Auseinandersetzung um traditionelles Marienfest in Valencia

Ermittlungen gegen Kardinal wegen Verstoß gegen Corona-Regeln

Veröffentlicht am 11.05.2020 um 14:12 Uhr – Lesedauer: 

Valencia ‐ Ein Streit im spanischen Valencia trägt Züge der Geschichten um Don Camillo und Peppone: Ein sozialistischer Stadtrat wirft dem Kardinal der Regionalhauptstadt vor, gegen staatliche Regeln verstoßen zu haben – was dieser entschieden zurückweist.

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Die Stadtverwaltung der spanischen Stadt Valencia hat Ermittlungen gegen Kardinal Antonio Cañizares Llovera eingeleitet, weil er bei der Feier eines traditionellen Marienfestes gegen die wegen der Corona-Krise geltenden Abstandsregeln verstoßen haben soll. Der Erzbischof von Valencia hatte am Sonntag anstatt der üblichen Prozession der Statue der "Jungfrau der Schutzlosen" durch die Innenstadt die Marienfigur durch die geöffneten Türen der Kathedrale zeigen lassen, wie örtliche Medien berichteten. Zur Feier der Stadtpatronin von Valencia hatten sich demnach mehrere Dutzend Gläubige auf dem Platz vor der Kirche versammelt. 

Der für den Bevölkerungsschutz zuständige Stadtrat von Valencia, Aarón Cano Montaner, kritisierte die Aktion der Erzdiözese als "verantwortungslos", da während der Verehrung der Marienstatue die strengen Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Die Stadtverwaltung werde ermitteln, ob der Kardinal damit eine Ordnungswidrigkeit begangen habe, sagte der sozialistische Politiker. Cano warf dem als konservativ geltenden Cañizares "Vorsatz und Heimtücke" vor. 

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Das Erzbistum Valencia veröffentlichte am Sonntagabend auf seiner Internetseite eine Stellungnahme, in der es die Anschuldigungen zurückwies. Man habe sich an die geltenden Abstandsregeln gehalten, zudem sei die Versammlung der Gläubigen auf dem Platz vor der Kathedrale von Polizisten und Mitarbeitern des Roten Kreuzes kontrolliert worden. Diese hätten auf die geltenden hygienischen Maßnahmen aufmerksam gemacht. 

Weiterhin wies das Erzbistum auf Falschmeldungen hin, die bei der Berichterstattung über die Kontroverse in mehreren Medien aufgetaucht waren. So seien während des der Aktion vorangegangenen Gottesdienstes die staatlichen Regeln befolgt worden und keine Gläubigen anwesend gewesen. Fotos mit Gläubigen, die vor dem Marienbild beteten, seien zu den regulären Öffnungszeiten der Kathedrale gemacht worden. In mehreren Medien waren diese Bilder gemeinsam mit der Information veröffentlicht worden, dass Cañizares eine öffentliche Messe gefeiert habe.  

Die Auseinandersetzung um die Aktion des Erzbistums Valencia beschäftigte am Sonntag die Nutzer der sozialen Netzwerke stark. Der Begriff "Cañizares" war als "trending topic" beim Kurznachrichtendienst Twitter zeitweise sogar eines der dort meistgesuchten Worte. In Spanien gelten seit Beginn der Corona-Pandemie strenge Abstands- und Hygiene-Regeln, die erst vor Kurzem gelockert wurden. Öffentliche Messfeiern sind dort erst seit diesem Montag unter bestimmten Sicherheitsmaßnahmen möglich. (rom)