Experte: Corona könnte jeden fünften Kirchensteuer-Euro kosten
18 Uhr: Caritas: Lateinamerika von Corona besonders gefährdet
Caritas international rechnet in Lateinamerika mit einer Eskalation der Corona-Pandemie. "Die Länder des Kontinents steuern auf eine Katastrophe zu. Lateinamerika wird der neue Hotspot der Pandemie", sagte Claudio Moser von Caritas international am Freitag in Freiburg.
Besonders hart betroffen seien Peru, Mexiko und Ecuador. Für Brasilien sprach die Hilfsorganisation von einer verheerenden Lage mit derzeit täglich mehr als 1.000 Corona-Toten. Moser warf Staatspräsident Jair Bolsonaro Verantwortungslosigkeit vor. Am meisten leide die indigene und die afrobrasilianische Bevölkerung.
Caritas international unterstützt nach eigenen Angaben aktuell in sieben brasilianischen Bundesstaaten Corona-Hilfsprojekte, vor allem für Menschen in Armenvierteln und im ländlichen Raum. So würden Hygieneartikel, Schutzmasken und Lebensmittel verteilt. (KNA)
17:00 Uhr: Italiens Katholikentag findet größtenteils online statt
Der italienische Katholikentag, das "Treffen von Rimini", soll trotz Pandemie auch in diesem Jahr stattfinden. Allerdings werde es vom 18. bis 23. August an der Adria eine "Sonderausgabe" des Treffens geben, heißt es in einer Mitteilung vom Freitag. Der Kongress sei für Italien eine erste Gelegenheit, zusammenhängend über die Pandemie, den Lockdown und bisherige Folgen zu reflektieren, so die Organisatoren.
In früheren Jahren zog das Treffen von Rimini mehrere Hunderttausend Besucher an. Dieses Mal sollen Vorträge und Diskussionen vor allem online übertragen werden. Laut ersten Planungen könnten im Kongresszentrum der Hafenstadt selbst laut derzeitigen Regelungen 200 bis 400 Personen teilnehmen. Ein konkretes Programm für dieses Jahr steht indes noch nicht fest.
Das von der katholischen Gemeinschaft Comunione e Liberazione ausgerichtete "Meeting" findet seit 1980 jährlich in der zweiten Augusthälfte in Rimini statt. Dabei stehen teils prominent besetzte Vorträge und Veranstaltungen zu religiösen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen auf dem Programm.
Das Rimini-Meeting 2020 könne "einen bedeutenden Beitrag für den Wiederaufbau" leisten, so Bernhard Scholz, Vorsitzender der organisierenden Stiftung. Zum Motto des Treffens, "Ohne Wunder bleiben wir taub für das Erhabene", sagte Scholz: "Ohne Wunder wird alles zu einem Objekt des Kalküls und des Besitzes. Derweil sind Wunder und Dankbarkeit, die damit einhergehen, Fermente der Hoffnung und der Kreativität." Daraus wiederum speise sich "mutige und gemeinsame Verantwortung".
Der aus Mülheim an der Ruhr stammende Scholz war von 1984 bis 1998 Pressesprecher im Erzbistum Freiburg. Anschließend wechselte er in die Wirtschaft nach Mailand und lebt seither in Italien. Im März war Scholz zum Nachfolger der langjährigen Stiftungs-Vorsitzenden Emilia Guarnieri gewählt worden. (KNA)
15:15 Uhr: US-Erzbischof verteidigt Missachtung des Versammlungsverbots
Der Erzbischof von Saint Paul und Minneapolis, Bernard Hebda, hat die Missachtung des Versammlungsverbots im US-Bundesstaat Minnesota verteidigt. "Katholiken brauchen wirklich die Feier der Eucharistie, um durch die Herausforderungen in ihrem Leben zu kommen", erklärte Hebda am Donnerstag (Ortszeit) vor Journalisten. Der Empfang der heiligen Kommunion sei deshalb "extrem wichtig".
Hebda und die Bischöfe von Minnesota hatten am Mittwoch entschieden, dem Verbot des demokratischen Gouverneurs Tim Walz von Gottesdiensten mit mehr als zehn Teilnehmern nicht Folge zu leisten. "Wir haben nicht die Möglichkeit, die Eucharistie per Livestream zu empfangen", betonte der Erzbischof.
Unterstützung erhielten die katholischen Bischöfe auch von protestantischer Seite. Dass Kirchen anders behandelt würden als etwa Einkaufszentren könne nicht akzeptiert werden, sagte etwa der Präsident der Lutheran Church-Missouri Synod, Lucas Woodford.
Nach Ansicht der konservativen "Becket"-Organisation haben die Bischöfe rechtlich nun nicht viel zu befürchten. Es seien bereits rund 30 Klagen gegen die Öffnungspläne in Minnesota anhängig. Der Rechtsbeistand der Organisation, Eric Rassbach, wertete die Anordnungen des Gouverneurs darüber hinaus als illegal. In diesem Fall bestehe auch nicht die Pflicht, ihr Folge zu leisten. (KNA)
14:30 Uhr: Landesbischof Meister verteidigt Kurs der Kirche in der Corona-Krise
Der evangelische hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Kritik der früheren Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am Verhalten der Kirche in der Corona-Krise zurückgewiesen. "Die Kirchen haben weder ihre Arbeit eingestellt noch Menschen alleingelassen, sondern haben in Fürsorge für die Schwächsten notwendige Schutzmaßnahmen ergriffen", sagte Meister am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Dass die Kirche mit Rücksicht auf gefährdete Menschen während des Shutdown zentrale Aufgaben zurückgefahren habe, sei "angemessen und richtig" gewesen, unterstrich er. Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Lieberknecht, selbst ausgebildete Pastorin, hatte in der Tageszeitung "Die Welt" moniert, die Kirche habe in der Corona-Krise Hunderttausende von Menschen alleingelassen. Als Beispiel nannte sie Kranke, Einsame, Alte und Sterbende.
Meister betonte dagegen, in der Seelsorge seien die Kirchen trotz der Corona-Beschränkungen an vielen Orten gegenwärtig gewesen. "Zusätzliche Hotlines wurden eingerichtet. Per Post, per Telefon, per Socialmedia haben viele Hauptamtliche und auch ehrenamtlich Tätige den Kontakt mit unseren Gemeindemitgliedern gehalten", sagte der Bischof. "Wir mussten uns erst einüben in diese Art der Krisenkommunikation, denn so eine Situation gab es ja noch niemals zuvor."
Der Bischof fügte hinzu: "Wahrscheinlich sind noch nie in einem so kurzen Zeitraum so viele neue kirchliche Initiativen entstanden wie in den vergangenen zehn Wochen." Im Rückblick räumte er jedoch ein, "dass wir wahrscheinlich mehr und früher an die Menschen hätten denken und noch entschiedener für die hätten Partei ergreifen müssen, die unter den Kontaktverboten am stärksten leiden und keine Stimme haben".
Meister wandte sich gegen einen "Populismus im pastoralen Gewand, der weitgehend ohne Kenntnis der engagierten Arbeit vor Ort und frei von jeglicher eigenen Verantwortungsübernahme pauschal Kritik übt". Sicher seien Fehler gemacht worden. Das rechtfertige jedoch keine Generalanklage. Zuvor hatten bereits der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer und andere Theologen die Kritik Lieberknechts zurückgewiesen. (epd)
14:05 Uhr: Kirche besorgt über "verzweifelte Lage" indigener Völker
Die katholische Kirche in Venezuela hat sich besorgt über die "verzweifelte Lage" der indigenen Völker in dem südamerikanischen Land geäußert. Durch die Coronakrise habe sich die ohnehin schwierige Situation noch einmal verschlechtert. Die katastrophale Gesundheitsversorgung der indigenen Völker sei eine Folge der systematischen Verweigerung der Rechte und des Zugangs zu den Basisdiensten, die für ein würdiges Leben notwendig seien, heißt es in einem von verschiedenen kirchlichen Organisationen und der Venezolanischen Bischofskonferenz unterzeichneten Schreiben, aus dem lokale Medien am Donnerstag (Ortszeit) zitierten.
Gesundheitsposten in den indigenen Gemeinden seien nicht einmal mit einem Mindestmaß an Personal und Material ausgestattet. Hinzu komme, dass der illegale Goldbergbau die Rechte der Indigenen untergrabe und Landschaften, Kulturen und Wasserqualität zerstöre. Vor wenigen Tagen hatte das kirchliche Amazonas-Netzwerk REPAM der sozialistischen Regierung von Nicolas Maduro vorgeworfen, die offiziellen Zahlen von infizierten Indigenen zu manipulieren.
Unterdessen rief Kardinal Baltazar Porras in einem Interview des Senders Union Radio die zerstrittenen politischen Lager zur Zusammenarbeit auf. Es sei die Zeit, persönliche und Parteiinteressen bei Seite zu lassen, Drohungen zu unterlassen und Brücken zu bauen, die gemeinsame Lösungen ermöglichen. Zugleich kritisierte Porras das Fehlen von Information über die Coronavirus-Krise. Dies löse in der Bevölkerung Unsicherheit aus.
Venezuela leidet bereits seit Jahren unter einer schweren Versorgungs- und Wirtschaftskrise. Wegen der unsicheren und schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse haben inzwischen bis zu fünf Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen. Inzwischen kehren wegen der Coronavirus-Krise jedoch auch Venezolaner in das Land zurück, weil sie in den überforderten Aufnahmeländern zu wenig Unterstützung finden. (KNA)
13:15 Uhr: Altöttinger Kapuziner fahren Wallfahrtsseelsorge wieder hoch
Im größten deutschen Marienwallfahrtsort stellen sich die Kapuziner wieder auf mehr Pilger ein. Wie der Orden am Freitag in Altötting mitteilte, können durch behördliches Verbot und bischöfliche Weisung zwar weiterhin keine regulären Wallfahrten stattfinden. Einzelpilger und Familien seien aber am Gnadenort sehr willkommen. Die Pilgermesse an Werktagnachmittagen werde ab Montag in die größere Wallfahrtsbasilika Sankt Anna verlegt. Dort könnten bis zu 200 Gläubige mitfeiern statt bisher nur 30. Beichten seien in geräumigen Zimmern oder im Freien ab sofort täglich möglich.
Am verlängerten Pfingstwochenende würden täglich fünf Messen gefeiert. Trotz der beschränkten Platzkapazität hoffen die Kapuziner, dass durch dieses Angebot möglichst alle Pilger Gelegenheit zur Teilnahme an einem Gottesdienst erhalten. Außerhalb der Gottesdienstzeiten stünden die Kirchen zum persönlichen Gebet offen. Allerdings sei dabei gemeinsames Beten und Singen nicht gestattet.
An den drei Pfingsttagen würden in Sankt Magdalena und Sankt Konrad parallel von 11 bis 17 Uhr jeweils zur vollen Stunde Andachtsgegenstände gesegnet. Gut fünf Jahre nach der Generalsanierung der Basilika liegt außerdem ein neu bearbeiteter Kirchenführer über Sankt Anna vor, der im Regensburger Verlag Schnell & Steiner erschienen ist. Während des coronabedingten Lockdowns waren in dem oberbayerischen Wallfahrtsort über Wochen alle Kirchen geschlossen. (KNA)
13 Uhr: Ruhrbischof zieht Parallelen zwischen Pfingsten und Corona-Krise
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sieht einen Zusammenhang zwischen dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Corona-Krise und den Botschaften des Pfingstfestes. "Angesichts der Virus-Epidemie hat sich gezeigt, wie zerbrechlich und begrenzt menschliches Leben ist und wie sehr wir Menschen auf Solidarität und Gemeinschaft angewiesen sind", erklärte der Ruhrbischof am Freitag in Essen. Die Botschaft des Pfingstfestes treffe genau in diese Wirklichkeit. "Es geht um einen neuen Geist, um einen Geist des Lebens und einen Geist der Gemeinschaft."
Overbeck feiert am Pfingstsonntag, 31. Mai, den ZDF-Fernsehgottesdienst. Die Live-Übertragung aus der Hospitalkirche Sankt Joseph in Bensheim startet um 9.30 Uhr. Thema wird unter anderem die Pfingstkollekte des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis sein. Da wegen der Corona-Maßnahmen viele Gottesdienste in diesem Jahr mit wenigen Besuchern stattfinden oder ausfallen, bitten die deutschen Bischöfe um direkte Spenden an die Organisation.
Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. (KNA)
12:45 Uhr: Erzbischof Schick: Christen müssen Klimaschützer sein
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, in der Corona-Pandemie den Umweltschutz nicht zu vergessen. Jeder Christ müsse ein Klimaschützer sein, erklärte Schick am Freitag und verwies auf die vor fünf Jahren veröffentlichte Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Die Corona-Pandemie sei auch eine Folge der Umweltveränderungen, fügte der Weltkirchebeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz hinzu. Langfristig sei die Gefahr für die Erde durch den Klimawandel weitaus größer als durch das Virus.
Dass die Menschen bei akuter Bedrohung von Gesundheit und Leben auch zu drastischen Einschränkungen bereit seien, habe der Lockdown in den vergangenen Wochen bewiesen, so der Erzbischof. Zudem sei der CO2-Ausstoß in Deutschland seither um ein Viertel gesunken. Genauso wie die Corona-Krise erfordere auch der Klimaschutz von jedem Einzelnen Verzicht und Einschränkungen. Nur durch universale Solidarität könnten die Menschen die derzeit stattfindende Zerstörung der Erde stoppen. "Seit 'Laudato si' darf niemand mehr den leisesten Zweifel daran haben, dass Umweltverschmutzung Sünde ist", betonte Schick. (KNA)
12:15 Uhr: Mehrere Tausend Zuschauer bei Online-Blutritt in Weingarten
Der traditionsreiche Blutritt in Weingarten hat wegen der Corona-Pandemie erstmals seit Jahrzehnten nur in sehr verkürzter und verkleinerter Form stattgefunden. Statt gemeinsam mit hunderten Reitern und Wallfahrern trug am Freitagmorgen nur ein einzelner Reiter, Dekan Ekkehard Schmid, die traditionelle Blutreliquie durch die Stadt, um so Gottes Segen zu erbitten. Die Online-Übertragung der verkürzten Prozession sowie einen Gottesdienst und Gebete verfolgten mehrere Tausend Zuschauer.
"Es war dieses Jahr nur ein 'Blut-Rittle', dennoch danke ich allen, dass wir auch in diesem Rahmen eine kleine, schöne Feier begehen konnten", sagte Schmid. Zugleich sei er überzeugt, am 14. Mai 2021 den Blutritt wieder als große, fröhliche Prozession gemeinsam mit den vielen Blutreitern gestalten zu können.
Die Tradition der größten Reiterprozession Europas reicht bis ins elfte Jahrhundert zurück, als das Kloster Weingarten Teile einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem italienischen Mantua erhielt. Sie enthält der Legende nach mit dem Blut Christi vermischte Erde. (KNA)
12 Uhr: Macron will mit Religionsgemeinschaften über Lockerungen beraten
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will zu Beginn der kommenden Woche mit Vertretern der Religionsgemeinschaften über Lockerungen der Einschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie beraten. Das berichtet die französische Zeitung "La Croix" am Freitag. Vor der Videokonferenz am Montag oder Dienstag werde Innenminister Christophe Castaner mit den Religionsgemeinschaften Kontakt aufnehmen, um ihre Vorschläge zu sammeln.
Eigentlich sollten öffentlichen Gottesdienste in Frankreich bis Mitte Juni verboten bleiben. Am 18. Mai kippte das oberste Verwaltungsgericht, der Staatsrat, das strikte Verbot der Regierung. Weil seit der jüngsten Corona-Lockerung andernorts wieder Treffen von bis zu zehn Personen möglich sind, sei das Versammlungsverbot in Gotteshäusern nicht mehr verhältnismäßig. Eine Neuregelung muss binnen acht Tagen erfolgen. Man werde "eine intelligente Lösung für das Gemeinwohl und die Achtung der Grundfreiheit finden", so die Französische Bischofskonferenz.
Verantwortliche der jüdischen Gemeinden in Frankreich teilten mit, dass Synagogen in Frankreich zum Wochenfest Schawuot (28.-30. Mai) nicht öffnen werden. "Eine Zeit großer Versammlung ist kein guter Zeitpunkt für eine Wiedereröffnung", zitierte der französische Sender Radio J. den Präsidenten des jüdischen Konsistoriums von Frankreich und Paris, Joel Mergui. Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia fügte hinzu: "Wir haben nicht danach gefragt und es gibt keinen Grund, die Dinge zu überstürzen." (KNA)
12 Uhr: Pfarrer in Italien sorgt mit "Drive-in-Messe" für Aufsehen
Weil seine Kirche wegen der Corona-Schutzvorkehrungen nicht genug Platz für alle Gläubigen bot, hat ein italienischer Pfarrer eine kreative Lösung gefunden: Laut örtlichen Medienberichten (Freitag) funktionierte er den Parkplatz des Gotteshauses in der toskanischen Gemeinde Pontedera kurzerhand zu einem Drive-in-Gelände um. Von dort aus können Interessierte nun sämtliche Messen mitverfolgen. "Sie können das Fenster herunterfahren und alles mithören", wird Pfarrer Don Martino zitiert.
Er habe eigens große Lautsprecher installieren lassen. In der Kirche selbst sei wegen des Corona-Abstandsgebots nur Platz für 90 Personen, und eine Versammlung auf dem Vorplatz verstieße gegen die Seuchenschutzvorgaben, so der Geistliche. Wenn die Gläubigen allerdings in ihren Autos sitzen blieben, sei das regelkonform. Die "Drive-in-Messen" sieht Don Martino als "ein Symbol der Offenheit nach den harten Wochen der Ausgangssperre". (KNA)
11:45 Uhr: Corona könnte nach Expertenmeinung jeden fünften Kirchensteuer-Euro kosten
Nach Ansicht des Freiburger Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen könnte die Corona-Krise dafür sorgen, dass die Kirchensteuereinnahmen um bis zu 20 Prozent sinken. "Darauf sollten wir uns einstellen", sagte er am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): Die staatlichen Steuerschätzungen, die von etwa 13 Prozent Rückgang ausgingen, seien sehr optimistisch.
Sollte der Aufschwung nach der Krise langsamer als prophezeit kommen, so Raffelhüschen weiter, "sind wir wohl bei etwa 15 oder 16 Prozent. Und wenn wir länger am Boden liegen, eher bei 20 Prozent Ausfall." Allerdings ergänzte er auch: "Ich bin kein Spökenkieker, ich kann nicht die Zukunft voraussehen."
Der Effekt durch Kurzarbeit sei "wahrscheinlich weniger entscheidend, denn die betrifft überwiegend Menschen mit eher geringerem Einkommen, die für das Gesamtaufkommen der Kirchensteuer nicht ganz so ausschlaggebend sind". Man müsse im Blick behalten, so der Experte, dass 50 Prozent aller Mitglieder gar keine Kirchensteuern zahlten und die obersten fünf Prozent in der Einkommensstatistik der Kirchenmitglieder mehr als 50 Prozent der Kirchensteuer: "Darunter sind sehr viele Selbstständige. Da kommt es jetzt darauf an, wie stark diese Leute von der Krise getroffen werden."
Raffelhüschen hatte 2019 eine große Studie zur Zukunft der Kirchen geleitet. Danach sinken bis 2060 sowohl die Mitgliederzahlen als auch das Kirchensteueraufkommen auf etwa die Hälfte. Allerdings hätten die Kirchen bis dahin noch etwas Zeit und vor allem in den kommenden Jahren noch genügend Ressourcen, um eine nachhaltige Umgestaltung in die Wege zu leiten.
Die aktuelle Krise mache das Problem jetzt "ein Stück dringender", betonte der Finanzwissenschaftler. Und natürlich gebe es große Unterschiede zwischen einzelnen Bistümern und Landeskirchen. Insgesamt gesehen aber hätten die Kirchen genügend Rücklagen, um zumindest einen kurzfristigen Einbruch überstehen zu können.
Bei einer längeren Krise hätten sie allerdings "ein echtes Problem", so der Experte weiter: "Aber dann haben wir als Gesellschaft noch ein viel viel größeres Problem. Denn wir können nicht auf Wachstum verzichten. Sonst können wir auch keine Beatmungsgeräte mehr bauen, keine Impfstoffe entwickeln und haben auch sonst weniger Chancen, Menschen zu retten." (KNA)
11:30 Uhr: Deutsche laut Umfrage größtenteils gegen umstrittenen Corona-Aufruf von Viganò
Der umstrittene Corona-Aufruf des italienischen Erzbischofs Carlo Maria Vigano wird laut einer Umfrage nur von einer Minderheit der Deutschen begrüßt. 18 Prozent finden den Aufruf gut, 56 Prozent nicht, wie das Erfurter Meinungsforschungsinstitut "Insa Consulere" in einer repräsentativen Studie für die katholische Wochenzeitung "Die Tagespost" ermittelte.
Laut Mitteilung vom Freitag war die Zustimmung der befragten Katholiken zu der Aktion nicht größer als in der Gesamtbevölkerung. Am stärksten fiel die positive Resonanz demnach unter den Mitgliedern von Freikirchen aus.
In Bezug auf die Parteinähe der Befragten äußerten vor allem Anhänger der AfD (44 Prozent) und der FDP (29 Prozent) überdurchschnittlich viel Zustimmung.
Zwischen dem 15. und 18. Mai waren den Angaben zufolge 2.092 Erwachsene befragt worden. Ihnen sei die Aussage vorgelegt worden: "Ich finde es gut, dass Bischöfe, wie zum Beispiel Kardinal Gerhard Müller, öffentlich scharfe Kritik an den Corona-Maßnahmen geäußert haben (Vigano-Appell)."
In dem "Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens" heißt es unter anderem, dass die Corona-Pandemie als Vorwand genutzt werde, um eine Weltregierung zu schaffen, "die sich jeder Kontrolle entzieht". Die Einschränkung von Bürgerrechten wird als unverhältnismäßig und ungerechtfertigt kritisiert.
Von vielen Seiten wurde Vigano, dem früheren Vatikanbotschafter in den USA, und den Unterzeichnern daraufhin vorgeworfen, sich an der Verbreitung von Verschwörungsmythen zu beteiligen. Zahlreiche deutsche Bischöfe hatten die Aktion mitunter scharf kritisiert. (KNA)
6 Uhr: Mazyek warnt vor zu schneller Rückkehr in Moscheen
Aiman Mazyek warnt mit Blick auf das Fest des Fastenbrechens vor einer übereilten Rückkehr der Gläubigen in die Moscheen. "Wer sich jetzt von der romantischen Idee leiten lässt, es sei alles wie immer, der irrt", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Normalität werde es in den Moscheegemeinden vorerst nicht geben. Aktuell werde diskutiert, wie die Hygiene- und Abstandsvorschriften gegen die Verbreitung des Coronavirus am besten mit der religiösen Praxis vereinbart werden können.
Mazyek erklärte, einige Moscheen würden zwar wieder Nachtgebete und Freitagsgebet abhalten und auch zum Ende des Ramadans, dem Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) ab Sonntag, seien einige kleinere Veranstaltungen geplant. Der Zentralrat empfehle aber, alle Gemeinschaftsgebete und Festgebete in der Moscheegemeinschaft bis Ende Mai auszusetzen. Seit dem 9. Mai dürfen die Moscheen offiziell wieder unter Auflagen für Gottesdienste öffnen. "Aber wir beobachten, dass sehr viele Gläubige von sich aus sehr zurückhaltend sind, was den Gang zur Moschee angeht. Sie sind grundsätzlich vorsichtig", sagte Mazyek.
Der Fastenmonat Ramadan sei in diesem Jahr "völlig anders" als sonst. "Natürlich sind sehr viele Muslime traurig, dass die spirituelle Gemeinschaftlichkeit nicht stattfinden kann, wie sie es gewohnt sind", sagte Mazyek. Auf Feiern im größeren Familienkreis werde weitgehend verzichtet, wie auch auf größere Anlässe in den Moscheegemeinden. "Das ist traurig, das ist frustrierend und ein großer Einschnitt in die religiöse Praxis."
Dennoch sei er stolz darauf, wie die Gemeinden mit der Extrem-Situation umgingen, sagte Mazyek. So hätten einige Gemeinden mit "Iftar to Go" eine Möglichkeit geboten, mit der Bedürftige trotz Corona das traditionelle Essen zum Fastenbrechen nach Sonnenuntergang bekommen könnten. Es gebe auch Ideen, ein ähnliches Angebot für Kindergeschenke auf die Beine zu stellen.
Zum Ende des Ramadans gibt es in vielen muslimischen Familien Geschenke. Viele Muslime hätten zudem digitale Möglichkeiten wie Skype oder Zoom genutzt, um zumindest virtuell bei Familienmitgliedern und Freunden zu sein. Predigten hätten über soziale Medien stattgefunden.
Die Corona-Krise wirke sich auch finanziell auf die Moscheegemeinden aus, erklärte Mazyek: "Einige stehen kurz vor dem Bankrott, weil die Kollekte vollständig weggebrochen ist, laufende Kosten aber weiterhin gezahlt werden müssen." Viele Gemeinden würden sich gegenseitig finanziell unterstützen. Auch einige Bundesländer hätten Finanzhilfen gezahlt oder die Gemeinden bei Spendenaktionen unterstützt.
Vor allem in Berlin seien solche Hilfen unbürokratisch ermöglicht worden. Im Ramadan erzielen die Gemeinden Mazyek zufolge etwa 30 bis 50 Prozent ihrer jährlichen Spendeneinnahmen. In diesem Jahr seien es wegen der geschlossenen Moscheen nur etwa zehn bis 20 Prozent des gewohnten Betrags gewesen. (epd)
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