Standpunkt

Es lohnt sich, gute Online-Liturgien nach Corona zu bewahren

Veröffentlicht am 27.04.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ In der klassischen Form des Gemeindegottesdienstes scheint vielen Menschen etwas zu fehlen, das sie in Internet-Liturgien finden könnten, kommentiert Simon Linder. Diese Formen sollten deshalb beibehalten werden – auch nach der Corona-Pandemie.

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Weil derzeit – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine Gemeindegottesdienste gefeiert werden können, werden viele Eucharistiefeiern im Internet übertragen. Vergleicht man die Teilnahme an einem gestreamten Gottesdienst mit dem Mitfeiern einer sonntäglichen Eucharistiefeier in der Gemeinde, kann das digitale Angebot nur verlieren. Es fehlen der gemeinsame Gesang, das Orgelspiel, der Empfang der Eucharistie. Es fehlen der Kirchplatz und die Begegnung. An Ostern fehlten der Chor, der Weihrauch, die Dunkelheit und das Licht. In gestreamten Gottesdiensten sei man "zusammen und doch nicht zusammen", stellte Papst Franziskus kürzlich treffend fest.

Zum Glück betrachten viele kirchliche Mitarbeitende den digitalen Raum nicht als defizitär, sondern nutzen seine Vorzüge. Beteiligung ist in digitalen Liturgien ganz anders möglich – etwa über persönliche Fürbitten in einem Chatraum. Bei der Netzgemeinde "da_zwischen" gab es eine dialogische Osternacht mit Impulsen über den Facebook-Messenger – die Erfahrung, dass dies eine besondere Dynamik entwickeln kann, durfte ich selbst machen. Niederschwellige Angebote sind nur einen Klick entfernt. Wer sich auf die Gegebenheiten des digitalen Raums einlässt – etwa eine andere Art, miteinander zu kommunizieren – kann ihn als Raum für Liturgien zu schätzen lernen.

In der klassischen Form des sonntäglichen Gemeindegottesdienstes scheint vielen Menschen etwas zu fehlen, was sie derzeit in digitalen kirchlichen Angeboten finden. Es gibt viele Formen, Liturgie zu feiern – auch online. Vergleichbar sind der Offline-Sonntagsgottesdienst und eine Online-Liturgie nicht. Auf die Vielzahl gestreamter Gottesdienste wird man verzichten können, wenn wieder überall Gemeindegottesdienste gefeiert werden. Gut gemachte Online-Liturgien werden dann aber nicht weniger wichtig sein. Es lohnt sich zu bewahren, was viele Menschen gerade zu schätzen lernen.

Von Simon Linder

Der Autor

Simon Linder hat Katholische Theologie und Allgemeine Rhetorik studiert und arbeitet an einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt zum Thema "Streitkultur".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.