen haben dich als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,
und stärke in uns den Glauben,
dass du alle Menschen in deinen guten Händen hältst.
Die Verstorbenen aber nimm auf in dein Reich,
wo sie bei dir geborgen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

10. Für alle Not leidenden Menschen

Lasst uns Gott, den allmächtigen Vater, bitten für alle, die der Hilfe bedürfen: Er reinige die Welt von allem Irrtum, nehme die Krankheiten hinweg, vertreibe den Hunger, löse ungerechte Fesseln, gebe den Heimatlosen Sicherheit, (den Pilgernden und Reisenden eine glückliche Heimkehr,) den Kranken die Gesundheit und den Sterbenden das ewige Leben.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,
du Trost der Betrübten, du Kraft der Leidenden,
höre auf alle, die in ihrer Bedrängnis zu dir rufen,
und lass sie in jeder Not deine Barmherzigkeit erfahren.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

(Quelle: Messbuch © 2020 staeko.net)