Standpunkt

Welche Bedrohung wir über die Corona-Pandemie völlig vergessen

Veröffentlicht am 28.04.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Über die Corona-Pandemie drohen die Gefahren des Klimawandels in Vergessenheit zu geraten, befürchtet Ulrich Waschki. Dabei könne man aus der derzeitigen Krise auch für die Klimapolitik lernen – etwa im Hinblick auf die Gemeinschaft.

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Plakate auf der Wiese vor dem Bundestag, Ansprachen und Informationen online – Corona zwingt auch die Aktivisten von Fridays for Future zum kreativen Umdenken. Also suchten die Klimaschützer am vergangenen Freitag neue Wege, um auf die Bedrohung durch den Klimawandel aufmerksam zu machen. Wenige Tage zuvor hatte auch Papst Franziskus eine "ökologische Bekehrung" im Kampf gegen den Klimawandel gefordert.

Angesichts der dominierenden Corona-Pandemie droht der Klimawandel in Vergessenheit zu geraten. Doch die Bedrohung ist weiter gigantisch, sie ist viel langfristiger und gefährlicher als die derzeitige Pandemie. Und sie wird sich nicht durch einen Impfstoff stoppen lassen.

Corona zeigt, wie zerbrechlich unser Wohlstandsmodell ist. Wie schnell unser Alltag zerstört werden kann. "Wir haben geglaubt, in einer kranken Welt gesund bleiben zu können", sagte der Papst vor vier Wochen auf dem leeren Petersplatz. Leidvoll müssen wir lernen, dass wir eben nicht unverwundbar sind und nicht alles im Griff haben.

Die Corona-Krise hat eine solche Dramatik, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, die massive negative Nebenwirkungen haben. Auch der Klimawandel wird eine solche Dramatik entwickeln. Noch können wir das verhindern.

Corona zeigt auch: Scheinbar unmöglich geglaubte Maßnahmen sind doch möglich. Das sollte man bedenken, wenn es in der Klimadiskussion wieder einmal heißt "das geht nicht". Genauso lernen wir jetzt, dass der Beitrag jedes Einzelnen eben doch wichtig ist. Nur wenn alle mitmachen, lassen sich die großen Probleme bewältigen. Mutige und engagierte Maßnahmen, persönliches Engagement und persönlicher Verzicht sind die Rezepte, die wir aus der Corona-Krise auf den Kampf gegen den Klimawandel übertragen sollten.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.