Der Sinn der Corona-Krise wird bei jedem Menschen anders sein
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Die Frage nach dem Sinn oder der Sinnlosigkeit der Corona-Krise wird in diesen Tagen immer wieder gestellt. Eine einfache pauschale Antwort wird es darauf nicht geben. Mir scheint diese Frage pars pro toto zu stehen für die Frage nach dem Sinn von Leid überhaupt, nach dem Sinn von unerwarteten Schicksalsschlägen, aufgezwungenen Begrenzungen und Einschränkungen des eigenen Lebens. Die Frage damit zu beantworten, die Corona-Krise und damit letztlich Leiden sei einfach sinnlos und jede Interpretation erübrige sich, greift zu kurz und fördert – gewollt oder ungewollt – eine fatalistische oder gar nihilistische Sicht auf die Welt.
Der Sinn wird für verschiedene Personen sehr unterschiedlich sein. Das heißt nicht, dass sich der Sinn eines konkreten Leidens dem Betroffenen gleich erschließen müsste, vielleicht sogar ein Leben lang nicht. Aber die Sinnhaftigkeit auszuschließen, würde bedeuten, dass man sich nicht die Frage stellen sollte, was dieses Phänomen für das eigene Leben bedeuten könne.
"Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, muss auch Leiden einen Sinn haben. Es kommt nicht darauf an, was man leidet, sondern wie man es auf sich nimmt." Dieser Satz stammt nicht aus einer frommen Feder, sondern vom österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl. Er wurde im Jahr 1942 gemeinsam mit seiner Frau und seinen Eltern als Juden ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Der Gründer der Logotherapie und Existenzanalyse überlebte vier Konzentrationslager. Auf der Grundlage dieser intensiven persönlichen Leidenserfahrung und -beobachtung hat er sich bei seiner Arbeit oft mit Menschen in extremen, scheinbar sinnlosen Lebenssituationen befasst, um ihnen zu helfen, einen Sinn zu entdecken. Gerade für jene, die besonders betroffen sind, ist dies wichtig und bewahrt vor möglicher Verzweiflung.
In einer Diskussionsrunde unter Journalisten im Deutschlandfunk, sagte eine Kollegin, die Krise habe sie Demut gelehrt. Eine Option unter vielen, einen Sinn angesichts erlebter Ohnmacht für sich zu entdecken. Es gibt auch Menschen, die im Kontext der Corona-Pandemie durch katholische Medien den Glauben entdecken, sich auf den Weg der Umkehr machen und darin Halt finden. Auch das kann ein Sinn der Corona-Pandemie sein. Warum denn nicht? Beim Fernsehsender EWTN erfahren wir das. Dass ich diese konkrete Erfahrung erwähne, mag man mir nachsehen, da am heutigen 20. April Mutter Angelica, die Gründerin des Senders, 97 Jahre alt geworden wäre.
Überhaupt ermutigt der christliche Glaube zur Hoffnung, dass hinter allem etwas Sinnhaftes steckt, auch wenn das für uns ein Geheimnis bleiben mag. Das zu behaupten ist weder zynisch noch eine billige Vertröstung. Der Blick auf Christus, auf sein scheinbar sinnloses Scheitern am Kreuz und seine Auferstehung, ist die wortlose Antwort auf die Sinnfrage. Omnia in bonum. Alles kann zum Guten gereichen. Machen wir uns auf die Entdeckungsreise!