FDP will Sonntagsschließung von Geschäften für ein Jahr aussetzen
14:15 Uhr: Vatikan warnt vor globalen sozialen Folgen der Corona-Pandemie
Der Vatikan hat vor einer Spirale von Hunger, Konflikten und Armut als Folge der Pandemie gewarnt. Allein 370 Millionen Kinder drohten nach UN-Angaben aufgrund der Schulschließungen ihre einzigen Mahlzeiten in den Mensen zu verlieren. Das Coronavirus vergrößere das globale Ernährungsproblem durch Handelsbeschränkungen und einen erschwerten Marktzugang für Produzenten. Wenn bestimmte Schwellen überschritten seien, könnten die sozioökonomischen Folgen "katastrophal" wachsen, sagte Augusto Zampini-Davies von der Kurienbehörde für Entwicklungsfragen am Samstag im Vatikan.
Zampini-Davies äußerte sich bei einer Video-Pressekonferenz der vatikanischen Sonderkommission, die sich unter anderem mit den humanitären und sozialen Auswirkungen von Covid-19 befassen soll. Die Leitung der Arbeitsgruppe liegt beim Dikasterium für ganzheitliche Entwicklung. Dessen Leiter Kardinal Peter Turkson sagte, was als Gesundheitsproblem begonnen habe, betreffe inzwischen drastisch Wirtschaft, Beschäftigung, Lebensstile und Ernährungssicherheit, aber auch die Zusammenarbeit der Staaten, Internetsicherheit und Patente. Dies zeige die Vernetzung aller Aspekte von Entwicklung. Turkson sagte, die vatikanische Covid-19-Kommission werde zunächst ein Jahr arbeiten, gegebenenfalls auch länger.
Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Aloysius John, sagte, mit den Mitteln eines Covid-19-Nothilfe-Fonds helfe der Verband nationaler Caritas-Organisationen mehr als 7,8 Millionen Menschen in 14 Ländern, darunter Ecuador, Indien, Palästina, Bangladesch, Libanon und Burkina Faso. Zugleich rief er erneut zur Aufhebung von Wirtschaftssanktionen gegen Iran, Libanon, Syrien, Libyen und Venezuela auf. Auch sollten die Schulden der ärmsten Länder oder zumindest die Schuldzinsen für 2020 erlassen werden. Internationale Hilfen müssten weiter an die betreffenden Länder gezahlt werden und dürften nicht für andere Zwecke umgewidmet werden, forderte der Generalsekretär des Caritas-Dachverbands. (KNA)
12:30 Uhr: Montenegro lässt Geistliche frei - Bischof gibt sich kämpferisch
Nach 72 Stunden Ordnungshaft sind in Montenegro seit Samstag ein serbisch-orthodoxer Bischof und acht Priester wieder in Freiheit. Nach der Freilassung gegen Mitternacht in Niksic, der zweitgrößten Stadt des Balkanlandes, wurden die Geistlichen von einer großen Menschenmenge gefeiert. Ortsbischof Joanikije rief die auf ihn wartenden Menschen auf, sich für einen "langen Kampf" bereitzumachen: "Wir wollen Religionsfreiheit!"
Die serbisch-othodoxe Kirchenführung in Belgrad veröffentlichte auf ihrer Internetseite ein Video seiner Ansprache. Die Justiz hatte die 72-stündige Inhaftierung des Bischofs und der acht Priester angeordnet, weil sie mit einer Prozession durch die Stadt und einen Gottesdienst in der Kathedrale gegen das von der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie erlassene Versammlungsverbot verstoßen hätten. An der Prozession zu Ehren des Nationalheiligen Basilius von Ostrog hatten sich am Dienstag mehrere tausend Menschen beteiligt.
Für die Freilassung der Geistlichen waren in Niksic in den vergangenen Tagen viele Demonstranten auf die Straße gegangen. Es kam zu Ausschreitungen, bei denen mehrere Polizisten verletzt wurden. Auch Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. hatten gegen die Verhaftung des Bischofs und der Priester protestiert und in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, sie schnellstmöglich freizulassen. Montenegros Parlamentspräsident Ivan Brajovic betonte dagegen, man werde nicht zulassen, dass die Gesundheit der Bürger gefährdet werde. Alle müssten die Gesetze und Vorschriften respektieren.
Joanikije kritisierte in seiner Ansprache die Regierung scharf. Deren Maßnahmen verstießen gegen die Verfassung. Zugleich lobte er die Polizisten, die sich während seiner Haft ihm gegenüber "mehr als korrekt" verhalten hätten.
Die meisten Montenegriner gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Seit Monaten protestiert sie gegen ein Gesetz, das sie zur Abgabe vieler ihrer Gebäude zwingen soll. Das Gesetz sieht eine Prüfung des Eigentumsstatus von Immobilien vor, die vor 1920 in den Besitz von Religionsgemeinschaften gelangt sind. Das trifft in erster Linie die serbisch-orthodoxe Kirche. Sie hatte sich nach der Gründung Jugoslawiens die eigenständige montenegrinische Kirche samt ihrer Besitztümer einverleibt. Die Regierung in Podgorica unterstützt die neugegründete montenegrinisch-orthodoxe Kirche, die von der Weltorthodoxie jedoch nicht anerkannt wird. (KNA)
11:15 Uhr: DJK begeht 100-Jahr-Jubiläum wegen Corona-Krise nur online
Wegen der Corona-Krise hat der katholische DJK-Sportverband sein 100-jähriges Bestehen online begangen. Statt der am Samstag in Würzburg geplanten Feier, veröffentlichte der Verband ein digitales Grußwort der DJK-Präsidentin Elsbeth Beha und des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes Alfons Hörmann. Der Verband hoffe aber, dass die am 3. und 4. Oktober geplante Jubiläumswallfahrt in Bamberg wieder stattfinden könne. Die Jubiläumsfeier steht unter dem Motto "Sein Bestes geben".
Gerne hätte sie mit DJK-Mitgliedern und Gästen das Jubiläum gefeiert, sagte Beha in der Videobotschaft. "Aber das Coronavirus wollte es nicht zulassen." Sie hoffe aber, dass es die Möglichkeit gebe, die Feier nachzuholen.
Auch die Jubiläumsaktion "100 Jahre - 100 Köpfe" ist den Angaben nach online abrufbar. Das Banner mit den Gesichtern ausgewählter DJK-Mitglieder sollte eigentlich auch im Rahmen der Feier in Würzburg präsentiert werden. Mit dem Projekt wolle der Verband besondere menschliche Leistungen würdigen. (KNA)
10 Uhr: FDP will Sonntagsschließung von Geschäften für ein Jahr aussetzen
Die FDP dringt darauf, die Sonntagsschließung von Geschäften für mindestens ein Jahr lang auszusetzen und die verfassungsrechtliche Sonntagsruhe zu lockern. "Uns geht es dabei nicht primär darum, dem Einzelhandel entgangenen Umsatz durch die Ausweitung der Öffnungszeit wieder zu ermöglichen", was "auch wichtig sei", sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Manfred Todtenhausen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). "Wir brauchen die Sonntagsöffnung, um Kundenströme zu entzerren und so die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten."
Andernfalls kauften die Kunden "noch mehr als früher bei Online-Shops rund um die Uhr ein, besonders an Sonntagen". Denn dann seien die Umsätze von Amazon und anderen am höchsten, so der Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion für den Einzelhandel.
"Weil es uns um fairen Wettbewerb und lebenswerte Innenstädte mit attraktiven Arbeits- und Ausbildungsplätzen im stationären Einzelhandel geht, müssen wir die Planungssicherheit der Kommunen erhöhen", sagte Todtenhausen. "Dafür wollen wir im Grundgesetz die Frage der Sonntagsruhe lockern, damit unsere Innenstädte auch in Zukunft attraktiv für Kunden und Besucher bleiben und Kommunen von ausreichend Gewerbesteuer erhalten."
Zuvor hatte die Berliner FDP-Fraktion gefordert, die Sonntagsschließungen in der Hauptstadt für mindestens ein Jahr auszusetzen. Da Ladenöffnungszeiten Ländersache sind, "rufen wir auch andere Bundesländer zu einem solchen Schritt auf", erklärte Todtenhausen.
Rufe nach einer Lockerung oder gar völligen Aufhebung des Verbots der Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen seitens Handel und Arbeitgeberverbänden gibt es immer wieder. Dagegen verteidigen Kirchen und Gewerkschaften den Sonntag als Tag der Familie und der Rekreation.
Der in Artikel 140 des Grundgesetzes verankerte Schutz der Sonn- und Feiertage ist international einzigartig. Das Bundesverfassungsgericht stellte fest, daraus ergebe sich für den Staat nicht nur eine irgendwie geartete Pflicht, den Sonntag zu achten. Es ergebe sich daraus auch ein Recht der Kirchen, der Gläubigen, der Arbeitnehmer, der Familien und der Gewerkschaften, vor "ausufernden Ausnahmen" geschützt zu bleiben. Das Sonntagsgebot entspringe nicht nur religiösen Lehren, sondern trage den allgemeinen menschlichen Bedürfnissen Rechnung. (KNA)
9:30 Uhr: Regierung und Religionen Italiens vereinbaren Gottesdienstregeln
Italiens Regierung hat sich nun auch mit nichtkatholischen Religionsgemeinschaften formell über die Wiederaufnahme des öffentlichen religiösen Lebens ab Montag verständigt. Am Freitag wurden die entsprechenden Protokolle am Sitz des römischen Innenministeriums unterzeichnet, wie die Behörde von Ministerin Luciana Lamorgese mitteilte. Die in Gesprächen ausgehandelten und von einem Expertenausschuss gebilligten Vereinbarungen regeln für jede Glaubensgemeinschaft spezifische Schutz- und Hygienevorschriften bei gottesdienstlichen Veranstaltungen.
Zu den Unterzeichnern gehören neben den jüdischen Gemeinden sowie protestantischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen auch Mormonen, islamische Gemeinden, Hindus, Buddhisten, Bahai und Sikhs. Mit der katholischen Bischofskonferenz hatte das Innenministerium schon am 7. Mai ein entsprechendes Abkommen getroffen. An den jetzt geschlossenen Vereinbarungen sind laut Pressemitteilung des Ministeriums auch Gemeinschaften beteiligt, mit denen kein Staatskirchenvertrag besteht. (KNA)
9 Uhr: Pater Anselm Grün hofft auf mehr Nachdenklichkeit nach der Krise
Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün hofft auf eine größere Akzeptanz eines einfacheren Lebensstil nach der Corona-Krise. "Wir müssen nicht so viel erleben, sondern einfach leben", sagte der Pater am Freitag. Er setze auch auf mehr Nachdenklichkeit und eine größere Offenheit für den Glauben.
Während der Krise hält er es für wichtig, Ängste zuzulassen. Es sei wichtig, "die Angst anzuschauen". Die Angst habe einen Sinn wie etwa die Angst vor einer Krankheit. Verbreitete Verschwörungstheorien seien Anzeichen für eine Flucht, zugleich könnten sie eine Art Ersatzreligion werden. Er äußerte sich bei einer virtuellen Veranstaltung der Funke-Mediengruppe, des Herder-Verlags sowie der Buchhandlungen Thalia und Mayersche. (KNA)
9 Uhr: Expertin beklagt Verlust der Tagesstruktur von vielen Behinderten
Die Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie sind auch in der Behindertenhilfe stark zu spüren: für die Behinderten selbst sowie ihre Betreuer und ihre Familien. "Mit der Schließung der Werkstätten ist die Beschäftigung und somit die Tagesstruktur für viele Menschen mit Behinderung von heute auf morgen weggebrochen", sagte Birgitta Neumann, die als Unternehmensberaterin seit März das Krisenmanagement einer Behinderteneinrichtung in Nordrhein-Westfalen übernommen hat, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die rund 1.250 betreuten Menschen mit einer Behinderung müssten seit Ausbruch der Corona-Krise in ihrem Wohnbereich intensiver begleitet werden. Dabei helfen die Angestellten der Werkstätten mit, "damit konnte auch größtenteils Kurzarbeit verhindert werden", sagte Neumann.
Die bevorstehenden Lockerungen, zu denen die Öffnungen der Werkstätten sowie das Ende der Besuchsverbote gehören, stellen die Behindertenträger laut Neumann vor erneute logistische Herausforderungen. "Denn es ist ja kein Schritt zurück in eine hundertprozentige Normalität. Wir müssen weiterhin die Auflagen wie den Mindestabstand berücksichtigen." Das habe etwa zur Folge, dass die Bewohnerinnen und Bewohner, die sonst morgens in einem Bus zur Werkstatt fahren, nun auf mindestens zwei Busse aufgeteilt werden müssten."Wo sollen aber die Busse herkommen? Und: Wie wird das finanziert?"
Der erhöhte Betreuungsaufwand, der zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner erforderlich sei, werde mit dem bisherigen Personaleinsatz kaum zu leisten sein, ist Neumann überzeugt. "Es braucht daher eine öffentliche und unterstützende Diskussion, wie die Kosten, die dies in den Einrichtungen verursachen wird, refinanziert werden können."
Darüber hinaus wünscht sich die Sozialexpertin eine höhere Wertschätzung der Arbeit, die in der Eingliederungshilfe geleistet wird. "Wie viele in der Branche empfinde ich ein Ungleichgewicht zwischen der Aufmerksamkeit, die sozialen Berufen wie beispielsweise der Pflege eingeräumt wird, und dem, was dem Rest der sozialen Arbeit entgegenkommt." Die einmaligen Gehaltsprämien von mindestens 1.000 Euro, die Altenpflegerinnen und Altenpflegern in der Corona-Krise erhalten sollen, sollten auch anderen Sozialberufen bezahlt werden, forderte Neumann. (epd)
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