Lieber Livestream als Gottesdienst mit Maske
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Nach und nach wird in den einzelnen Bundesländern das Verbot aufgehoben, öffentliche Gottesdienste zu feiern. Es war zweifellos ein wichtiges Signal der Kirche, sich dafür einzusetzen, und genauso ist es ein gutes Zeichen, dass der Staat ihr entgegengekommen ist. Denn das Recht auf freie Religionsausübung muss grundsätzlich auch in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie gewährleistet werden. Mit ihren ausgearbeiteten Handreichungen und Schutzkonzepten zeigen die Bischofskonferenz und die Bistümer, dass sie um ihre Verantwortung wissen. Ich frage mich allerdings, wie sinnvoll es ist, unter den strengen Auflagen überhaupt an einem Gottesdienst oder einer Eucharistiefeier teilzunehmen.
"Was staatlich nun unter restriktiven Bedingungen ermöglicht wird, muss kirchlicherseits nicht unbedingt Jubel auslösen und wirklich dem Heil dienen", betonte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige zuletzt – und spricht damit genau das Problem an. Gläubige werden nur nach bestimmten Kriterien zugelassen, die Kranken und Schwachen sind zunächst einmal außen vor. Dazu kommt, dass öffentliche Gottesdienste trotz aller Schutzmaßnahmen weiterhin Risiken hinsichtlich einer Ansteckung bergen. Obwohl jeder Messbesucher natürlich weiß, was er tut, und selbst für seine Sicherheit verantwortlich ist: Sollte irgendwann eine Gottesdienstfeier als Infektionsherd ausgemacht werden, kann sich jeder die daraus entstehende Diskussion genau ausmalen.
So wichtig es als Zeichen des guten Willens ist, Schutzmaßnahmen für Gottesdienste auszuformulieren: Ich finde den Gedanken an ihre Umsetzung beklemmend. Gläubige und Priester, die in der Messe einen Mund-Nasen-Schutz tragen? Meinem Empfinden nach unwürdig. Auf Gemeindegesang verzichten? Feierlichkeit ist etwas anderes. Ein großer Abstand zwischen den Teilnehmern? Gottesdienstliche Gemeinschaft sieht für mich anders aus.
Auch ich vermisse es sehr, in die Heilige Messe zu gehen. Manch einer ist bestimmt bereit, alle Auflagen auf sich zu nehmen. Aber bevor ich mir in einer Kirche eine Schutzmaske überziehe, schaue ich mir lieber weiterhin Gottesdienste im Fernsehen oder im Livestream an oder feiere Hausgottesdienst. Damit gefährde ich nicht unnötig das körperliche Heil anderer – und zumindest vorläufig auch nicht mein Seelenheil.