Sonntagspflicht adé?
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Zu Beginn der Corona-Krise haben einige Bistümer offiziell mitgeteilt, dass die Sonntagspflicht vom jeweiligen Bischof aufgehoben worden sei. Einer Kollegin gegenüber äußerte ich scherzhaft: Ach die gibt’s noch? Die Theologin war verunsichert, ob ich die Frage ernst meinte! Natürlich nicht – aber mit der ironischen Frage wollte ich darauf hinweisen, dass es da eine "Pflicht" gibt, die so gut wie keiner mehr als bindend betrachtet!
Einerseits begrüße ich es, dass die meisten katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorger in ihrer Pastoral nicht auf der Sonntagspflicht beharren. Man kann Menschen nicht zur Feier des Gottesdienstes zwingen. Das widerspricht dem inneren Wesen der Liturgie.
Aber ist diese "Pflicht" dadurch wirklich obsolet? Ich glaube nicht! Gerade die Coronakrise hat vielen Menschen vor Augen geführt, was ihnen die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistie bedeutet oder eben auch nicht bedeutet!
Ich begrüße es, dass die besonderen Umstände neue Formen liturgischen Betens hervorgebracht haben – jenseits der Fixierung auf Messfeiern. Und ich hoffe, dass wir darunter die guten Dinge bewahren werden. Es wäre aber wichtig, dass dies nicht auf Kosten der sonntäglichen Eucharistiefeier geschieht.
Christsein kann und darf nicht auf Liturgie reduziert werden. Auch die anderen Vollzüge des Kircheseins – die Verkündigung und die Diakonie, sowie die Förderung der Koinonia – sind wesentlich. Aber jeder dieser Aspekte verdorrt, wenn jeweils ein anderer vernachlässigt wird, und das gilt eben auch für die Liturgie. Wie kann man also die "Sonntagspflicht" nach Corona wieder mit Leben füllen?
Ich bin gespannt, wie es in dieser Frage weitergehen wird. Meines Wissens ist bisher jedenfalls nirgendwo die Sonntagspflicht wieder eingeführt worden.