Deutscher Amazonas-Bischof: Debatte über "viri probati" nicht beendet
Franz Josef Meinrad Merkel, deutscher Bischof der brasilianischen Diözese Humaitá, hält die Diskussion über die Weihe sogenannter "viri probati" auch nach dem Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" nicht für beendet. Obwohl es die Frage nach der Priesterweihe von verheirateten Männern nicht beantworte, sei es nicht die Absicht des Dokuments, das Thema zu den Akten zu legen, sagte Merkel im Interview mit der Spiritaner-Ausgabe der Missionszeitschrift "kontinente" (Mai/Juni). In der regionalen Bischofskonferenz, der er angehört, hätten alle sieben Oberhirten dafür gestimmt, "unter den besten ständigen Diakonen den einen oder den andern" zum Priester weihen zu dürfen. "Das ist weiterhin mein Wunsch", so Merkel, der unter den Teilnehmern der Amazonas-Synode im vergangenen Oktober war.
Mitte Februar hatte Papst Franziskus das Apostolische Schreiben im Nachgang zur Amazonas-Synode veröffentlicht. Während die Synodenmitglieder noch mit großer Mehrheit für die Weihe bewährter verheirateter Männer, sogenannter "viri probati", votierten, erwähnt Franziskus das Thema nicht und begegnet auch der Weihe von Frauen ablehnend.
Laut eigener Aussage hätte sich Merkel gewünscht, dass die Ortskirchen mehr Freiheit und Handlungsspielraum bekämen, ihre Probleme "kreativ" zu lösen. "In diesem Sinne hatten wir erwartet, verschiedene Dinge selbst in die Hand nehmen zu können, inklusive der Auswahl von verheirateten Männern, die zum Priester geweiht werden könnten", so der Amazonas-Bischof. Es gehe schlicht darum, Menschen die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier zu ermöglichen, denn genau davon lebe die Kirche. "Doch es fehlt noch der wagemutige Schritt, diese Entscheidung zu treffen."
Er habe bei der Synode auch dafür gestimmt, Frauen den Zugang zum Diakonat zu ermöglichen, so Merkel weiter. Doch er halte "manche polemischen Äußerungen und aggressive Stimmung" bei diesem Thema für überzogen. "Das ist für mich eine Zuspitzung, die für den Gang der Kirche nicht dienlich ist", betonte der Bischof. Bei der Durchführung der spezifischen sakramentalen Dienste sollte nicht die Frage der Gleichberechtigung im Vordergrund stehen. "Vielmehr muss es, wie Paulus im Korintherbrief sagt, heißen: Alle haben ihre Gaben empfangen 'zum Aufbau der Gemeinde'." Das letzte Wort in dieser Angelegenheit sei allerdings "sicher noch nicht gesprochen". Frauen sollten sich durch das Schreiben nicht entmutigen lassen. "Wir sind alle aufgerufen zum Dienen, jeder mit allem, was ihm zur Verfügung steht", erklärte Merkel.
Dokument als Aufmunterung zur Weiterarbeit
Den Inhalt von "Querida Amazonia" versteht Merkel als Aufmunterung, weiter an Lösungen zu arbeiten. "Auch wenn das Ergebnis nicht unseren Erwartungen entspricht, werden wir weitermachen. Wir werden versuchen, die Freiräume noch mehr auszunutzen und auszuweiten." Seine Diözese werde sich weiterhin mit der Stellung der Frauen in der Leitung einer Gemeinde beschäftigen. Er habe Frauen auch schon zum Predigtdienst hingeführt, sagte Merkel.
Franz Josef Meinrad Merkel (75) ist Mitglied der Spiritanerordens und seit 2000 Bischof der Diözese Humaitá im Nordwesten Brasiliens. Den Angaben des Oberhirten zufolge hat das Bistum eine Fläche von rund 135.000 Quadratkilometern und etwa 140.000 Einwohner. Zurzeit wirken dort 14 Priester, 22 Ordensfrauen, ein Ordensbruder, 14 ständige Diakone und viele Laien als pastorale Mitarbeiter. (mal)