Herr Weihbischof, kommen Sie zurück zum Synodalen Weg!
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Jetzt ist es passiert: Mit dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp hat ein Teilnehmer des Synodalen Wegs de facto hingeworfen. Er möchte im Forum zur Sexualmoral nicht weiter mitarbeiten, weil die Mehrheit der Forumsmitglieder die kirchliche Sexualmoral ändern wolle, er aber nicht.
Dem Weihbischof möchte man da zurufen: Tun Sie das nicht! Beim Synodalen Weg wird nicht ohne Grund über die Sexualmoral der Kirche diskutiert; die MHG-Studie nennt sie einen der systemimmanenten Gründe für sexuellen Missbrauch in der Kirche. Das heißt: Das Gespräch darüber ist keine warme Empfehlung, sondern ethische Verpflichtung.
Zwischen reform- und traditionsorientierten Katholiken ist das Verhältnis zur Sexualität in der Tat ein Knack- und Streitpunkt – und ja, wer die kirchliche Sexualmoral in all ihren Ausformungen als gottgegeben und unveränderbar sieht, gehört zu einer Minderheit. Diese muss sich umso mehr am Diskurs beteiligen, Bedenken und Vorbehalte einbringen, damit das Ergebnis auch ihre Anliegen widerspiegelt.
Wo ginge das besser, als in einem Forum des Synodalen Wegs? Wenn Schwaderlapp nun aussteigt, schwächt er die Kraft seiner Argumente – weil er sie nicht mehr in den Arbeitsprozess einbringt. Auch im Plenum könnte sein Wort anschließend weniger wiegen. Denn wer einen der zum Teil begehrten Plätze in den Arbeitsgruppen ausschlägt, dessen Kritik an den gefundenen Kompromissen wird vielleicht weniger ernst genommen.
Dass am Ende Kompromisse stehen müssen, war von Anfang an klar. Wozu ein Reformprozess, wenn alle Regeln unverändert bestehen bleiben sollten? Eine Mehrheit der Mitglieder des Synodalen Wegs will Veränderungen; wer Verständnis für die Tradition fordert, muss also auch für Reformanliegen ein offenes Ohr haben. Nur so kann der Diskurs fruchtbar sein.
Die Kirche hat in Sachen Konfliktfähigkeit und Meinungsvielfalt noch viel nachzuholen, oft wirkt das Bild der monolithischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert noch nach – was damals schon nicht der Realität entsprochen hat. Es ist verständlich, wenn manche sich von der Geschwindigkeit, mit der sich der Kommunikationsduktus der Kirche verändert, etwas überrannt fühlen. Das ist aber kein Grund zum Aufgeben – sondern ein Ansporn, weiterzumachen. Eine Rückkehr von Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wäre deshalb eine Bereicherung für alle.