Katholisch.de erklärt den Todestag Jesu

Karfreitag: "Es ist vollbracht!"

Veröffentlicht am 29.03.2024 um 11:10 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Ein Auschnitt aus dem Gemälde "Kreuzabnahme" des Malers Paul Rubens.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Der Karfreitag steht ganz im Zeichen der Trauer: Es geht um das Leiden, die Kreuzigung und den Tod Jesu – und was das für die Christen bedeutet. Die Liturgie an dem Tag ist in ihrer Form im Kirchenjahr einmalig.

  • Teilen:

Jesus wird ans Kreuz genagelt und stirbt: Das ist die Quintessenz des Karfreitags. In dem unschuldig getöteten Jesus leidet auch Gott zusammen mit seiner Schöpfung. Der biblische Hintergrund dieses stillen Feiertags findet sich in den Passionsberichten der Evangelien. Das Letzte Abendmahl am Gründonnerstag, der Verrat durch Judas und die Gefangennahme Jesu in der Nacht, die Verurteilung durch Pilatus und die Kreuzigung auf Golgota – all das vollzieht sich innerhalb von 24 Stunden.

Nachdem sie Jesus ans Kreuz geschlagen haben, spielen die Soldaten um seine Kleider. Seine Mutter Maria, Maria Magdalena und der mysteriöse, namentlich nicht benannte "Jünger, den er liebte" – in der Tradition mit Johannes gleichgesetzt –, erleben Jesu Tod am Kreuz mit (Joh 19,26). Weil er Durst hat, bekommt Jesus einen Schwamm mit Essig gereicht. Dann – um 15 Uhr – sagt er den berühmten Satz: "Es ist vollbracht!", neigt das Haupt und gibt den Geist auf (Joh 19,30). Josef von Arimathäa bittet Pilatus, den Leichnam Jesu fortbringen zu dürfen, um ihn noch vor dem jüdischen Rüsttag zu beerdigen. Der Jünger lässt Jesu Leichnam salben, in Leinen binden und begräbt ihn in einem neuen Grab in einem Garten (Joh 19,38-42).

Kreuzweg und "Heilige Treppe"

Am Vormittag des Karfreitags beten – und gehen – viele Gläubige im Gedenken an den Leidensweg Jesu den Kreuzweg: Dieser führt in traditionell 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Kreuzigungsstätte Golgota und der Grablegung Christi. In Anlehnung an die Via Dolorosa (Weg des Schmerzes) in Jerusalem wurden seit dem Mittelalter an vielen Wegen sowie um und in Kirchen Kreuzwege errichtet, teilweise sind sie kilometerlang. Lebensgroße Nachbildungen des Leidens Jesu auf einem erhöhten Ort werden als Kalvarienberg bezeichnet, nach dem lateinischen Wort für den Berg Golgota. Die Gläubigen schreiten bei den Kreuzwegandachten die einzelnen Stationen – die sich erzählerisch nicht alle auf die Heilige Schrift stützen können – in meditativem Gebet ab.

Die Kreuzwegstationen erzählen die Leidensgeschichte Jesu

1. Jesus wird zum Tode verurteilt.
2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.
4. Jesus begegnet seiner Mutter.
5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz.
8. Jesus begegnet den weinenden Frauen.
9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz.
10. Jesus wird seiner Kleider beraubt.
11. Jesus wird an das Kreuz genagelt.
12. Jesus stirbt am Kreuz.
13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß der Mutter gelegt.
14. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

Der Entschluss ist gefallen: Jesus muss am Kreuz sterben. Seine Leiche wird anschließend in einer Höhle begraben, die mit einem schweren Stein verschlossen wird. Drei Tage später kommen einige Frauen zum Grab – und machen eine unglaubliche Entdeckung.

In Rom befindet sich die "Scala Santa", die "Heilige Treppe" aus der Lateranbasilika, und an einigen Orten in Deutschland finden sich sogar Nachbauten der Stiege. Sie ist angeblich ein Original aus dem Palast des Pilatus, Jesus soll sie während seines Leidens bestiegen haben. In Erinnerung daran gehen die Gläubigen die Scala Santa noch heute nur auf Knien hinauf – und so wird es auch bei den Nachbildungen gehandhabt. Die Gläubigen tun damit Buße und zeigen gleichzeitig ihre Verehrung für Jesu Christi Tod am Kreuz und die damit verbundene Erlösung der Christenheit.

Karfreitag: Besonderer Gottesdienst zur Todesstunde

Ein atmosphärisch dichter Höhepunkt des Tages ist die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr. Diese Feier vom Leiden und Sterben Jesu unterscheidet sich fundamental von allen anderen Gottesdiensten im Kirchenjahr. Die Liturgie beginnt zur Todesstunde Jesu damit, dass sich Geistliche und Ministranten still in der Kirche auf den Boden legen; die Gemeinde kniet sich hin. Ein weiteres Kennzeichen der besonderen Liturgie an diesem Tag ist, dass es keine Eucharistiefeier gibt, aber dafür Elemente wie die Kreuzverehrung und die Großen Fürbitten.

Zunächst hören die Gläubigen im Wortgottesdienst erneut die Passionsgeschichte bei der das Sterben Jesu als Erlösungssieg gefeiert wird. Dann folgen zehn lange Fürbitten für die ganze Kirche, die christlichen Konfessionen, nicht-christlichen Religionen, Atheisten sowie für die gesamte Welt. Charakteristisch dabei ist die Aufforderung an die Gläubigen: "Beuget die Knie … Erhebet euch!". In diesen Großen Fürbitten betet die Kirche, dass das Leiden des Herrn fruchtbar werde für die Welt.

Grabeskirche Jerusalem
Bild: ©KNA

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und gesalbt: Symbolisch dafür steht der Salbungsstein im Eingangsbereich der Grabeskirche.

Es folgt die Kreuzverehrung: Ein mit einem violetten Fastentuch bedecktes Kreuz wird enthüllt und durch Kniebeugen der Gläubigen verehrt. "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen", ruft der Priester dreimal – auf Latein "Ecce lignum crucis". Die Gläubigen antworten: "Kommt, lasset uns anbeten!" ("Venite adoremus").

Fast- und Abstinenztag

Durch das Knien und die Kniebeugen huldigen Priester und Gemeinde Jesus Christus als König und Sieger, der durch seinen Tod am Kreuz der Welt das Leben bringt. Abschließend beten die Gläubigen das Vaterunser und empfangen die heilige Kommunion, zu der die konsekrierten Hostien vom Gründonnerstag aus einer Seitenkapelle geholt werden. Die Karfreitagsliturgie endet mit einem Segensgebet ohne Kreuzzeichen – schließlich ist sie nur ein Teil großen Liturgie des Triduum Paschale. Das Kreuz wird zur weiteren Verehrung in der Kirche aufgestellt.

In der Gesamtgesellschaft ist der Tag oft in der Diskussion, weil er in Deutschland per Gesetz ein "stiller Tag" beziehungsweise stiller Feiertag ist. Öffentliche Tanz- und Sportveranstaltungen sind verboten, Stichwort Tanzverbot. Seinen Namen hat der Karfreitag vom althochdeutschen "Kara" für Trauer und Wehklage und wird deshalb als Zeichen der Trauer in Stille begangen.

Auch abseits der Liturgie ist der Karfreitag im Alltag der Gläubigen ein anderer Tag als die anderen. Es handelt sich um nur einen von zwei "gebotenen Fast- und Abstinenztagen" neben Aschermittwoch. Das bedeutet, dass man nur eine sättigende Mahlzeit zu sich nimmt und daneben nur zwei kleine Stärkungen (Fasttag) und keine Fleischspeisen dabei sein sollen (Abstinenztag). Als äußeres Zeichen der Buße und Besinnung sollen die Gläubigen an diesem Tag darüber hinaus Verzicht auf persönliche Annehmlichkeiten üben. Das führt dazu, dass vielerorts einfache Speisen wie Kartoffeln mit Spinat und Ei – eventuell auch Heringe oder andere Fischarten (kein Edelfisch) – auf den Tisch kommen. Viele Gläubige verzichten bewusst auf Zerstreuung und Unterhaltung und schalten etwa den Fernseher oder das Radio nicht ein – außer zum Kreuzweg des Papstes in Rom oder um einen Film über die Passion Christi zu sehen.

Von Agathe Lukassek

Der Artikel erschien erstmals am 29. März 2018.