Papst Franziskus gründet Stiftung zu Ehren von Johannes Paul I.
Papst Franziskus hat eine vatikanische Stiftung zu Ehren von Johannes Paul I. (1978) gegründet. Sie soll laut einer Mitteilung des Vatikan (Dienstag) das Wissen über "die Person, das Denken und die Lehren" des populären italienischen Geistlichen vertiefen. Stiftungsvorsitzender ist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Johannes Paul I. ging als "33-Tage-Papst" in die Kirchengeschichte ein. Für den 1912 im Dolomitendorf Canale d'Agordo geborenen Albino Luciani läuft ein Seligsprechungsverfahren. Der "lächelnde Papst" war nur vom 26. August bis zu seinem plötzlichen Tod am 28. September 1978 im Amt.
Parolin würdigte in einem Beitrag für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" die Verdienste von Johannes Paul I. Dessen Bedeutung sei "umgekehrt proportional" zur Dauer seines sehr kurzen Pontifikats. Albino Luciani sei ein "volksnaher, außergewöhnlich sensibler" Priester gewesen, der sich auf das Wesentliche des Glaubens konzentriert habe. "Nähe, Demut, Einfachheit, Beharren auf Gottes Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Solidarität sind seine herausragenden Merkmale", schrieb Parolin. Der Stiftung komme nun die Aufgabe zu, "das gesamte Erbe der Schriften und Werke" von Johannes Paul I. zu schützen und die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Vorgesehen sind dafür etwa Konferenzen und Studientage. Zudem sollen Stipendien die internationale Forschung zu Albino Luciani gezielt fördern. In regelmäßigen Abständen will die Stiftung ihre Studienergebnisse bündeln und veröffentlichen. Dem Verwaltungsrat gehört den Angaben zufolge neben mehreren Experten auch Lina Petri an, eine Nichte des verstorbenen Papstes.
Um den frühen Tod Johannes Pauls I. waren schon kurz nach dessen Ableben Verschwörungstherorien aufgekommen. Die offizielle Version, die 2017 durch Notizen des damaligen päpstlichen Leibarztes untermauert wurde, lautete Herzinfarkt. Allerdings verstrickte sich der Vatikan bei den genauen Todesumständen in Widersprüche und verzichtete überdies auf eine Obduktion. Die Verschwörungstheorie um den Tod des Papstes erhielt neuen Nährboden, als der britische Autor David Yallop im Jahr 1984 sein Buch "Im Namen Gottes?" veröffentlichte. Darin stellte er die Behauptung auf, Johannes Paul I. sei vergiftet worden. Denn der Papst, so Yallop, sei im Begriff gewesen, einen Korruptionsskandal rund um die Vatikanbank IOR aufzudecken. Zudem habe er hohe Kurienmitarbeiter entlassen und kirchliche Reformen – darunter die Erlaubnis der künstlichen Empfängnisverhütung – anstoßen wollen. Yallop stellte seine Ausführungen, denen laut Vorwort des Buches eine dreijährige Recherche und Gespräche mit Zeugen auch aus dem engsten Umfeld des Papstes zugrunde lagen, als Tatsachenbericht dar. Späteren Untersuchungen zufolge hielt seine Mordtheorie hingegen einem Faktencheck nicht stand. (tmg/KNA)