Künftiger Bischof Meier: Corona-Text von Müller und Vigano "zynisch"
Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier hat sich deutlich von dem Corona-Aufruf von Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Erzbischof Carlo Maria Vigano distanziert. "Jeder muss in einer freiheitlichen Gesellschaft seine Meinung frei äußern dürfen, aber in unserem Bistum haben wir einen Priester an Corona verloren" sagte Meier der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). Weiter fügte er hinzu: "Und ich denke vor allem auch an die vielen Menschen, die in verschiedenen Altenheimen in unserer Region inzwischen nach einer Covid-19-Infektion gestorben sind."
"Hier von einer 'Weltverschwörung' zu reden, empfinde ich geradezu als zynisch", erklärte Meier und betonte: "Was unser Bistum betrifft: Wir werden in der Corona-Pandemie weiterhin eng mit den staatlichen Stellen zusammenarbeiten. Denn nur gemeinsam können wir dieses Virus besiegen."
Kritik von deutschen Bischöfen
Zuvor hatten bereits mehrere Kirchenmänner das jüngst veröffentlichte Schreiben kritisiert. Von diesen "gefährlichen Theorien" distanziere er sich klar, schrieb Rottenburgs Bischof Gebhard Fürst am Montag auf Twitter: "Wer die Bemühungen der Politik, Menschenleben vor dem Coronavirus zu schützen, in eine dubiose Weltverschwörung umdeutet, spielt mit dem Feuer!" Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sowie Essens Generalvikar Klaus Pfeffer und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, distanzierten sich von dem Aufruf.
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) war bereits am Wochenende auf Distanz zu dem Aufruf gegangen. "Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands", sagte der Konferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, am Wochenende: "Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet."
Die Gruppe um Müller, Vigano und Kardinal Joseph Zen Ze-kiun hatte eine Warnung veröffentlicht, nach der die Corona-Pandemie genutzt werden solle, um eine Weltregierung zu schaffen, "die sich jeder Kontrolle entzieht". Sie werde als Vorwand genutzt, um "Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt" einzuschränken. So ernst der Kampf gegen Covid-19 sein möge, dürfe er nicht "als Vorwand zur Unterstützung unklarer Absichten supranationaler Einheiten dienen, die sehr starke politische und wirtschaftliche Interessen verfolgen". Nach wachsender Kritik hatte Müller am Wochenende seine Unterschrift verteidigt. Interessierte kirchliche Kreise hätten das Papier benutzt, "um daraus Empörungskapital gegen ihre vermeintlichen Gegner zu schlagen", so der Kardinal. (tmg/KNA)