Newsticker: Corona und die Kirche, 24. Mai

Zahl der Corona-Infizierten nach Gottesdienst steigt auf 107

Veröffentlicht am 24.05.2020 um 12:28 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker+++

Bonn ‐ Die ganze Welt ist von der Corona-Pandemie betroffen. Auch das kirchliche Leben ist eingeschränkt: Gottesdienste und andere Veranstaltungen fallen aus, Christen helfen, Christen erkranken. Im katholisch.de-Newsticker gibt es ein aktuelles Bild der Lage in Deutschland und der Weltkirche.

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17:15 Uhr: Kardinal Napier fordert staatliche Hilfe für Südafrikas Kirchen

Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier hat aufgrund der anhaltenden Ausgangssperre in der Corona-Pandemie staatliche Hilfe für Kirchen gefordert. Priester und andere Kirchenangestellte litten demnach wie alle anderen Südafrikaner unter dem inzwischen zwei Monate andauernden Lockdown. "Es fehlen die Gemeinden, die normalerweise für ihren Unterhalt aufkommen", zitieren lokale Medien den Geistlichen am Sonntag. Bereits "irgendeine Art von Unterstützung" würde helfen, Pfarrer und deren Familien zu ernähren.

Kardinal Napier kritisierte, dass die strengen Ausgangsbeschränkungen teilweise wieder gelockert wurden, für Kirchen aber weiter keine Öffnung in Aussicht sei. Auch Schulen sollen in Südafrika Anfang Juni schrittweise wieder öffnen. "Das macht keinen Sinn", so Napier mit Blick auf Gottesdienste.

Südafrika verzeichnet mit mehr als 21.000 Infizierten die meisten Fälle von Covid-19 auf dem Kontinent. Ende März hatte Präsident Cyril Ramaphosa einige der strengsten Notverordnungen weltweit erlassen, darunter ein Verkaufsverbot von Alkohol, Tabak und Sommerbekleidung. Der Druck auf die Regierung in Pretoria, die Restriktionen zu lockern, steigt täglich. Auch die Bischöfe des Landes kritisierten einige der "unbegründeten" Maßnahmen. (KNA)

16:15 Uhr: Erzbischof: Vorschnelle Suche nach Schuldigen in Pandemie

Mailands Erzbischof Mario Delpini (68) hat eine vorschnelle Suche nach Schuldigen in der Corona-Pandemie kritisiert. "Mir gefällt diese Jagd nach Tätern nicht, die aggressiven Töne derer, die sich als Opfer fühlen und nach einem Verantwortlichen suchen", sagte er der Zeitung "Repubblica" (Sonntag). Es werde Zeit brauchen, "um wirklich zu verstehen, was passiert ist".

"Mir ist klar, dass wir einen sehr hohen Preis bezahlt haben", so Delpini. "Es hat zu viele Tote gegeben." Um aber die Gründe dafür zu verstehen, sei eine genaue Analyse nötig. "Wir müssten die gesamte Geschichte rekonstruieren, um die Wirkung getroffener Maßnahmen und die Verbreitung des Virus zu verstehen", so Delpini. Zunächst aber gehe es um "Mitleid für die vielen Toten" und "Dankbarkeit für diejenigen, die die Kranken geheilt und dabei ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familie riskiert haben".

Die ersten Gottesdienste mit Menschen nach dem Lockdown hätten "einer Rehabilitation nach einem Trauma" geähnelt, beschrieb Delpini seine Erfahrungen in der vergangenen Woche. Die Feiern seien keine "glücklichen Momente" gewesen, wie man sie sonst erlebt, wenn alles vorbei ist. Früher seien die Leute in die Kirche gekommen, hätten Hallo gesagt, gebetet und gesungen. "Jetzt aber mit der Maske, dem Abstand, der Art und Weise des Kommunionempfangs wird die Messe mit Künstlichkeit und Vorsichtsmaßnahmen überfrachtet. Wir müssen wieder lernen, zu feiern", so Delpini. Etliche seien "genervt" und "ein wenig verärgert" wegen der ständigen Ermahnungen, Abstand zu halten.

Das weitere Ergehen der Stadt Mailand hängt laut dem Erzbischof vor allem von jedem Einzelnen ab. Entscheidend seien, wie klug oder dumm jemand mit den gemachten Erfahrungen umgehe, "ob jeder seine Lektion gelernt hat", warnte Delpini. "Die Stadt wird nicht automatisch besser oder schlechter werden, weil es ein solches Trauma gegeben hat: Alles wird von den einzelnen Mailändern abhängen." (KNA)

15:50 Uhr: Zahl der Corona-Infizierten nach Gottesdienst steigt auf 107

Die Zahl der Menschen, die sich im Umfeld einer baptistischen Gemeinde in Frankfurt am Main mit dem Coronavirus angesteckt haben, ist auf mehr als 100 gestiegen. "Stand jetzt haben sich mindestens 107 Personen mit Wohnsitzen in Frankfurt und drei weiteren hessischen Landkreisen infiziert", teilte der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Sonntagnachmittag in Wiesbaden mit.

Die Gesundheitsämter vor Ort hätten die Kontaktpersonennachverfolgung unmittelbar aufgenommen, das Land stehe mit ihnen in engem Kontakt, erklärte Klose. Gegebenenfalls würden Quarantänemaßnahmen ergriffen, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.

"Diese Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle – gerade während der Lockerungen, die jetzt wieder möglich gemacht werden – wachsam bleiben und nicht leichtsinnig werden", sagte Klose. "Das Virus ist weiterhin da und will sich verbreiten. Unser bester gemeinschaftlicher Schutz ist das Einhalten der Hygiene-, Abstands- und Mund-Nasen-Schutz-Regeln." Zu dem Corona-Ausbruch war es nach einem Gottesdienst in der Baptisten-Gemeinde vor zwei Wochen gekommen. Zunächst war von etwa 40 Infizierten die Rede gewesen.

Etliche Erkrankte stammen aus Hanau. Als Reaktion verboten die Stadtverwaltung und der Main-Kinzig-Kreis ein für Sonntag in einem Hanauer Stadion geplantes Fastengebet muslimischer Institutionen zum Ende des Ramadans. Angesichts der jüngsten Entwicklungen beim Infektionsgeschehen in Hanau sei das Risiko zu groß, begründete Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) den Beschluss. (mpl/epd)

14:35 Uhr: Frankreich erlaubt wieder Gottesdienste

Frankreich erlaubt von diesem Wochenende an wieder Gottesdienste und religiöse Versammlungen. Wie alle anderen Einrichtungen müssten auch die Kirchen dabei entsprechende Corona-Schutzmaßnahmen ergreifen und Distanzregeln, Maskenpflicht und Handdesinfektion beachten, heißt es in einem am Samstag von der französischen Regierung veröffentlichten Dekret. Zugleich wird darin der 2. Juni als Termin für die Wiederaufnahme der Gottesdienstfeiern empfohlen. Die Französische Bischofskonferenz begrüßte die Entscheidung.

Eigentlich sollten öffentliche Gottesdienste in Frankreich bis Mitte Juni verboten bleiben. Am 18. Mai hatte das oberste Verwaltungsgericht, der Staatsrat, das strikte Verbot der Regierung jedoch gekippt. Weil seit der jüngsten Corona-Lockerung andernorts wieder Treffen von bis zu zehn Personen möglich sind, sei das Versammlungsverbot in Gotteshäusern nicht mehr verhältnismäßig. Am Freitag hatte Staatspräsident Emmanuel Macron angekündigt, mit Vertretern der Religionsgemeinschaften über Lockerungen der Einschränkungen beraten zu wollen. (KNA)

13 Uhr: Papst will Besuch in Region Acerra bei Neapel nachholen

Der Papst will seinen geplanten Besuch in der von Umweltschäden stark betroffenen Region Acerra bei Neapel nachholen. Heute habe er eigentlich nach Acerra gehen sollen, um das Engagement derjenigen zu unterstützen, die sich "gegen das Drama der Umweltverschmutzung im sogenannten 'Land der Feuer' einsetzen", sagte das Kirchenoberhaupt bei seinem Mittagsgebet am Sonntag im Vatikan.

Die nordöstlich von Neapel gelegene Gegend um Acerra ist in Italien berüchtigt, weil dort seit Jahren teils giftiger Müll illegal entsorgt und verbrannt wird. Das Geschäft wird größtenteils von der Camorra betrieben; vielen Menschen bringt es jedoch mehr ein als der traditionelle Obst- und Gemüseanbau.

Wegen der Pandemie war der Papstbesuch, der vom Vatikan nie offiziell bestätigt wurde, verschoben worden. Er richte jedoch der gesamten Diözesangemeinschaft Grüße, Segen und Ermutigung aus. "Ich werde kommen, ganz sicher", sagte Franziskus. (KNA)

12:35 Uhr: Erstmals beim Angelus-Gebet wieder Gläubige auf Petersplatz

Erstmals seit dem 8. März haben am sonntäglichen Angelus-Gebet des Papstes wieder Gläubige auf dem Petersplatz teilgenommen. Wie der Petersdom ist der Platz seit vergangenen Montag weitgehend geöffnet. Zwar hielt Franziskus seine Ansprache wie in den Wochen des Lockdown in der Apostolischen Bibliothek, diese wurde aber wieder auf Großbildschirme auf dem Platz übertragen. Dort hielten sich schätzungsweise 200 Menschen auf, viele mit Mundschutz und in gebührendem Abstand.

In seiner Ansprache erinnerte der Papst an den Gedenktag für die Kirche in China am 24. März sowie an den an diesem Sonntag vielerorts begangenen katholischen Mediensonntag. Anschließend begab sich der Papst an das Fenster im dritten Stock des Apostolischen Palastes und wurde dort von den Gläubigen mit Beifall begrüßt. Dabei segnete der Papst die Menschen noch einmal. (KNA)

12:20 Uhr: Erzbischof Schick: Gottesdienste für Seelen unentbehrlich

Gottesdienste sind nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick für die Seele der Menschen unentbehrlich. "Die Gottesdienste trösten die Betrübten, schenken den Mutlosen Zuversicht, stärken die Leidenden, geben den Enttäuschten und Resignierten Hoffnung und verkünden, dass die Toten zum ewigen Leben eingehen", sagte Schick am Sonntag im oberfränkischen Stappenbach bei Burgebrach. Dort weihte er Altar, Ambo und Taufbecken in der Schutzengelkirche nach dreijährigen Sanierungsarbeiten.

Die Wiederöffnung trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise zeige die wichtige Bedeutung von Kirchen, Gottesdiensten und Gebet für die Menschen, so Schick. Die Feier sei nicht verschoben worden, "weil die Gläubigen wieder ihre Kirche besuchen und Gottesdienste feiern wollen". Die Kirchen seien in den Dörfern und Städten Häuser des Gebets, die der Seele und dem ganzen Leben guttäten. (KNA)

11:20 Uhr: Grabeskirche weiterhin überwiegend geschlossen

An der Jerusalemer Grabeskirche ist es am Sonntagmorgen zu irritierenden Szenen gekommen: Trotz der Ankündigung der Konfessionen, das Gotteshaus am Sonntag wieder für Gläubige zu öffnen, blieben die Türen am Morgen überwiegend geschlossen. Es handele sich um eine "schrittweise Öffnung", die in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Polizei geschehen müsse, erklärte Franziskanerkustos Francesco Patton am Sonntagmorgen auf dem Kirchplatz vor Medien. Die Grabeskirche ist seit zwei Monaten aufgrund der Covid-19-Pandemie geschlossen.

Bereits vor Sonnenaufgang hatten sich mehrere Gläubige vor der Kirche versammelt, um der Wiedereröffnung beizuwohnen. Gegen acht Uhr öffneten sich die Türen kurz, um eine Gruppe orthodoxer Geistlicher, Seminaristen und weniger Laien einzulassen. An Wochentagen öffnet die Kirche entsprechend dem Status Quo um fünf Uhr morgens, in der Nacht zu Sonntag üblicherweise um Mitternacht.

Anwesende Geistliche der verschiedenen an dem Gotteshaus beteiligten Konfessionen machten widersprüchliche Angaben, wann die Kirche mit den angekündigten Einschränkungen zugänglich sein wird. Möglicherweise könnten die Türen mit wenigen Ausnahmen eine weitere Woche geschlossen bleiben, bis eine weitere Lockerung der Besucherzahlen von 50 auf 100 Personen in Kraft tritt. Die Situation in der Grabeskirche sei durch die Beteiligung mehrerer Konfessionen komplexer als in anderen Gotteshäusern und erfordere daher einen schrittweisen Übergang, erklärte Patton die Situation. Den in der Kirche lebenden Gemeinschaften müsse die Zeit gelassen werden, minimale Schutzanforderung wie den Einhalt von Sicherheitsabständen oder das Verteilen von Desinfektionsmitteln sicherzustellen.

Die drei an dem Gotteshaus beteiligten Konfessionen hatten am vergangenen Samstag (23. Mai) die Öffnung der Kirche für Beter und Besucher ab diesem Sonntag angekündigt. Aus Sicherheitsgründen und zum Schutz vor einer Ausbreitung von Covid-19 werde die Zahl der Besucher auf maximal 50 Personen zur gleichen Zeit beschränkt, heißt es in der Ankündigung, die von Franziskanerkustos Francesco Patton, dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. und dem armenischen Patriarchen Nourhan Manougian unterzeichnet ist. Zu den weiteren Schutzmaßnahmen gehört das Verbot von Frömmigkeitspraktiken, die physischen Kontakt mit Personen oder Gegenständen umfassen. (KNA)

10:30 Uhr: Kardinal Schönborn: Wir haben gute Chancen für Wiederaufbau

Gute Voraussetzungen für den Wiederaufbau nach der Covid-Pandemie sieht Wiens Kardinal Christoph Schönborn unter anderem in Europas Institutionen. "Die gegenwärtige Krise hat uns allen bewusst gemacht, wie kostbar gut funktionierende Institutionen sind", schrieb Schönborn in einem Beitrag für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Sonntag).

Allerdings funktionierten Institutionen nicht von allein. "Uns ist bewusst geworden, dass diese von Menschen getragen werden, die den Dienst an dem Anderen an erste Stelle stellen", so Schönborn. Ohne diese oft nicht gewürdigten Menschen "wäre unser Staat nach einem Wort des Hl. Augustinus nur eine Räuberbande".

Ohne andere belehren zu wollen, wolle er mutmachende Beispiele aus seinem Land, Österreich, nennen, schrieb Schönborn. Dazu zählten ein gutes Gesundheitssystem, ein Rechts- und Sozialstaat sowie eine solide Wirtschaft. All dies werde nun "seit 75 Jahren vom Geist des gemeinsamen Suchens nach Lösungen getragen". Dabei habe man es "gelernt, Gemeinsames über die Einzelinteressen stellen".

In seinem gut halbseitigen Beitrag erinnert der Wiener Erzbischof an seinen Vorgänger, Kardinal Theodor Innitzer, der 1945 angesichts des niedergebrannten Stephansdoms den trauernden Menschen sagte: "Na, wir werden ihn halt wieder aufbauen." Am diesjährigen Ostersonntag, den er wegen der Pandemie weitgehend allein zelebrierte, habe er an die Katastrophe erinnern wollen sowie an die vielen Menschen, die den Dom wieder aufgebaut haben.

In ähnlicher Weise habe die Kirche jetzt "die Aufgabe und die Möglichkeit, an einer bessere Zukunft mitzubauen", so Schönborn weiter. Dann könne man die zweifellos großen Probleme hoher Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Schwierigkeiten sowie ökologischer Krisen angehen. In der Pandemie sei deutlich geworden, so der Kardinal abschließend, dass in vielen Menschen des angeblich entchristlichten Europas die Haltung Jesu Wurzeln geschlagen habe: zu dienen, Mitgefühl zu zeigen und sich für andere einzusetzen. (KNA)

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